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Multiple Sklerose
Kabelschaden im Gehirn
Inhaltsübersicht:
Was bedeutet Multiple Sklerose?
Weiße und graue Substanz
Nervenfasern und Myelin
Veränderungen durch MS
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Was bedeutet Multiple Sklerose?
Der Begriff erklärt schon vieles. Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS). Obwohl die Ursachen bis heute nicht eindeutig geklärt sind, kann man die anatomischen Veränderungen recht genau beschreiben. Bei der Multiplen Sklerose kommt es zu vielen (=multiplen) Entzündungen an verstreut liegenden Stellen des Gehirns und des Rückenmarks, die im Verlauf der Krankheit auch vernarben (sklerosieren) können. Oft wird Multiple Sklerose auch Encephalomyelitis disseminata genannt, was übersetzt etwa "verstreut liegende Gehirn- und Rückenmarkentzündung" bedeutet.

 

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Weiße und graue Substanz
Graue und weiße Substanz des Gehirns Das Zentrale Nervensystem besteht aus dem Gehirn, das sich in die Teile Großhirn, Kleinhirn, Mittelhirn und Hirnstamm gliedert, und dem Rückenmark. Auch die Augen gehören zum ZNS. Optisch zeigt sich das Gewebe des ZNS in zwei Farben. Größere Mengen von nah beieinander liegenden Nervenzellkörpern, wie sie in der Hirnrinde zu finden sind, erscheinen grau und werden deshalb auch graue Substanz oder "graue Zellen" genannt. Als weiße Substanz bezeichnet man die weiß erscheinenden Bereiche des Zentralen Nervensystems. In diesen Bereichen finden sich markhaltige Nervenfasern, die im Gehirn Bahnen genannt werden.

 

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Nervenfasern und Myelin
Nervenzelle Informationen von Nervenzellen werden mit Hilfe von elektrischen Impulsen übertragen. Die Informationen werden auf der Eingangsseite einer Nervenzelle an den feinen Verästelungen des Zellkörpers, den Dendriten aufgenommen. In der nebenstehenden Grafik wird der Informationsfluss in Form eines roten Pfeils symbolisiert.

Die Informationen werden als elektrische Impulse innerhalb der Nervenzelle weiter geleitet auf die Ausgangsseite der Nervenfaser zum Nervenzellfortsatz, dem Axon. Über das Axon im Inneren des Nervenzellfortsatzes gelangt der elektrische Impuls zu den präsynaptischen Endköpfen. Diese stellen eine Verbindung zu anderen Nervenzellen her und übertragen so die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen.

 

"Elektrokabel" Nervenzelle: Die Isolierung ist das Myelin. Damit die elektrische Weiterleitung reibungslos erfolgen kann, sind die Nervenfasern, ähnlich einem elektrischen Kabel, von einer "Isolierschicht" umgeben. Diese Isolierschicht besteht aus Myelin, das in mehreren Lagen um das Axon herumgewickelt ist. Die Myelinummantelung wird auch Markscheide oder Myelinscheide genannt. Sie gibt außerdem der weißen Substanz im ZNS ihren Namen, weil sie sich weiß abzeichnet.

 

Myelin sorgt für eine schnelle Nachrichtenübermittlung. Die Myelinummantelung der markhaltigen Nervenfasern sorgt für eine hohe Leitungsgeschwindigkeit, wie sie z. B. bei Gefahrensituationen erforderlich ist. Dann können Nervenimpulse mit über 400 Kilometern pro Stunde übermittelt werden. Marklose Nervenfasern besitzen eine weniger gute Isolierung und eine niedrigere Leitungsgeschwindigkeit. Sie kommen z. B. bei Nerven für die Steuerung der inneren Organe vor.

 

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Veränderungen durch MS
Entzündungen greifen das Myelin an. Bei der Multiplen Sklerose kommt es zu Entzündungen an den Myelinscheiden. Diese Entzündungen entstehen nicht durch von außen in den Körper eingedrungene Krankheitserreger. Sie sind vielmehr auf eine Fehlregulation des Immunsystems zurückzuführen. Die Entzündungen können an einer Stelle oder auch an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten. Sie greifen das Myelin an. Als Folge des geschädigten Myelins ist die Informationsübertragung über das Axon gestört. Sie kann verlangsamt oder auch ganz unterbrochen sein. Bei nebeneinander liegenden Nervenfaser kann es auch zu "Kurzschlüssen" kommen.

 

Narben stören die Weiterleitung von Informationen. Die Entzündungsherde, die das Myelin angreifen, bezeichnet man als Plaques, die Schädigung der Markscheiden wird Demyelinisierung oder auch Entmarkung genannt. Bei der Multiplen Sklerose nehmen im Verlauf der Erkrankung die Zahl und der Umfang der Plaques zu. In der Regenerationsphase kann eine unterschwellige Entzündung zurückbleiben. So wie bei anderen Wunden auch, bildet das zerstörte Nervengewebe eine Narbe (Sklerose). Das Narbengewebe aber stört die Informationsübertragung der Nervenfasern.

 

Die Folgen sind je nach Lokalisation unterschiedlich. Je nach Lokalisation kommt es zu unterschiedlichen Auswirkungen. Leitet die geschädigte Nervenfaser Informationen zu einem bestimmten Muskel, so sind die Bewegungen des Muskels beeinträchtigt. Bewegungen sind  z. B. nicht mehr so kräftig und geschickt. Der Sehnerv kann ebenfalls betroffen sein. In diesem Fall sieht der Patient vielleicht nicht mehr deutlich, ein Teil seines Gesichtsfeldes kann ausfallen oder er sieht Doppelbilder.

 

Die Regeneration kann auch vollständig sein. Oft bleiben aber im weiteren Verlauf der Erkrankung Narben zurück. Multiple Sklerose tritt in Schüben auf, die sich innerhalb von Stunden oder auch Tagen entwickeln und dann nach einiger Zeit wieder nachlassen. Während eines Schubes werden Teile der Myelinscheiden von körpereigenen "Fresszellen" aufgenommen und "verdaut". Diesen Vorgang kann man bei mikroskopischer Betrachtung eines aktiven Plaques gut erkennen. Nach Abklingen des Schubes bleibt an dieser Stelle eine Narbe zurück, die die Nervenfunktion beeinträchtigt. Auch der Durchmesser des Axons erscheint in der Folge reduziert. In der Regenerationsphase kann sich die geschädigte Myelinscheide erholen. Es wird neues Myelin gebildet, die demyelinisierten Nervenfasern können sich remyelinisieren. Dies ist jedoch nicht immer vollständig der Fall. Diese Regeneration kann so weit gehen, dass der Schub keine bleibenden Folgen hinterlässt. Alle während des Schubs aufgetretenen Ausfälle und körperlichen Störungen können sich vollständig zurückbilden. Allerdings können auch Vernarbungen zurückbleiben. Nur ein geringer Anteil der auftretenden Plaques macht sich tatsächlich durch Beschwerden bemerkbar. Oft kann nur durch eine technische Untersuchung festgestellt werden, dass ein so genannter stummer Herd aufgetreten ist.

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Multiple Sklerose

 

 

 


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