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Das Palliativmedizinische Team - Übermittlung
schlechter Nachrichten:
Beendigung des Gesprächs und Vorgehen danach
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Ein Gespräch beenden
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Signale des Patienten
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Der Zeitpunkt zur Beendigung des Gesprächs ist dann gekommen,
wenn der Patient signalisiert, dass er vorerst genug Informationen erhalten hat.
Derartige Signale können ein abschließendes Nicken, das Aufstehen vom Stuhl oder
Kommentare wie "na gut", "tja" oder "das muss ich jetzt erstmal verdauen" sein.
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Keine offenen Fragen mehr
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Das Gespräch kann auch dann zum Ende kommen, wenn alle anzusprechenden Aspekte
abgehandelt sind und von Seiten des Patienten sowie seiner Angehörigen keine
Fragen mehr bestehen. Dabei ist der Patient explizit dazu aufzufordern, Fragen
zu stellen. Zudem sollten der Arzt und die anderen anwesenden Mitglieder des
palliativmedizinischen Teams deutlich machen, dass sie natürlich auch später
noch für Fragen zur Verfügung stehen.
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Fragen kommen auch später noch
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Die Teammitglieder sollten verdeutlichen, dass sie nicht
erwarten, dass sich der Patient jedes Detail des Gesprächs merkt, und dass es
ganz natürlich ist, wenn sich im Laufe der Zeit noch zahlreiche Fragen ergeben.
Auch sollte deutlich werden, dass das Team gerne bereit ist, einige Dinge
wiederholt zu erklären und zu besprechen. Es kann sinnvoll sein, bereits
im Rahmen des ersten Gesprächs einen weiteren Gesprächstermin zu vereinbaren, um
auf zwischenzeitlich auftretende Fragen einzugehen. Dabei ist es hilfreich, wenn
der Patient und seine Angehörigen die in der Zwischenzeit auftretenden Fragen
aufschreiben, damit nichts vergessen wird.
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Inhalt des Gesprächs zusammenfassen
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Am Ende des Gesprächs steht eine abschließende Zusammenfassung, in der alle für den Patienten wichtigen Informationen enthalten sind.
Das ist wichtig, da im Laufe des Gesprächs unter Umständen zahlreiche
Informationen vermittelt wurden, die sich der Patient eventuell nicht alle
merken kann. Die Aufnahme von Informationen wurde zudem ja noch dadurch
erschwert, dass es sich um eine schlechte Nachricht handelte, die schwerwiegende
Auswirkungen auf das weitere Leben des Patienten hat. Dadurch ist das weitere Zuhören
sowie die Aufnahme und Verarbeitung weiterer Informationen beeinträchtigt.
Besonders hilfreich ist es, dem Patienten eine kurze schriftliche
Zusammenfassung mitzugeben, sodass er das Gespräch später in Ruhe rekapitulieren
kann.
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Hilfe und Unterstützung anbieten
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Die Übermittlung der schlechten Nachricht ändert für den
Patienten unter Umständen sein gesamtes Leben. Daher ist es wichtig, wenn die
anwesenden Mitglieder des palliativmedizinischen Teams zum Abschluss des
Gesprächs Unterstützung und Hilfe anbieten, beispielsweise: "Können wir Ihnen
momentan helfen?", "Gibt es etwas, das für Sie momentan eine Hilfe darstellen
würde?" oder "Wir sind immer für Sie da, wenn Sie uns brauchen."
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Dokumentation und anschließende Teambesprechung
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Alle Gesprächsinhalte dokumentieren
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Der Arzt und die anderen anwesenden Mitglieder des
palliativmedizinischen Teams müssen das stattgehabte Gespräch mit dem Patienten
und seinen Angehörigen dokumentieren. Dabei sind unter anderem die teilnehmenden
Gesprächspartner, die Gesprächsinhalte und das geplante weitere Vorgehen
festzuhalten. Eine derartige Dokumentation hat zweierlei Nutzen: Zum einen dient
sie der späteren Gedächtnisauffrischung der teilnehmenden Mitglieder des
palliativmedizinischen Teams, zum anderen stellt sie eine Informationsquelle für
die anderen Teammitglieder dar: sie können sich auf diese Weise rasch darüber
informieren, was besprochen wurde und ihre Kommunikation mit dem Patienten und
seinen Angehörigen darauf ausrichten. Wenn aus der Dokumentation beispielsweise
hervorgeht, dass der Patient keine detaillierten Informationen über seine
Erkrankung wünscht, darf eine entsprechende Information auf keinen Fall im
Rahmen von anderen Gesprächen mit dem Patienten beiläufig "herausrutschen".
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Im Team über das Gespräch reflektieren
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Im Anschluss an ein Gespräch zur Übermittlung einer schlechten Nachricht
sollten die beteiligten Mitglieder des palliativmedizinischen Teams noch eine
Teambesprechung abhalten. Dabei lassen sich ganz konkret die nächsten Schritte,
die zur Betreuung des Patienten erforderlich sind, planen und einleiten. Zudem
ist es empfehlenswert, im Rahmen dieser Besprechung Schwierigkeiten
durchzugehen, die sich während des Gesprächs mit dem Patienten ergeben haben.
Dabei lassen sich eventuell Fehler in der Gesprächsführung, ein unpassender
Umgang mit den Reaktionen des Patienten oder eigene negative Gefühle
thematisieren und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Derartige
Besprechungen können außerdem einen Beitrag dazu leisten, einem
Burnout-Syndrom vorzubeugen.
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Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen
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Sich den eigenen Gefühlen stellen
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Die eigenen Gefühle können insbesondere in solchen Situationen
als sehr unangenehm empfunden werden, die man persönlich als besonders tragisch
erlebt, beispielsweise der bevorstehende Tod eines relativ jungen Patienten oder
das rasche Voranschreiten einer Krebserkrankung bei einer Mutter mit kleinen
Kindern. Insbesondere jüngere Mitglieder des palliativmedizinischen Teams
erleben nicht selten die folgenden negativen Gefühle:
- Schuld (beispielsweise Schuldgefühle des Arztes, frühe Symptome einer
Krebserkrankung nicht erkannt zu haben oder im Gespräch mit dem Patienten
bei der Übermittlung der schlechten Nachricht ungeschickt vorgegangen zu
sein)
- Verärgerung (darüber, der unangenehmen Situation bei der Übermittlung
der schlechten Nachricht ausgesetzt gewesen zu sein)
- Angst (beispielsweise Angst davor, wegen eines medizinischen Fehlers
beschuldigt zu werden, oder auch Furcht davor, selbst einmal ein ähnlich
schweres Schicksal zu erleiden wie der Patient, mit dem man gerade
gesprochen hat)
- Traurigkeit (zum Beispiel über das schwere Schicksal des Patienten,
seines Ehepartners und/oder seiner Kinder)
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