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Heilpflanzen - Pflanzliche Therapie

Heilpflanzen - Pflanzliche Therapie
Tormentill / Blutwurz

Die Rhizome des Blutwurz werden Tormentillwurzelstock genannt

Blutwurz eine Pflanze, die zur Familie der Rosengewächse gehört und in Europa und Westasien beheimatet ist. Sie wächst auf Wiesen, in der Heide und in hellen Wäldern und wird etwa 30 cm hoch. Blutwurz bildet unterirdisch so genannte Rhizome aus. Das sind kurze knollenartige Verdickungen, die unterhalb der Erdoberfläche befinden. Vom Rhizom ausgehend befinden sich oberirdisch die Triebe und Blätter und unterirdisch das Wurzelsystem der Pflanze. Rhizome werden häufig etwas ungenau als "Wurzelstock" bezeichnet. Eines der bekanntesten Rhizome ist der Ingwer.

 

Tormentill sondert an Schnittflächen einen tiefroten Saft ab

Bei den Heilpflanzen werden die Rhizome des Blutwurz Tormentillwurzelstock (Tormentillae rhizoma) genannt. Aus dem Wurzelstock treiben mehrere dünne Stiele aus. Die Blätter sind großflächig, stark eingekerbt und verjüngen sich zur Basis hin. So wirken sie am aufrechten Pflanzenstiel wie ein Fächer. Außerdem sind die Blätter an den Rändern deutlich gezahnt. Blutwurz bildet typische 4-blättrige gelbe Blüten aus. Blütezeit ist Juni bis August. Blutwurz wird umgangssprachlich auch als Fingerkraut, Rotwurz, Blutbrech oder Blutkraut genannt. Abgeleitet werden diese Namen aus der tiefroten Farbe des Wurzelstocks, dessen Saft an Schnittstellen durch die Farbe wie Blut wirkt.

 

Wirkstoffe

Als Heilpflanze verwendet wird der Tormentillwurzelstock, der vor oder nach der Blütezeit gesammelt wird. Medizinisch wirksamer Inhaltsstoff ist insbesondere der hohe Anteil an Gerbstoffen. Gerbstoffe haben eine stark zusammenziehende (adstringierende) bzw. austrocknende Wirkung.

 

Wirkmechanismus

Gerbstoffe reagieren mit den Eiweißen der Schleimhäute und bilden unlösliche Verbindungen. Im Mund führt das z. B. zu einem typischen stumpfen, trockenen Gefühl. Entzündete und verletzte Areale werden geschützt. Im Magen-Darm-Trakt kommt es durch Gerbstoffe zu einer Verdichtung der Oberfläche, die das Eindringen von giftigen Substanzen und Krankheitserregern erschwert. Außerdem verringert sie den Flüssigkeitseinstrom in den Darm.

 

Wirkungen

Insgesamt wird Tormentill neben der zusammenziehenden bzw. austrocknenden eine blutstillende, krampflösende und entgiftende Wirkung zugeschrieben.

 

Anwendungsgebiete

Verwendet wird Tormentill bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen und bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich. Erfahrungsmedizinisch wird Tormentill ebenfalls angewandt zur Blutstillung und Wundheilung und bei bakteriellen oder viralen Darmentzündungen (Kolitis, Enterokolitis).

 

Wechselwirkungen
Nebenwirkungen
Gegenanzeigen

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Weil - wie bei allen Gerbstoffdrogen - gleichzeitig eingenommene Medikamente möglicherweise schlechter vom Darm aufgenommen werden, sollten dies 2 Stunden vor der Anwendung von Odermennig eingenommen werden. Wegen des hohen Gehalts an Gerbstoffen können Magenbeschwerden bis hin zum Erbrechen auftreten. Die ist aber meistens nur bei empfindlichen Menschen der Fall. Bei Einnahme von magensaftresistenten Kapsel treten die Beschwerden nicht auf. Tormentill sollte - wegen der mangelnden klinischer Untersuchungen nicht in Schwangerschaft und Stillzeit und nicht von Kindern unter 12 Jahren angewandt werden. Ansonsten sind keine Gegenanzeigen bekannt.

 

Dosierung und Anwendung

Die Gesamtdosis sollte pro Tag etwa 4 bis 6 g betragen. Der getrocknete Tormentillwurzelstock wird zerstoßen und zu einem feinen Pulver zermalen. Die innere Anwendung sollte nicht länger als 4 Tage, die äußere Anwendung nicht langer als 3 Wochen erfolgen.
  • Für einen Teeaufguss werden etwa 2 g des Pulvers mit 150 ml kaltem Wasser übergossen, aufgekocht und nach kurzer Ruhezeit durchgesiebt. Bei Durchfallerkrankungen können täglich maximal 3 Tassen Tee - am besten zu den Mahlzeiten - getrunken werden.
  • Der Tee kann auch als Gurgellösung verwendet werden.
  • Geschmacklich ansprechender ist die Auflösung von Tormentill-Pulver in Rotwein. Diese Anwendung ist natürlich ausschließlich auf Erwachsene beschränkt.
  • Tormentill wird auch als Tinktur, in Fertigarzneimittel und in Mund- und Zahnpflegemitteln verwendet. Maximal 20 Tropfen der Tinktur auf ein Glas Wasser können als Gurgel- und Spüllösung verwendet werden. Auch hier nicht öfter als drei mal am Tag.

 

Wichtig:

Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern sollten immer sofort von einem Arzt behandelt werden. Durchfall kann bei Säuglingen sehr schnell zu Austrocknung führen und ist dann lebensbedrohlich. Dauert bei Erwachsenen eine Durchfallerkrankung mehrere Tage an, so ist auch hier ein Arztbesuch unumgänglich.

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