| |
|
|
|
Ursachen
|
Viren, Bakterien, Einzeller, Parasiten und Pilze können eine
Entzündung des Herzmuskels verursachen.
|
Die Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskelgewebes.
Hauptsächliche Auslöser dieser Erkrankung sind Viren (zu 50 Prozent), aber auch
Bakterien, Einzeller, Parasiten und Pilze kommen infrage. Diese Erreger können im Rahmen
verschiedener Infektionskrankheiten in den Körper gelangen und auf diese Weise den
Herzmuskel befallen. Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, haben ein erhöhtes
Risiko für eine Myokarditis, denn bei ihnen können sich Infektionen leicht im Körper
ausbreiten und auf das Herz übergreifen. Die Immunschwäche kann z. B. Folge einer
AIDS-Erkrankung sein, oder durch die Einnahme von Medikamenten zurückzuführen sein, die
das Immunsystem dämpfen. Solche Medikamente werden z. B. nach einer Organtransplantation
angewandt, damit der Körper das fremde Organ nicht abstößt. |
Systemerkrankungen begünstigen die Entstehung.
|
Eine Myokarditis kann auch nichtinfektiöse Gründe haben. So kann eine
Herzmuskelentzündung beispielsweise im Rahmen von Systemerkrankungen vorkommen (z.B.
Bindegewebe- und Blutgefäßerkrankungen oder rheumatische Krankheiten) oder nach einer Strahlentherapie. Schließlich ist es auch
möglich, dass eine Myokarditis ohne erkennbare Ursache eintritt. |
|
|
|
Beschwerden
|
Eine leichte Myokarditis wird oft nicht bemerkt.
|
Eine leichte und vorübergehende Myokarditis kann vollkommen unbemerkt
bleiben, weil die Symptome unklar und nur gering ausgeprägt sind. Beschwerden wie
Müdigkeit und Leistungsminderung lassen zunächst nicht unbedingt an eine
Herzmuskelentzündung denken. |
Zeichen der Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen treten häufig
auf.
|
Je nach Schweregrad können dann aber schwerwiegendere Symptome auftreten.
Dazu gehören:
- Schwäche, Abgeschlagenheit, Leistungsknick
- Fieber, Gelenkschmerzen
- Schmerzen im Brustkorb
- Herzrhythmusstörungen
- niedriger Blutdruck
- Atemnot
- Wasseransammlung (Ödeme) in der Lunge und/oder im Gewebe
Schmerzen im Brustkorb deuten auf eine Mitbeteiligung des Herzbeutels (Perikard) hin
(vgl. Perikarderkrankungen). Die Ödeme und die
Atemnot sind Zeichen einer Herzschwäche.
|
|
|
|
Diagnostik
|
Die Anamnese und körperliche Untersuchung sind wegweisend.
|
Für die Diagnose einer Myokarditis am wichtigsten sind die Erfragung der
Krankengeschichte. Bei der Anamnese sollte gefragt werden nach:
Zeigt der Untersuchungsbefund Wasseransammlung in der Lunge und/oder im Gewebe bei
Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen, so deutet das ebenfalls auf eine Myokarditis
hin.
|
Erhöhte Entzündungszeichen
|
Bei der Blutuntersuchung fällt auf, dass die Werte der Entzündungsmarker
z.B. die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit oder die Zahl der weißen Blutkörperchen
erhöht sind. Das ist ein deutlichen Zeichen dafür, dass im Körper eine
Entzündungsreaktion stattfindet. Allerdings ist das eine allgemeine Aussage, die nicht
spezifisch für eine Myokarditis ist. |
Laborwerte weisen auf auslösende Erkrankungen hin.
|
Marker sind Laborwerte, die auf einen bestimmten Krankheitszustand
hinweisen. Bei Myokarditis können Marker, die auf eine Schädigung des Herzmuskelgewebes
hinweisen, in erhöhter Konzentration nachweisbar sein. Gelegentlich gelingt es,
Infektionserreger direkt im Blut nachzuweisen oder die Reaktion des Immunsystems auf eine
im Körper ablaufende Entzündung zu erkennen. Das Immunsystem versucht, durch die
Produktion bestimmter Eiweiße, der Antikörper, die Infektionen abzuwehren. Die erhöhte
Produktion von Antikörpern kann nachgewiesen werden. Auch spezifische Blutbefunde, die
auf das Vorliegen einer Systemerkrankung hinweisen, können erhoben werden. Dazu gehört
z.B. der Nachweis des so genannten Rheumafaktors bei rheumatischen Krankheiten oder das
Vorliegen so genannter Autoantikörper bei Blutgefäßerkrankungen. |
EKG und Echokardiographie sind unbedingt notwendig.
