|
Komplikationen bei offenen Bandscheibenoperationen im Bereich der
Lendenwirbelsäule
|
Op der falschen Bandscheibe
|
Eine Komplikationsmöglichkeit bei "offenen"
Bandscheibenoperationen im Lendenwirbelsäulenbereich besteht in der
versehentlichen Operation der falschen Bandscheibe. Um diese Komplikation zu
vermeiden, erfolgen während des Eingriffs mehrere Röntgenkontrollen.
Insbesondere bei auftretenden Unsicherheiten ist durch ein im Operationssaal
befindliches Röntgengerät jederzeit eine erneute Kontrolle möglich.
|
Blutungen aus Venennetz
|
Weiterhin kann es während des Eingriffs zu Blutungen aus dem
Venennetz kommen, welches sich im Inneren des Wirbelkanals befindet und sich um
die harte Rückenmarkhaut herum ausdehnt. Allerdings lassen sich diese Blutungen
durch Verödung der Venen mit einer stromführenden Pinzette in der Regel gut zum
Stillstand bringen.
|
Blutungen aus Arterien
|
Des Weiteren kann es auch zu Blutungen aus Arterien kommen, und
zwar aus Arterien im Bereich der Rückenmuskulatur und der Gelenkkapseln der
Wirbelgelenke. Um solche Blutungen vor Abschluss der Operation nicht zu
übersehen, prüft der Chirurg nach Entfernung aller Operationsinstrumente noch
einmal sorgfältig das gesamte Operationsfeld. Stellt er dabei eine arterielle
Blutung fest, kann diese in der Regel rasch gestillt werden. Bei einer
übersehenen arteriellen Blutung bestünde ansonsten die Gefahr, dass sich nach
Abschluss der Operation ein Bluterguss bildet, der wiederum Druck auf das
Operationsgebiet ausübt.
|
Infektionen
|
Zudem besteht bei jeder Operation, gleich welcher Art, ein
gewisses Infektionsrisiko. Bei offenen Bandscheibenoperation unter Zuhilfenahme
eines Operationsmikroskops lässt sich das Infektionsrisiko durch einige
vorbeugende Maßnahmen senken, unter anderem:
- Einwickeln des Operationsmikroskops in sterile Folien
- Bedienung des Mikroskops über Tasten und Schalter, die sich nicht in
unmittelbarer Nähe des Operationsgebietes befinden (beispielsweise
Fußschalter)
Ist es dennoch zu einer Infektion gekommen, wird diese in der
Regel durch Antibiotika behandelt. Nur in Einzelfällen ist eine operative
"Sanierung" erforderlich.
|
Verletzung der harten Rückenmarkhaut
|
Eine weitere Komplikationsmöglichkeit besteht in der Verletzung
der harten Rückenmarkhaut (Dura mater) oder einer Nervenwurzel. Die
Wahrscheinlichkeit für eine derartige Komplikation liegt bei ungefähr einem bis
5 Prozent. Dabei ist zu beachten, dass dieses Risiko bei einer ersten
Bandscheibenoperation geringer ist als bei einem Folge-Eingriff. Das ist unter
anderem darauf zurückzuführen, dass die anatomischen Verhältnisse nach einer
bereits erfolgten Operation unübersichtlicher sein können oder dass sich unter
Umständen als Folge des Ersteingriffs Narbengewebe gebildet hat.
|
|
Bei kleineren Verletzungen der Rückenmarkhaut, und zwar bis zu
einer Größe von ungefähr 3 Millimetern, lässt sich der verletzte Bereich mit
einem kleinen "Lappen" aus Fett- oder Muskelgewebe ausreichend abdichten. Bei
größeren Verletzungen ist eine Naht erforderlich, unter Umständen auch eine
Abdeckung mit einem Flicken (Patch) aus körpereigenem oder künstlichem Gewebe.
|
Verletzung der großen Blutgefäße
|
Sehr selten kommt es bei einer offenen Bandscheibenoperation im
Lendenwirbelsäulenbereich zu einer Verletzung der großen Blutgefäße, die neben
der Wirbelsäule im Bauchraum liegen. Das ist dann möglich, wenn der Operateur
bei der Entfernung des Bandscheibengewebes mit einem Operationsinstrument die
vordere Begrenzung des Bandscheibenfaches durchstößt, sodass das Instrument
durch das Bandscheibenfach hindurch in den Bauchraum gelangt. Allerdings haben
die heutzutage eingesetzten Operationsinstrumente eine Art "Sperre", welche ein
zu tiefes Eindringen in den Körper verhindern; mit dieser schwerwiegenden
Komplikation muss daher eigentlich nicht mehr gerechnet werden. Ist es dennoch
zu einer Verletzung eines Blutgefäßes im Bauchraum mit entsprechender Blutung
gekommen, ist eine unverzügliche Versorgung dieser Verletzung durch einen
Bauchchirurgen erforderlich.
|
|
|