| |
|
Grundzüge der aktivierenden Pflege am Beispiel Schlaganfall
|
|
|
|
Allgemeine Zielsetzungen in der Pflege
|
Pflege sollte sich an den Erfordernissen des Einzelnen orientieren.
|
Alle Menschen, die in ein Krankenhaus kommen, erleben und erfahren auch
pflegerische Maßnahmen. Dass Pflege weit mehr ist, als einen Menschen in seinen
alltäglichen Bedürfnissen zu versorgen, wollen wir hier am Beispiel eines
Schlaganfallpatienten darstellen. Die Ausrichtung der Pflege kann bei anderen Erkrankungen
andere Schwerpunkte enthalten. |
Beispiel Schlaganfall:
|
Schon auf der Intensivstation wird sich eine Krankenschwester intensiv um
den Schlaganfallpatienten bemühen. Sie unterstützt die medizinische Behandlung und
kümmert sich um die persönlichen Bedürfnisse des Patienten. |
Pflege nach einem einheitlichen Konzept ist Teil der Behandlung.
|
Auf der Allgemeinstation und insbesondere beim Aufenthalt in einer
Rehabilitationsklinik bedeutet Pflege mehr. Sie sollte, wie die gesamte Therapie nach
einem Schlaganfall, auf einem einheitlichen Konzept (z.B. Bobath) beruhen und eine aktivierende Pflege bevorzugen, bei der
der Kranke auch durch die pflegerischen Maßnahmen zu Selbständigkeit und
Eigenverantwortlichkeit zurückgeführt werden soll. Grundlegende pflegerische
Tätigkeiten wie das Umlagern eines Patienten, das Aufsetzen und Aufstehen oder die
Körperpflege werden zu einem Teil der Therapie, weil der Patient verstärkt dazu
angehalten wird, sich aktiv zu beteiligen. Nur durch die Förderung von
Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit wird es gelingen, insbesondere bei schweren
Schädigungen den Patienten zu der Kraft zu verhelfen, mit seinen Einschränkungen leben
zu können. Pflege soll einen Patienten Aufbauen und nicht unmündig machen. Sie soll den
verfügbaren Handlungsspielraum verdeutlichen und nach Möglichkeit mithelfen, die alten
Handlungsressourcen wiederzugewinnen. Insbesondere bei schweren Schädigungen trägt sie
zu einer Umorientierung des Patienten bei, indem sie hilft, neue Perspektiven zu schaffen. |
Hilfe zur Selbsthilfe.
|
Direkt nachdem die lebensbedrohende Situation, die ein Schlaganfall mit
sich bringen kann, vorbei ist, wird der Schwerpunkt der Behandlung auf einer raschen
Mobilisation und dem Beginn des Trainings zur Selbsthilfe beruhen. Die Lebensaktivitäten
des Menschen, zu denen atmen, essen und trinken, ausscheiden, ruhen und schlafen, sich
bewegen, sich pflegen und kleiden, sich beschäftigen, kommunizieren und die Bewältigung
von Angst, Schmerz und Trauer gehören, fordern wieder die Aufmerksamkeit des Patienten. |
|
|
|
Folgen eines Schlaganfalls
|
Weitere umfassende Informationen zur Diagnostik und Therapie finden
Sie bei MedizInfo®Schlaganfall.
|
Je nach Schwere der Schädigung im Gehirn sind die Krankheitszeichen eines
Patienten ausgeprägt:
- Möglich sind der partielle oder totale Verlust der Bewegungsfähigkeit der
Extremitäten durch eine zunächst schlaffe motorische Lähmung mit Erlöschen der
physiologischen Reflexe, die sich meistens auf eine Körperhälfte beschränkt. Diese
Lähmung kann vollständig sein, dann spricht man von einer Hemiplegie.
- Eine unvollständige Lähmung oder Schwäche einzelner Muskeln oder Muskelgruppen wird
als Hemiparese bezeichnet.
- Häufig sind auch Störungen des Körpergefühls durch sensorische Ausfälle, wie z.B.
gestörte Oberflächen- und Tiefensensibilität auf der gelähmten Seite.
- Bei Schädigung des Sprachzentrums kann eine Sprachstörung oder auch ein Sprachverlust
auftreten.
- Bei der Lähmung der Gesichtsmuskulatur kommt es zu einem Herabhängen des Mundwinkels,
Speichelfluss und einer Fazialispaaresse.
- Möglich ist auch eine Hypoglossusparese und eine Störung des Schluckreflexes.
- Das Gesichtsfeld auf der gelähmten Seite kann eingeschränkt sein; es kommt zu
Halbseitenblindheit und einer Störung der räumlichen Orientierung.
- Eine weitere Folge sind Harn- und Stuhlinkontinenz, zu Anfang ist auch eine
Harnverhaltung möglich.
|
|
|
|
Was erlebt der Betroffene?
|
Weitere Hinweise zur Psychologie
finden Sie hier.
|
Alle diese Krankheitszeichen zeigen aber noch nicht die gesamte Tragweite
im Erleben eines Schlaganfallpatienten. Der Betroffene hat plötzlich unterschiedliche
Gefühlsempfindungen seiner beiden Körperhälften. Das bedeutet, dass seine Symmetrie und
damit sein körperliches Gleichgewicht gestört sind. Eine Sprachstörung behindert seinen
Kontrakt zur Umwelt, wobei sein geistiges Vermögen nicht gestört ist. Dadurch wird, in
Verbindung mit einer Lähmung, der Rückzug von seiner Umwelt gefördert. Und natürlich
ist das psychische Gleichgewicht eines Schlaganfallpatienten gestört. Er hat Angst vor
einer Wiederholung und vor der Bewältigung und Auseinandersetzung mit seiner Schädigung.
Er kann unter erheblichen Schmerzen zu leiden haben. Daher reagieren Patienten häufig
depressiv. Dies gilt es unbedingt zu durchbrechen. |
|
|
|
Prognose
|
Nur wenn der Betroffene aktiv mitarbeitet, wird die erstaunliche
Regenerationsfähigkeit des Gehirns aktiviert.
|
In den meisten Fällen führt eine sofort eingeleitete Therapie zu einer
Verbesserung, wenn nicht zu einer Behebung mancher Krankheitszeichen. Entscheidend
dafür ist die Mitarbeit des Patienten. Trotz seiner Beschwerden und Stimmungsschwankungen
ist dies das Herzstück einer jeden Therapie und Pflege. Je eher eine Mitarbeit gefordert
wird, desto eher muss der Patient sich mit seinen Schädigungen auseinandersetzen. Dabei
ist es ganz besonders wichtig, dass durch die Mitarbeit des Patienten die richtigen
Informationsreize an das Gehirn kommen. Das Gehirn verfügt über eine erstaunliche
Regenerationsfähigkeit. Je mehr Reize das Gehirn erreichen, desto eher können motorische
Reaktionen als neue Verhaltensmuster gelernt werden.
|
Das gesamte Team muss sich beteiligen.
|
Gerade aus diesem Grund ist ein einheitliches
Konzept, an das sich alle Beteiligten einer Therapie (Angehörige, Patient, Ärzte,
Therapeuten, Pflegekräfte u.a.) halten, von besonderer Bedeutung. Das Bobath-Konzept z.B. beruht darauf, dass das gesamte Team aufbauend
auf den noch vorhandenen Fähigkeiten des Patienten und in Zusammenarbeit mit dem Kranken
die therapeutischen Ziele verfolgt. Neuropsychologie
und Übungen nach Perfetti ergänzen und vervollständigen
das Bobath-Konzept.
|
| |
|