| |
|
Altersschwerhörigkeit - Presbyakusis
|
Hörschwierigkeiten und Ohrgeräusche
|
Als "Altersschwerhörigkeit" bezeichnet man das Phänomen, dass es
bei Menschen in einem Alter von mehr als fünfzig Jahren ohne erkennbare Ursache
häufig zu einer Schwerhörigkeit kommt. Meistens sind beide Ohren in gleichem Maße
betroffen. Häufig betrifft die Hörstörung die höheren Töne, wohingegen das Hören
tieferer Töne in der Regel nicht beeinträchtigt ist. Die meisten Patienten
klagen darüber, dass sie Schwierigkeiten haben, Gesprächen zu folgen,
insbesondere in einer lauten Umgebung mit vielen und/oder besonders störenden
Hintergrundgeräuschen. Andere Geräusche als Sprache werden meist noch gut
wahrgenommen. Bei einigen Patienten können zudem störende und unter Umständen
stark beeinträchtigende Ohrgeräusche (vgl. Tinnitus)
hinzukommen. |
Beginn meistens ab 50
|
Erste Anzeichen einer Altersschwerhörigkeit können sich bereits
im vierten Lebensjahrzehnt durch entsprechende Beschwerden bemerkbar machen. Die
Häufigkeit derartiger Störungen in der Bevölkerung nimmt allerdings erst im
fünften Lebensjahrzehnt deutlich zu. Bei den über Fünfundsechzigjährigen klagen
sogar etwa ein Drittel aller Personen über eine Schwerhörigkeit, die auf keine
feststellbare Ursache zurückzuführen ist. Bei Durchführung von
Hörtestuntersuchungen hat sich gezeigt, dass die Hälfte aller Männer in dieser
Altersgruppe sowie ein Viertel aller Frauen einen messbaren Hörverlust
aufweisen. |
Zunehmende Beschwerden
|
Bei einer Altersschwerhörigkeit nimmt die Beeinträchtigung des
Hörvermögens im Laufe der Jahre in der Regel zu. Allerdings sind das Ausmaß und
die Geschwindigkeit der weiteren Verschlechterung der Beschwerden bei jedem
einzelnen Betroffenen anders. Eine Voraussage ist nicht möglich. |
Fördernde Faktoren
|
Bei den meisten Patienten mit Altersschwerhörigkeit lässt sich
keine erkennbare Ursache ausmachen. Dennoch sind mehrere Gründe bekannt, die zu
einem Nachlassen des Hörvermögens mit steigendem Alter beitragen:
- Alterungsvorgänge an den verschiedenen Strukturen des Innenohrs durch
die Ablagerung von Stoffwechselprodukten sowie einen Elastizitätsverlust des
Bindegewebes
- familiäre Veranlagung, beispielsweise in Form einer sich erst sehr spät
im Leben bemerkbar machenden vererblichen Schwerhörigkeit (vgl.
Hörstörungen bei Kindern)
- Zusammenwirken hörschädigender Faktoren, die im Laufe des Lebens auf das
Gehör eingewirkt haben: z. B. Lärmschädigungen (vgl.
Lärmschwerhörigkeit), wiederholte
Mittelohrentzündungen sowie ohrschädigende Medikamente und Genussmittel
(vgl. Toxische Innenohrschädigung). Ein Beispiel: Bei einem
fünfundsechzigjähriger Mann, der in seinem Leben mehrere
Mittelohrentzündungen durchgemacht hat, mehrmals mit gehörschädigenden
Antibiotika behandelt wurde und zudem in jungen Jahren ein Knalltrauma
erlitten hat, entwickeln sich sehr wahrscheinlich Hörstörungen.
