Wundmanagement -
Wundheilung und chronische Wunden

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Wie entsteht Dekubitus?
Bevorzugte Stellen für Dekubitus
Phasen des Dekubitus
Vorbeugende Maßnahmen
Wundmanagement

 

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Wie entsteht Dekubitus?

 

Durch andauernden Druck entstehen Geschwüre = Druckgeschwüre Jede Schädigung, die durch länger andauernden Druck auf ein Gewebe entsteht, nennt sich Dekubitus. Reibung oder Scherkräfte z. B. durch Gurte, können den Vorgang verstärken.  Auch Feuchtigkeit, z. B. durch Inkontinenz wirkt sich begünstigend aus. Dabei treten Wundschäden der Haut und später des Gewebes bis hin zu Knochenschäden auf.

 

Der Gesunde erkennt, wann der Wecker klingelt. Durch den andauernden Druck auf Haut und Gewebe kommt zu einer verminderten Durchblutung. Die kleinen Blutgefäße werden zusammengedrückt. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. In diesem "Stadium" befindet sich jeder, dem schon mal ein Arm oder ein Bein "eingeschlafen" ist. Ein Kribbeln führt dann dazu, dass man die Stelle entlastet und das Blut wieder zirkulieren kann. Das funktioniert sogar im Schlaf. Das Kribbeln ist sozusagen das Weckerklingeln für ein eingeschlafenes Gewebe.

 

Menschen, deren Beweglichkeit eingeschränkt ist, überhören den Wecker. In vielen Fällen aber können Menschen dieses Weckerklingeln nicht empfinden, z. B. weil sie gelähmt sind, unter Drogen stehen (gilt auch bei Ruhigstellung durch Medikamente) oder in einer Narkose oder bewusstlos sind. Viele ältere und bettlägerige Menschen sind besonders gefährdet, weil die Haut des älteren Menschen weniger schmerzempfindlich ist.

 

Besonders ältere und bettlägerige Menschen sind gefährdet. Vorsicht bei bettlägerigen Menschen. Krümel im Bett, Falten in der Bettdecke, Schläuche eines Blasenkatheters, Schutzkappen oder Verbandklammern, die im Bett "vergessen" wurden, alle diese Dinge begünstigen die Dekubitusbildung. Auch sitzende Patienten sind gefährdet, insbesondere, wenn sie auf einem zu niedrigen Stuhl sitzen. Rutschen sitzende Patienten bei hochgestelltem Kopfteil herab, so fördern die auftretenden Scherkräfte eine Dekubitusbildung im Rückenbereich.

 

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Bevorzugte Stellen für Dekubitus

 

Ist der Körper nicht gut gepolstert, bilden sich schnell Druckgeschwüre. Dekubitus entsteht bevorzugt an Körperstellen, die nicht so gut "gepolstert" sind. Dazu gehören:
  • Ohrmuschel
  • Schulterblatt
  • Wirbelsäule (Vorsprünge der Dornfortsätze)
  • Ellenbogen
  • Kreuzbein
  • Trochanter (seitliches Becken)
  • Trochleen (Knieinnenfläche)
  • Knöchel
  • Ferse

 

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Phasen des Dekubitus

 

Die Einteilung der Stadien hat internationale Gültigkeit. Um eine fachgerechte Versorgung des Dekubitus zu gewährleisten, hat sich die Einteilung in Stadien bewährt. Diese Stadien sind international gültig und dienen als Hilfsmittel zur Wunddokumentation und zur Wundbeurteilung. Schwierig ist die genaue Zuweisung gelegentlich bei Hautveränderungen oder wenn Schorf oder Nekrosen, die aus abgestorbenem Gewebe bestehen, den Dekubitus bedecken. Große Druckgeschwüre können auch mehrere Stadien zugleich aufweisen.

 

Phasen des Dekubitus
  • Stadium 1: Nicht wegdrückbare, umschriebene Hautrötung bei intakter Haut. Weitere klinische Zeichen können Ödembildung, Verhärtung und eine lokale Überwärmung sein.
  • Stadium 2: Teilverlust der Haut. Epidermis bis hin zu Anteilen des Koriums sind geschädigt. Der Druckschaden ist oberflächlich und kann sich klinisch als Blase, Hautabschürfung oder flaches Geschwür darstellen.
  • Stadium 3: Verlust aller Hautschichten und Schädigung oder Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des subkutanen Gewebes, die bis auf die darunter liegende Faszie reichen kann. Der Dekubitus zeigt sich klinisch als tiefes, offenes Geschwür.
  • Stadium 4: Verlust aller Hautschichten mit ausgedehnter Zerstörung, Gewebsnekrose oder Schädigung von Muskeln, Knochen oder unterstützenden Strukturen wie Sehnen oder Gelenkkapseln.

 

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Vorbeugende Maßnahmen

 

Das Pflegeteam muss sehr aufmerksam sein. Das Pflegeteam spielt eine entscheidende Rolle bei der Prophylaxe von Druckgeschwüren. Engagement, Aufmerksamkeit und das persönliche Gespräch mit den Patienten helfen, die Selbständigkeit des Pflegebedürftigen und seine Mitarbeit zu verbessern.

