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Tungiasis
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Sandfloh bohrt sich in die Haut
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Als Tungiasis wird das Eindringen des weiblichen Sandflohs Tunga penetrans in
die Haut bezeichnet. Tunga penetrans ist ein Hautparasit, der vor allem in der
Karibik, in Lateinamerika und in Afrika vorkommt. Betroffen sind hier vor allem
ärmere Schichten der einheimischen Bevölkerung in den Slums, da der Sandfloh
bevorzugt Tiere wie Hunde, Ziegen und Schafe befällt. Hier kommt es nicht selten
zu schweren Infektionen. Reisende sind nur selten betroffen.
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Entwicklung und Symptome
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Der Lebenszyklus des Sandflohs dauert etwa 4 Wochen und verläuft in fünf
Stadien:
- Stadium 1: Eindringen des Sandflohs in die Haut. Der Floh ist etwa 1 mm
groß. Er bohrt sich so weit vor, dass er die Blutgefäße erreichen kann.
Dabei verschwindet sein Körper vollständig. Sein Hinterteil, mit der
Genital- und Analöffnung bleibt mit der Außenwelt verbunden und ist als nur
winziger Punkt über der Haut sichtbar. Das Penetrationsstadium dauert etwa
30 Minuten bis zu mehreren Stunden. Es verläuft meistens unbemerkt.
- Stadium 2: Am 1. bis 2. Tag nach dem Eindringen beginnt das
Sandflohweibchen damit, Eier zu produzieren. Es setzt ein Größenwachstum
ein. Ein kleiner weißer Hof entsteht. In der Mitte befindet sich ein kleiner
schwarzer Punkt. Das ist die After-Genital-Öffnung.
- Stadium 3: Das Größenwachstum hat seinen maximalen Stand erreicht. Der
Körper unter der Haut ist jetzt etwa so groß wie eine Erbse. Von außen ist
ein stark juckendes, weißliches Knötchen zu sehen, das sich stark vorwölbt.
Dieses Stadium kann außerdem sehr schmerzhaft sein. Aus der
After-Genital-Öffnung gelangen Eier und Flohkot nach außen. Die Eier
entwickeln sich im Boden zu neuen Flöhen. Der Flohkot ist sehr klebrig und
haften an der umliegenden Haut. Vermutlich lockt er neue Flöhe an. Das
Stadium dauert etwa bis zur 3. Woche an.
- Stadium 4: Nach 3 bis 5 Wochen stirb der Floh ab und wird abgestoßen. Es
bildet sich eine Kruste, die bräunlich bis schwarz aussieht.
- Stadium 5: Noch Wochen bis Monate nach der Infektion ist eine Narbe um
die Bissstelle zu sehen. Sie bildet sich nur langsam zurück.
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Bevorzugte Bissstellen
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Die Bissstelle des Sandflohs sind bevorzugt Zehen, Fußsohle und Ferse. Der
Spann ist nur selten betroffen. Auch an Händen, Gesäß oder in der Leistengegend
können Bisse auftreten. Während Reisende selten mehr als nur ein oder zwei
Bissstellen aufweisen, kommt es bei der einheimischen ärmeren Bevölkerung nicht
selten zu mehr als 100 Bissstellen gleichzeitig. Die Beschwerden und Risiken
werden dadurch vervielfältigt.
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Superinfektion
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Problematisch ist nicht so sehr der Flohbiss an sich, der nur eine kleine
Wunde hervorruft. Das eigentliche Problem bei der Tungiasis ist die
begleitend auftretende Superinfektion um die Bissstelle. Durch den starken
Juckreiz und die Lokalisation kommt es zu Verletzungen der Haut durch
Kratzen und Schürfen. Dann dringen Bakterien in die Haut ein und es
entwickelt sich bereits wenige Tage nach dem Flohbiss zusätzlich eine
bakterielle Infektion. Bei Menschen, die nicht geimpft sind, ist es hier zu
Tetanusinfektionen gekommen.
Diese Komplikation kann durchaus tödlich verlaufen. Deshalb ist eine
frühzeitige Diagnose und die richtige Therapie sehr wichtig.
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Diagnostik
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Die Diagnose kann in der Regel aufgrund einer genauen Inspektion mit
einer Hautlupe gestellt werden. Die äußere Erscheinung ist aber - je nach
Stadium - sehr unterschiedlich. Deshalb ist meistens eine Beobachtung über
einen längeren Zeitraum erforderlich. Eine Biopsie ist in der Regel nicht
erforderlich.
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Therapie
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Die Therapie besteht in der chirurgischen Entfernung des Sandflohs. Dabei
muss die Eintrittsstelle zunächst etwas vergrößert werden, damit der
Flohkörper vollständig entfernt werden kann. Ein seitliches Herausdrücken
ist nicht sinnvoll, da der Floh fest verankert ist. Auch erhöht ein
unfachmännisches Manipulieren die Gefahr einer ausgebreiteten
Entzündungsreaktion, denn Bakterien und Flohsekrete werden in die zerrissene
Haut gedrückt.
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Antibiotika
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Nach der chirurgischen Entfernung des Sandfloh sollte anschließend eine
örtliche Behandlung mit Antibiotika erfolgen. Zwar gibt es bisher keine
wissenschaftliche Untersuchung dazu. Beobachtungen zeigen aber, dass
Thiabendazol systemisch (50 mg/kg/d über 5 Tage) oder als
Salben-Okklusionsverband (5 bis 10 Prozent) wirksam sind. Baden mit Leitungs-
oder Salzwasser oder die Anwendung von Antiseptika haben keinen
heilungsfördernden Effekt.
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Tetanusschutz
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In jedem Fall muss der Tetanusschutz geprüft und ggf. aufgefrischt
werden.
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Vorbeugung
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Das Tragen von festen Schuhen schützt nicht sicher vor einer Tungiasis.
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