- Alterungsvorgänge des Gehirns mit Auswirkungen auf die Verarbeitung von
Höreindrücken sowie auf deren Integration in einen Gesamteindruck von
Sinneseindrücken
|
HNO Diagnostik
|
Bei Auftreten einer Schwerhörigkeit im höheren Alter,
insbesondere bei Schwierigkeiten, Gesprächen in einer lauten Umgebung zu folgen
oder hohe Töne wahrzunehmen, kann die Verdachtsdiagnose einer
Altersschwerhörigkeit gestellt werden. Dies gilt vor allem dann, wenn keine
konkreten infrage kommenden Ursachen wie eine kürzlich stattgefundene
Mittelohrentzündung oder eine aktuelle Lärmbelastung festzustellen sind. Dennoch
sollte man die Diagnose "Altersschwerhörigkeit" nicht ohne weitere
Untersuchungen stellen. Zu einer entsprechenden Hals-Nasen-Ohren-ärztlichen
Diagnostik gehören eine äußere Untersuchung der Ohren, eine beiderseitige
Ohrspiegelung sowie ein Hörtest, um die Schwerhörigkeit zu objektivieren.
Außerdem kann man mit Hilfe des Hörtests feststellen, wie ausgeprägt der
Hörverlust ist und welche Frequenzen besonders stark betroffen sind. Die äußere
Untersuchung der Ohren und die beiderseitige Ohrspiegelung ergeben in der Regel
unauffällige Befunde. |
Prüfung des Sprachverständnisses
|
Ein spezieller Befund, der die Diagnose "Altersschwerhörigkeit"
untermauert, ergibt die Sprachverständnisprüfung. Dabei werden dem Patienten
über Kopfhörer einzelne Silben, Wörter unterschiedlicher Länge sowie ganze Sätze
in verschiedener Lautstärke vorgespielt. Der Patient wiederholt das Gehörte,
sofern er es gut verstanden hat. Bei der Auswertung der Sprachverständnisprüfung
muss neben dem reinen Hörvermögen auch berücksichtigt werden, dass der Patient
die vorgesprochenen Wörter unter Umständen nicht kennt oder dass Deutsch nicht
seine Muttersprache ist, sodass sich Schwierigkeiten ergeben, die
vorgesprochenen Wörter zu verstehen, zu erkennen und wiederzugeben. |
Einfacher Test
|
Eine einfachere Variante zur grob orientierenden
Sprachverständnisprüfung kommt ohne eine technische Ausrüstung aus. Dabei sitzt
der Patient auf einem Stuhl, und der Untersucher steht etwa einen halben Meter
hinter dem Stuhl. Der Untersucher flüstert nun viersilbige Wörter, meist Zahlen
wie "fünfundzwanzig" oder "vierundsechzig", die der Patient wiederholen soll. |
Ausschluss anderer Erkrankungen
|
Die Diagnose "Altersschwerhörigkeit" darf nicht voreilig und
ohne umfassende Diagnostik gestellt werden, wenn ein älterer Patient über eine
Beeinträchtigung des Hörvermögens klagt. Neben der Verdachtsdiagnose
"Altersschwerhörigkeit" sind zumindest die wichtigsten Ursachen auszuschließen,
die zu gleichen Beschwerden (zunehmende Beeinträchtigung des Hörvermögens,
eventuell Tinnitus) führen können:
|
Hörgeräte
|
Eine spezifische Therapie der Altersschwerhörigkeit ist nicht
möglich. Es existierenden keine entsprechenden Medikamente oder
Operationsmethoden. Allerdings besteht die Möglichkeit der Anpassung von
Hörgeräten für beide Ohren.
|
Hilfsmittel
|
Zudem ist es möglich, durch Hilfsmittel die Lebensqualität zu verbessern:
- Weckhilfen, die ohne Weckton arbeiten, sondern unter Einsatz von Licht-
oder Vibrationssignalen
- Tür-"Klingeln", welche durch Lichtsignale auf sich aufmerksam machen
- Verstärker für das Telefon, sodass das Gesagte des Gesprächspartners
eine größere Lautstärke erhält, ohne dass dieser schreien muss
- Kopfhörer für den Fernseher, damit dieser nicht so laut gestellt werden
muss, dass er unter Umständen die Nachbarn stört
- Schulungen zum Erlernen des Lippenlesens, um diese Fähigkeit als
Ergänzung zum Hören einzusetzen
- Hörtraining zum Erlernen des sogenannten gezielten Hörens, was
insbesondere zum besseren Verständnis eines Gesprächspartners in einer
lauten Umgebung hilfreich ist
|
| |
|