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Muskeltonus
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Die klinische Untersuchung der Motorik besteht aus einer Beurteilung des
Muskeltonus, der Muskelkraft, der Reflexe sowie Feststellung eines eventuellen
Muskelschwunds oder von unwillkürlichen Bewegungen wie Tics, d.h. unwillkürlichen
Muskelzuckungen, die stereotyp wiederholt werden (Blinzeln, Räuspern, Grimassieren) oder
unwillkürlichen Muskelkontraktionen (Myoklonien). |
Muskeltonus - Grundspannung in der Muskulatur
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Nur wenn wir schlafen, sind unsere Muskeln entspannt. Beim wachen Menschen
sind immer einige Muskelfasern in einem Muskel angespannt. Die Kontraktion ist aber so
gering, dass sie keine Bewegung hervorruft. Diese Anspannung, die man als Grundspannung in
der Muskulatur bezeichnen könnte, wird Muskeltonus genannt. Sie ermöglicht, dass wir
aufrecht Sitzen und Stehen können, ohne uns anzustrengen. Sie bewirkt, dass wir unseren
Kopf aufrecht halten können, ohne dass er immer wieder der Schwerkraft folgt und
vornüberfällt. |
Passives bewegen von Gelenken
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Der Muskeltonus wird am entspannten Patienten durch passive Bewegung der
Gelenke von Hand, Ellbogen, Knie und Hüfte untersucht. Passiv bedeutet in diesem
Zusammenhang, dass nur der Untersucher die entsprechenden Bewegungen ausführt, indem er
z. B. ein Bein des Patienten in die Hand nimmt und das Knie beugt. |
Veränderungen im Muskeltonus
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Abnorme Veränderungen der Muskelspannung sind:
- Spastik (krampfartig erhöhter Muskeltonus), die bei einer Schädigung der Pyramidenbahn
auftritt. Je rascher die Bewegung bei der Untersuchung durchgeführt wird, desto stärker
ist die Spastik ausgeprägt.
- Beim Rigor ist der Muskeltonus durch gleichmäßige, geschwindigkeitsunabhängige
Steigerung gekennzeichnet. Ursache ist eine Störung des extrapyramidal- motorischen
Systems, wie z. B. bei der Parkinson-Krankheit.
- Ein herabgesetzter Tonus (Hypotonus) zeigt sich durch schlaffes Mitschwingen bei
passiver Bewegung. Ursachen sind schlaffe, unvollständige Lähmungen (Paresen) bei einer
Schädigung des peripheren Nerven.
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Muskelkraft
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"Armdrücken" mit dem Arzt
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Die Untersuchung der Kraft erfolgt, indem der Patient
einzelne Muskeln oder Muskelgruppen gegen den Widerstand des Untersuchers anspannt. Die
Muskelkraft wird in 5 Grade eingeteilt:
- 0: Keine Aktivität
- 1: sichtbare Kontraktion ohne motorischen Effekt
- 2: Bewegung unter Ausschaltung der Schwerkraft
- 3: Bewegung gegen die Schwerkraft
- 4: Bewegung gegen Widerstand
- 5: Normal
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20 Sekunden Arme vorhalten
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Beim Armvorhalteversuch hält der Patient für mindestens 20
Sekunden die Arme nach vorn gestreckt. Liegt eine latente Lähmung eines Armes vor, sinkt
der Arm ab. Ein entsprechender Versuch ist auch in der unteren Extremität möglich. |
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Reflexe
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Reflexe sind nicht dem Willen unterworfen
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Reflexe sind unbeeinflussbare Muskelkontraktionen als Antwort auf einen
Reiz. Es werden Eigen- und Fremdreflexe unterschieden. |
Eigenreflexe
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Durch einen Schlag mit dem Reflexhammer auf die Muskelansatzsehne wird der
Muskel kurzfristig gedehnt. Dies reizt die Muskelspindeln als Empfangsorgane und führt
über einen Reflexbogen im Rückenmark zu einer Kontraktion desselben Muskels. Wichtige
Muskeleigenreflexe sind der Patellarsehnenreflex (Knie) und der Achillessehnenreflex
(Ferse). |
Fremdreflexe
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Die Reizung von Rezeptoren der Haut bewirkt nach Umschalten der Erregung
auf Rückenmarksebene eine Muskelkontraktion. Eine Schädigung einer Nervenbahn vor der
Umschaltung im Rückenmark (1. Motoneuron) führt zu einer Steigerung der
Muskeleigenreflexe, die Fremdreflexe sind hingegen abgeschwächt oder erloschen.
Schädigungen der Nervenwurzel, der peripheren Nerven oder des Muskels führen zu einer
Abschwächung der Muskeleigenreflexe.
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