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Restless-Legs-Syndrom - RLS
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Überblick
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Syndrom der unruhigen Beine
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Das "Restless-Legs-Syndrom", abgekürzt RLS wird auch als
"Erkrankung der unruhigen Beine" bezeichnet. Es ist eine häufige
neurologische Erkrankung: schätzungsweise 4 Millionen Menschen leiden in
Deutschland darunter. Typisch für die Erkrankung ist der heftige, kaum zu
unterdrückenden Bewegungsdrang, der durch Missempfindungen (Kribbeln und
ziehende Schmerzen) in den Beinen, in manchen Fällen auch in den Armen,
ausgelöst wird. Diese Beschwerden treten ausschließlich in Ruhe und
Entspannung auf, vorzugsweise am Abend in der Einschlafphase im Bett. Sie sind
außerordentlich quälend. Als Folge davon leiden die Betroffenen unter Schlafstörungen und unter
Tagesmüdigkeit.
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Therapie mit Medikamenten
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Die Ursachen für das Restless-Legs-Syndrom sind noch nicht ganz geklärt. Es kommt in
manchen Familien gehäuft vor, kann aber auch als Begleiterkrankung einer anderen Erkrankung in Erscheinung
treten. Die Diagnose stellt
der Arzt anhand der typischen Beschwerden. Zum Ausschluss anderer Erkrankungen
werden aber noch verschiedene Zusatzuntersuchungen durchgeführt
(Laboruntersuchungen, Schlafuntersuchungen , Elektromyographie und
Elektroneurographie). Die Therapie der ersten Wahl besteht in L-Dopa oder
Dopaminagonisten, bei ungenügender Wirkung wird auf Opiate oder andere
Medikamente ausgewichen.
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Ursachen und Häufigkeit
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Stoffwechsel von Dopamin gestört
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Die Ursachen des Restless-Legs-Syndroms sind noch nicht sicher
geklärt. Unzweifelhaft ist, dass bei den Betroffenen eine Übererregbarkeit des
Rückenmarks besteht, die wohl in Zusammenhang mit einer Störung im Stoffwechsel
des Nervenbotenstoffes Dopamin steht. Es wird ein Defekt bei der Übertragung von
Nervensignalen angenommen.
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2 Formen
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Es wird zwischen 2 Formen des Restless-Legs-Syndroms unterschieden:
- primäre oder idiopathische, familiäre Form des RLS.
Idiopathisch bedeutet, es ist keine Ursache bekannt.
- sekundäre RLS tritt als Begleiterscheinung einer anderen
Erkrankung auf
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Familiäre Häufung
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Bei der idiopathischen RLS kann keine auslösende
Grunderkrankung festgestellt werden. Eine Häufung innerhalb der Familie ist
jedoch bei mehr als 50 Prozent der Erkrankungsfälle erkennbar. Es ist bekannt,
dass Angehörige ersten Grades eines an RLS Erkrankten gegenüber der
Normalbevölkerung ein 3 bis 5 fach höheres Risiko besitzen, ebenfalls an RLS zu
erkranken.
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Veränderung der Chromosomen
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Durch Untersuchungen wurden Veränderungen an 7 Chromosomenstellen
erkannt, die in Zusammenhang mit RLS stehen können, die Forschung diesbezüglich
ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Insbesondere wenn das Syndrom schon vor dem
30 Lebensjahr auftritt, ist eine erbliche Ursache wahrscheinlich.
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Grunderkrankungen bei sekundärem RLS
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Ein RLS kann
auch schon bei Kindern auftreten. Häufig wird es in dieser Altersstufe
fälschlich als "Wachstumsschmerzen" oder "Hyperaktivitätssyndrom" eingeordnet.
Ein sekundäres Restless-Legs-Syndrom als Begleiterscheinung einer
anderen Erkrankung kann vorkommen bei:
Auslöser können aber auch eine Schwangerschaft oder
Medikamente (z.B. Metoclopramid, trizyklische Antidepressiva oder Neuroleptika)
sein.