|
Eine wichtige Stellung bei der Diagnose einer Herzmuskelentzündung nimmt
das EKG ein. Hier lassen sich z.B. ein sehr schneller oder ein
sehr langsamer Herzschlag (Bradykardie oder Tachykardie) erkennen, außerdem andere Herzrhythmusstörungen oder so genannte
Extraschläge. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) lassen sich bei einigen
Betroffenen eine Vergrößerung des Herzens und/oder Bewegungsstörungen des Herzmuskels
darstellen. Sehr oft ist der Ultraschallbefund jedoch trotz bestehender Myokarditis
normal. Auf einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs kann man in einigen Fällen eine
Verbreiterung des Herzens sowie eine Wasseransammlung in der Lunge erkennen, aber auch
hier kann der Befund trotz bestehender Herzmuskelentzündung normal sein. |
Gewebeproben sind selten notwendig.
|
In seltenen Fällen (z.B. schwerer Verlauf ohne Hinweise auf eine andere
verursachende Herzerkrankung) ist es zur Diagnosesicherung notwendig, eine kleiner
Gewebeprobe aus dem Herzmuskel zu untersuchen (Myokardbiopsie). Um diese Gewebeprobe zu
gewinnen, wird über eine große Vene (z.B. in der Leistenbeuge) ein Katheter über das
Venensystem bis in das Herz vorgeschoben. Dort wird mit Hilfe einer kleinen Zange eine
geringe Menge Gewebe entnommen. Diese Untersuchung wird unter anderem als Routineverfahren
bei Patienten nach Herztransplantation durchgeführt und ist sehr sicher. In der Regel ist
eine örtliche Betäubung an der Eintrittsstelle des Katheters ausreichend. |
|
|
|
Therapie
|
Akute Fälle sind lebensbedrohend.
|
Eine akute und schwer verlaufende Myokarditis ist ein lebensbedrohender
Notfall. Der Betroffene muss im Krankenhaus evt. sogar auf der Intensivstation behandelt
werden. |
Strikte Bettruhe und körperliche Schonung sind Grundlage der
Therapie.
|
Sehr wichtig ist die körperliche Schonung, die über Wochen und sogar
Monate notwendig sein kann. Anfangs muss der Betroffene strenge Bettruhe einhalten, um das
erkrankte Herz zu schonen. Während der Bettruhe ist die Gabe gerinnungshemmender
Medikamente (meisten in Form täglicher Spritzen unter die Haut) notwendig, um der
Entstehung von Blutgerinnseln in den Beinvenen vorzubeugen. Nach Abklingen der akuten
Beschwerden empfiehlt sich zunächst weiterhin körperliche Schonung. Später erfolgt ein
stufenweiser Leistungsaufbau, damit sich das Herz langsam wieder an normale Belastungen
gewöhnen kann. |
Medikamente unterstützen den Heilungsprozess.
|
Leidet der Betroffene an den Symptomen einer Herzschwäche und
Herzrhythmusstörungen werden diese Symptome meistens medikamentös behandelt. Eine
ausführliche Darstellung der Behandlung finden Sie in den Kapiteln "Herzschwäche" und "Herzrhythmusstörungen". |
Systemerkrankungen müssen behandelt werden.
|
Besteht eine Systemerkrankung, muss diese ebenfalls behandelt
werden, z.B. bei Blutgefäßerkrankungen mit der Gabe von Medikamenten, welche die
Aktivität des Immunsystems dämpfen. Solche Medikamente sind aber in der akuten
Frühphase einer viralen Myokarditis nicht sinnvoll, weil sie keinen positiven Effekt auf
die Pumpfunktion des Herzens und auf die Sterblichkeit haben. Diese Ergebnisse brachte
eine 1995 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie zu
Myokarditistherapie (MTT: Myocarditis Treatment Trial). |
In der Regel heilt eine Myokarditis folgenlos aus.
|
In der Regel heilt eine Myokarditis folgenlos aus, vor allem wenn sie
durch eine Virusinfektion bedingt war. In seltenen Fällen kann ein akutes Herzversagen
auftreten (z.B. als Folge schwerer Herzrhythmusstörungen) oder es kann eine Herzschwäche
zurückbleiben. In sehr schweren (seltenen!) Fällen kann es notwendig werden, das Herz
durch eine künstliche Pumpe zu unterstützen oder sogar eine Herztransplantation
vorzunehmen.
|
| |
|