 

Häufiges Umlagern und die Aktivierung des Patienten sind das Wichtigste. Wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Dekubitus ist die Verkürzung der Druckzeiten auf bestimmte Körperstellen. Dazu ist eine konsequente Umlagerung etwa in einem Intervall von zwei Stunden erforderlich. Sie ist das einzige wirklich wirksame Vorgehen bei dekubitusgefährdeten Menschen. Zu diesen Menschen gehören prinzipiell alle bettlägerigen Patienten. Je länger ein Betroffener immobil liegt, desto höher ist das Dekubitusrisiko.

 

Sofortige Druckentlastung ist unbedingt notwendig. Schon bei kleinsten Anzeichen einer Hautrötung sollte eine konsequente und vollständige Druckentlastung des betroffenen Gebietes erfolgen. Außerdem sollte der Betroffene zusätzlich auf eine spezielle Dekubitusmatraze gebettet werden. Dieses Hilfsmittel sollte bei bettlägerigen Patienten früh als prophylaktische Maßnahme zum Einsatz kommen.

 

Die Haut älterer Menschen muss besonders gepflegt werden. Unterstützend zur Druckentlastung ist die Hautpflege bei älteren Menschen ein wichtiger Aspekt der Dekubitusprophylaxe. Dabei sollte die Haut täglich schonend gereinigt und gründlich inspiziert werden. Der Einsatz von Hautpflegemitteln, Seifen und Waschzusätzen richtet sich nach dem Zustand der Haut. Ältere Haut ist nicht mehr so widerstandsfähig und oft sehr trocken. Deshalb sollte auf eine milde und ph-neutrale Hautpflege besonderes Augenmerk gelegt werden.

 

Falsche Maßnahmen, die sehr schaden: Auf keinen Fall dürfen zur Prophylaxe "Eisen und Fönen" eingesetzt werden. Sie sind in jedem Fall als Pflegefehler anzusehen, denn sie bewirken nicht, wie fälschlicherweise angenommen, eine Durchblutungssteigerung.

 

Die Ernährung muss der Situation angepasst werden. Oft ist die Flüssigkeitsbilanz bei älteren Menschen nicht optimal. Auch ist bei Dekubituspatienten häufig ein Albuminmangel festgestellt worden. Deshalb ist eine eiweißreiche Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr für ältere Menschen wichtig.

 

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Wundmanagement

 

Dekubitusgeschwüre sind chronische Wunden. Dekubitusgeschwüre zählen zu den chronischen Wunden mit gestörter und verzögerter Wundheilung. Zu einem fachgerechten Wundmanagement gehört auch, die störenden Einflüsse auf die Wundheilung zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

 

Einflüsse, die die Wundheilung beeinträchtigen können, sollten beachtet werden. Mögliche störende Einflüsse auf die Wundheilung sind:
  • schlechter Allgemeinzustand
  • Mangelernährung
  • Stoffwechselerkrankungen, z. B. Diabetes
  • Multimorbidität (gleichzeitiges Bestehen mehrerer Krankheiten)
  • fortgeschrittenes Alter
  • herabgesetzter Immunstatus
  • Medikamente (Zytostatika, Kortikoide)
  • Fieber, Exsikkose (Austrocknung)
  • Immobilität
  • Inkontinenz
  • chronische Schmerzen
  • mangelnde Mitarbeit des Patienten.

 

Vollständige Druckentlastung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Zu einer fachgerechten Wundbehandlung gehört die möglichst vollständige Druckentlastung, die Wundreinigung und das Entfernen nekrotischer Beläge, die aus abgestorbenem Gewebe bestehen, die Infektionsbekämpfung und - ganz wichtig - ein phasengerechter Wundverband, der die Wundheilung unterstützt.

 

Dekubitusbehandlung ist mehr, als eine einfache Wundversorgung. Folgende Vorgehensweise gehört zu einem vollständigen Wundmanagement:

Management der DekubitusbehandlungDie allgemeinen Maßnahmen, die im Bereich der vorbeugenden Maßnahmen bei Dekubitus schon einmal angesprochen worden sind, sollten auf keinen Fall vernachlässigt werden. Hautpflege und Ernährung sind wichtige Aspekte, die das Allgemeinwohl des Patienten verbessern.

Vielen alten Menschen fehlt es an psychosozialen Kontakten. Die Motivation, die Wundheilung zu unterstützen, fehlt mitunter in erschreckendem Maße. Hier helfen nur Geduld und regelmäßiger Zuspruch, um die Isolation des Patienten zu durchbrechen und sein Interesse an einer Heilung zu fördern. Die moderne Wundpflege hilft auch dabei durch die geringere Belastung durch schmerzfreien Verbandwechsel und durch wesentlich kürzere Heilzeiten. Auf diese Weise wird eine positive Entwicklung eher wahrgenommen.

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