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Häufigkeit
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Das Restless-Legs-Syndrom ist eine verbreitete neurologische
Erkrankung, unter der etwa 3 bis 10 Prozent der Bevölkerung leiden. Die Beschwerden
sind jedoch nur in 1 bis 2 Prozent der Fälle so ausgeprägt, dass sie wirklich
behandlungsbedürftig sind. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
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Symptome
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Starker Bewegungsdrang vor dem Einschlafen
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Die am Restless-Legs-Syndrom Erkrankten leiden unter
Missempfindungen in den Beinen, weniger häufig in den Armen, die typischerweise
in Ruhe, meist 5 bis 30 Minuten nach dem Zubettgehen auftreten. Diese
Missempfindungen werden als Kribbeln, Wärmegefühl, ziehende oder reißende
Schmerzen beschrieben und als sehr unangenehm empfunden. Es entsteht ein kaum zu
unterdrückender Drang, sich zu bewegen, die Muskeln anzuspannen, zu massieren
und umherzulaufen. Das lindert dann kurzfristig die Beschwerden. Sobald jedoch
wieder ein Zustand der Ruhe eintritt, kehren sie zurück. Die unangenehmen
Empfindungen treten entweder ausschließlich abends und in der Nacht auf oder
sind zu diesen Zeiten ausgeprägter und quälender als tagsüber.
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Schlafstörungen und Müdigkeit wirken sich auf den Alltag aus
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Menschen mit Restless-Legs-Syndrom haben durch die Beschwerden große Schwierigkeiten
einzuschlafen oder wachen sie öfters nachts auf und haben danach wieder
Einschlafstörungen. Tagsüber sind sie infolgedessen oft
müde, weniger leistungsfähig und unkonzentriert. Die Lebensqualität Betroffener
kann dadurch erheblich beeinträchtigt sein. Auch ist es vielen nicht möglich,
ein normales Familien- und Berufsleben aufrecht zu erhalten, denn
Schlafstörungen und Veränderungen der Stimmungslage können Einfluss auf alle
Bereiche des täglichen Lebens haben.
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Periodische Beinbewegungen
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Bei 80 Prozent der an RLS Erkrankten kommen periodische
Beinbewegungen (PLM= periodic leg movement) hinzu. Darunter versteht man Zuckungen, die einseitig
oder beidseitig, abwechselnd oder gleichzeitig rechts und links, nachts oder
auch tagsüber sich bemerkbar machen können.
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Diagnose
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Typische Symptomatik
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Die Diagnose stellt der Arzt anhand der klinischen Symptome.
Für die Diagnose Restless-Legs-Syndrom müssen folgende Faktoren erfüllt sein:
- Bewegungsdrang der Beine in Verbindung mit
Missempfindungen oder Schmerzen, der ausschließlich in Ruhe oder Entspannung in
Erscheinung tritt und sich in Bewegung bessert
- bevorzugtes Auftreten der Symptome am Abend und in
der Nacht
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Kriterien für die Diagnose
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Einige weitere Faktoren deuten ebenfalls auf das Vorliegen
eines Restless-Legs-Syndroms hin und erhärten die Diagnose:
- in der Familie gibt es bekannte Fälle von RLS
- Eine Verbesserung der Beschwerden nach der Einnahme
von L-Dopa oder Dopaminagonisten.
- Periodische Beinbewegungen im Wachzustand oder im
Schlaf
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L- Dopatest
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Eine Besserung der Beschwerden nach der
Einnahme von 100 mg L-Dopa abends oder nach Einsetzen der Beschwerden am Tag
macht RLS sehr wahrscheinlich, andererseits kann bei negativer Wirkung RLS nicht
gänzlich ausgeschlossen werden.
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Andere Ursachen ausschließen
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Es müssen einige Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden um
festzustellen, ob die Erkrankung in Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung
(sekundäre RLS) steht oder um sie von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die
evtl. auch ein Restless-Legs-Syndrom verstärken oder hervorrufen könnte. Zu
diesen Untersuchungen gehören die Elektromyographie und die Elektroneurographie
zur Abgrenzung gegenüber einer Polyneuropathie.
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Blutuntersuchung
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Außerdem können noch verschiedene Blutuntersuchungen vorgenommen
werden, z. B. Bestimmung des Ferritin zur
Ermittlung des Eisenspeichers, Nierenwerte, Schilddrüsenwerte,
Bestimmung von Vitamin B12 und Folsäure.
