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Reaktionsketten des Organismus bei Angst
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Angst und Stress sind körperlich dasselbe.
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Viele Situationen können Angst- und Stressreaktionen auslösen.
Körperliche Stresssituationen sind z. B. Verletzungen, Operationen, Verbrennungen,
Kälte, Schmerzen, Sauerstoffmangel, niedriger Blutzucker. Psychische Stressreaktionen
sind u.a. Ärger, Angst, Leistungsdruck, Freude. Näheres zum Thema Stress finden Sie hier. |
Die beiden Reaktionsketten laufen zur gleichen Zeit ab, die eine
sekundenschnell, die andere langsamer.
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Der Körper unterscheidet nicht, ob es sich um positiven Stress
(Eustress), z. B. Freude, oder negativen Stress (Dysstress), z. B. Schmerzen oder Angst
handelt. Die Reaktionskette des Organismus ist immer dieselbe. Sie gliedert sich in zwei
gleichzeitig verlaufende Reaktionen:
- Der Hypothalamus reagiert auf stress- und angstauslösende Situationen mit der
Ausschüttung von CRH (Corticotropin- Releasinghormon). Das Hormon CRH stimuliert die
Hypophyse zur Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon). Den Regelkreis finden
Sie hier. ACTH
wiederum regt die Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Glukokortikoiden
an. Die bekanntesten Glukokoritkoide sind Kortisol und Kortison. Diese wirken regulierend
auf den Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel.
- In der zweiten Reaktionskette wird über den Nervenstrang des Sympathikus das Nebennierenmark aktiviert. Das
schüttet dann innerhalb von Sekunden eine Mischung von 80 Prozent Adrenalin und 20
Prozent Noradrenalin aus.
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Sekundenschnelle Reaktion bei Angst durch Nervenbotenstoffe.
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Adrenalin und Noradrenalin
gehören zu den Katecholaminen und sind Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter), die auf den
Sympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems) erregend wirken. Sie beschleunigen
kurzfristig die Energiebereitstellung. Das zeigt sich in einer beschleunigten
Herztätigkeit, Erhöhung des Blutdrucks, Freisetzung von Glukose und verstärkten
Durchblutung der Muskulatur. Normalerweise werden Adrenalin und Noradrenalin fortlaufend
in kleinen Mengen in das Blut abgegeben. In Stress- und Angstsituationen allerdings kommt
es zu einer hochdosierten Ausschüttung. Die wichtigste Aufgabe der in einer
Alarmsituation freigesetzten Hormone Adrenalin und Noradrenalin besteht darin,
gespeicherte chemische Energie wie Fett oder Glykogen zu mobilisieren und die
Glukoseaufnahme in die Körperzellen zu unterstützen, um der vermehrten Muskeltätigkeit
ausreichend Energie zur Verfügung zu stellen. Denkvorgänge werden unterdrückt bzw.
blockiert. Das ist der Grund, warum es in Prüfungssituationen bei einigen Menschen zu
einem Wissensloch kommen kann, bei dem auch sicheres Wissen plötzlich wie weggeblasen
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Sinkt der Erregungspegel nicht mehr ab, so können schon mittlere und
leichte Impulse eine Angstreaktion auslösen, die die Angstschwelle überschreitet.
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Die zweite Reaktionskette wirkt kurzfristig. Bei langfristigem Stress und
Angst überwiegt die erste Reaktionskette. Normalerweise baut sich eine Angstreaktion
schnell auf und auch schnell wieder ab. Nicht abgebaute Angst wirkt lange nach und der
Körper kann nicht zu seinem normalen Gleichgewicht zurück finden. Im Gegenteil: Ist der
allgemeine Erregungszustand dauerhaft erhöht, so können Stress- und Angstsituationen,
die früher die "Angstschwelle" nicht erreichten, jetzt zu einer heftigen
Angstreaktion führen, die weit über der "Angstschwelle" liegt. Dieser
Mechanismus wird in der nachfolgenden Grafik verdeutlicht.
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Langfristige Erhöhungen der allgemeinen Erregung zerstören das
Gleichgewicht des Körpers.
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Menschen, deren allgemeine Erregungslage durch nicht abgebaute Angst
dauerhaft höher liegt, können folgende Symptome zeigen:
- Der Blutdruck ist hoch,
- der Puls ist schnell,
- die Muskeln sind verkrampft,
- die Magensäurebildung ist hoch,
- die Fortpflanzungsorgane arbeiten vermindert,
- die Verdauungsorgane sind schlecht durchblutet.
Das kann nachhaltige Wirkungen auf die Gesundheit haben, z. B. Spannungskopfschmerz, Schlafstörungen, Infektanfälligkeit, Lern- und
Konzentrationsstörungen, Depressionen,
Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Muskelverspannungen,
Verstopfung, sexuelle
Funktionsstörungen.
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