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Schlaflabor
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Eine Schlafuntersuchung im Schlaflabor (Polysomnographie)
dient der Aufzeichnung der Schlafstadien und Wachphasen, sowie dem
Nachweis
von eventuellen Beinbewegungen (PLM).
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Schweregrad der RLS wird mit dem Fragebogen IRLS ermittelt
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Anhand eines Fragebogens kann nach einer Schweregradskala (IRLS) gemäß den
angegebenen Beschwerden der Schweregrad der RLS eingeteilt werden:
Fragen zu den letzten 2 Wochen:
1. Wie stark würden Sie die RLS-Beschwerden
in Ihren Beinen oder Armen einschätzen?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Nicht vorhanden
2. Wie stark würden Sie Ihren Drang einschätzen, sich wegen Ihrer RLS-Beschwerden
bewegen zu müssen?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Nicht vorhanden
3.
Wie sehr wurden die
RLS-Beschwerden in Ihren Beinen oder Armen durch Bewegung gelindert?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Nicht vorhanden
Fragen zur letzten Woche:
4.
Wie sehr wurde Ihr Schlaf durch
Ihre RLS-Beschwerden gestört?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Nicht vorhanden
5.
Wie müde oder schläfrig waren
Sie tagsüber wegen Ihrer RLS-Beschwerden?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Überhaupt nicht
6.
Wie stark waren Ihre
RLS-Beschwerden insgesamt?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Nicht vorhanden
7.
Wie oft sind Ihre
RLS-Beschwerden aufgetreten?
4 Sehr (6-7 Tage pro Woche) 3 Oft (4-5 Tage pro Woche) 2 Manchmal
(2-3 Tage pro Woche) 1 Selten (1 Tag pro Woche 0 Überhaupt nicht
8.
Wenn Sie RLS-Beschwerden hatten,
wie stark waren diese durchschnittlich?
4 Sehr (8 oder mehr Stunden täglich)
3 Ziemlich (3-8 Stunden täglich) 2 Mäßig (1-3 Stunden täglich) 1 Leicht
(weniger als 1 Stunde täglich) 0 Nicht vorhanden
9.
Wie sehr haben sich Ihre
RLS-Beschwerden auf Ihre Fähigkeit ausgewirkt, Ihren Alltagstätigkeiten
nachzugehen, z. B. ein zufrieden stellendes Familien-, Privat-, Schul oder
Arbeitsleben zu führen?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Überhaupt nicht
10.
Wie stark haben Ihre
RLS-Beschwerden Ihre Stimmung beeinträchtigt, waren Sie z. B. wütend,
niedergeschlagen, traurig, ängstlich oder gereizt?
4 Sehr 3 Ziemlich 2 Mäßig 1 Leicht 0 Überhaupt nicht
Auswertung des Fragebogens:
- 0: keine RLS
- 1-10: gering
- 11-20: mäßig
- 21-30: stark
- 31-40:sehr stark
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Therapie
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Behandlung der Grunderkrankung
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Während ein idiopathisches Restless-Legs-Syndrom angeboren und nicht
ursächlich "heilbar" ist, kann ein sekundäres RLS mit Behandlung der
auslösenden Grundkrankheit oder Weglassen eines Medikaments sich bessern oder
ganz verschwinden. So kann beispielsweise bei Eisenmangel nach Eisenzufuhr eine
Besserung eintreten.
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Auslöser meiden
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Leichtere Formen des idiopathischen Restless-Legs-Syndrom zeigen häufig bereits eine Besserung
durch Vermeidung RLS- fördernder Faktoren wie:
- Alkohol
- Kaffee
- Wärme
- Schwere körperliche Arbeit
- Stress
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Bedingungen für eine medikamentöse Behandlung
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Wenn die Lebensqualität bei stärkeren RLS- Beschwerden stark
beeinträchtigt ist, wird eine medikamentöse Behandlung zur Linderung der
Symptome in Betracht gezogen. Diese sollte von einem RLS- erfahrenen Neurologen
vorgenommen werden, da sie jeweils individuell für den Betroffenen zugeschnitten
sein soll. Vor Beginn einer solchen Therapie sollen folgende Kriterien erfüllt
sein:
- Die Diagnose RLS muss zweifelsfrei feststehen
- RLS- auslösende oder verstärkende Medikamente sollten
ausgetauscht werden
- Erkrankungen, die ein sekundäres RLS auslösen können,
müssen ausgeschlossen oder schon bereits behandelt worden sein.
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Medikamente
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Erfüllt ein Betroffener die Therapiekriterien für eine medikamentöse Therapie
können Medikamente verordnet werden. Am wirkungsvollsten sind Medikamente mit
dem Wirkstoff L-Dopa , der dem Botenstoff Dopamin ähnlich ist. Häufig wird
L-Dopa mit Benserazid kombiniert. Bei vielen Betroffenen lassen schon nach der
ersten Gabe von L-Dopa die Beschwerden nach. Auch Dopaminagonisten haben sich bewährt. Bei ungenügender
Wirkung dieser Präparate oder Gegenanzeigen kann auf Opiate ausgewichen werden.
Als Alternative können schließlich noch die Antiepileptika Carbamazepin und
Gabapentin verabreicht werden.
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Augmentation
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Ein besonderes Problem bei der Behandlung des Restless-Legs-Syndrom ist die so genannte Augmentation. Darunter versteht man eine anhaltende
Verschlechterung der Symptome eines RLS unter medikamentöser Behandlung,
insbesondere mit L- Dopa und Dopaminagonisten. Bei Augmentation beginnen die
Symptome früher im 24- Stunden-Verlauf, also evtl. schon nachmittags statt
abends und können sich auf andere Körperbereiche ausdehnen. Ferner können die
Beschwerden bei gleich bleibender Therapie in der Intensität wieder zunehmen,
was aber auch mit einem Nachlassen der Wirksamkeit des Präparates durch
Gewöhnung zusammen hängen kann. Das Risiko, dass eine Augmentation entsteht, ist
abhängig von der Dosis der Medikamente. Allerdings ist eine Augmentation eine
häufige Erscheinung und kommt bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen vor. Nicht
immer müssen die Medikamente abgesetzt werden. Oft ist eine Dosisanpassung oder
eine Veränderung des Einnahmeschemas sinnvoller, denn jeder Medikamentenwechsel
ist auch eine Belastung für den Betroffenen. Allerdings ist bei einer schweren Augmentation eine
Umstellung der Therapie unbedingt notwendig.
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Lebenserwartung
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Einen Einfluss auf die Lebenserwartung hat das
Restless-Legs-Syndrom nach den bisherigen Erkenntnissen nicht.
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RLS während der Schwangerschaft
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Oft vorübergehende Erscheinung während der Schwangerschaft
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Während der Schwangerschaft, insbesondere im letzten Drittel
der Schwangerschaft, leiden viele Frauen unter dem Restless-Legs-Syndrom. Es ist
anzunehmen, dass jede dritte bis vierte schwangere Frau unter RLS leidet. Das
RLS kann zum ersten Mal auftreten oder aber ein bestehendes RLS verstärkt sich.
Meist kommt es nach der Geburt des Kindes zu einer Verbesserung oder zum
völligen Verschwinden der Beschwerden. In einer weiteren Schwangerschaft können
dann die Beschwerden des RLS erneut und manchmal stärker auftreten. Es besteht
auch die Möglichkeit, dass das RLS unabhängig von einer Schwangerschaft wieder
auftritt und auf Dauer bestehen bleibt.
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Ursache unklar
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Warum das RLS gehäuft in der Schwangerschaft vorkommt, ist
letztlich noch nicht geklärt. Teilweise wird vermutet, dass ein Eisenmangel, der
gegen Ende der Schwangerschaft besonders häufig vorliegt, das RLS entstehen
lässt, andere Autoren sehen einen Zusammenhang mit dem Anstieg der weiblichen
Hormone in der Schwangerschaft.
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Quellen:
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-081_S1_Restless-Legs-Syndrom__RLS__und_Periodic_Limb_Movement_Disorder__PLMD__10-2008_10-2013.pdf
http://www.restless-legs.org/wp-content/uploads/DGN-Leitlinien-RLS-2007.pdf
http://www.restless-legs.org
Pschyrembel Online Stand 2012
http://www.naturheilpraxis-am-wald.de/restless-legs-mit-schuessler-salz-lindern.html
http://www.restless-legs.org/restless-legs-syndrom/alternativbehandlung/
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