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Radiofrequenztherapie bei Wirbelsäulenschmerzen
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Einleitung
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Mit Hitze werden Nerven verödet
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Bei der Radiofrequenztherapie zur Linderung von
Wirbelsäulenschmerzen wird eine Koagulation ("Verödung") schmerzempfindlicher
Strukturen durchgeführt. Sie wird deshalb auch häufig als Verödungstherapie
bezeichnet. An der Lendenwirbelsäule kommt dieses Verfahren hauptsächlich zur Behandlung des
Facettensyndroms zum
Einsatz.
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Anwendung bei verschiedenen Erkrankungen
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Ein weiterer Anwendungsbereich besteht bei schmerzhaften
degenerativen Veränderungen ("Verschleißerscheinungen") an der Halswirbelsäule,
bei Schmerzen, die mehr als 3 Monate anhalten und die mit Medikamenten oder
Physiotherapie nicht ausreichend behandelt werden konnten. Hier hat sich die Radiofrequenztherapie vor allem bei folgenden Schmerzmustern
als hilfreich erwiesen:
- Schmerzen mit Hauptschmerzpunkt im Bereich des Hinterkopfes, meist auf
einer Seite stärker ausgeprägt als auf der anderen (eine solche
Schmerzausbreitung weist auf degenerative Veränderungen an dem Wirbelgelenk
zwischen dem zweiten und dem dritten Halswirbel hin)
- Schmerzen im Nackenbereich mit Ausstrahlung in den oberen Bereich der
Schultermuskulatur (als Hinweis auf Verschleißerscheinungen am Wirbelgelenk
zwischen drittem und viertem Halswirbel, zwischen viertem und fünftem
Halswirbel oder auch zwischen fünftem und sechstem Halswirbel)
- Schmerzen im Bereich des Schulterblatts (diese Schmerzlokalisation weist
auf degenerative Veränderungen an dem Wirbelgelenk zwischen dem sechsten und
dem siebten Halswirbel hin)
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Diagnostik
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Bei der körperlichen Untersuchung fällt eine Schmerzverstärkung
bei Bewegungen der Halswirbelsäule auf, vor allem bei Dreh- und
Neigungsbewegungen. Auch kann der Untersucher an den betroffenen
Halswirbelsäulenpartien häufig Muskelverspannungen tasten.
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Vorbehandlung
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Vor der Durchführung einer Radiofrequenztherapie bei Schmerzen
an der Halswirbelsäule sollten die geplanten "Verödungspunkte" ein- oder
mehrmals mit einem lokalen Betäubungsmittel behandelt werden. Wenn das
Einspritzen des lokalen Betäubungsmittels an die geplanten Verödungspunkte für
den Patienten zu einer zufriedenstellenden Schmerzlinderung führt, ist auch von
einem guten Erfolg der Radiofrequenztherapie auszugehen.
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Durchführung
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Örtliche Betäubung
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Die Radiofrequenztherapie (Verödungstherapie) bei
Wirbelsäulenschmerzen wird in Bauchlage des Patienten durchgeführt. Eine Narkose
ist dafür nicht erforderlich, lediglich eine örtliche Betäubung. Auf Wunsch des
Patienten kann ein Beruhigungsmittel gegeben werden. Es darf aber nicht zu hoch
dosiert sein. Es muss noch die Möglichkeit der Kommunikation bestehen, denn der Patient
muss während der Durchführung der Radiofrequenztherapie gelegentlich Rückmeldung
geben und daher ansprechbar sein.
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Zwei Einstichstellen
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Die Verödungselektrode wird von zwei Seiten auf die Schmerzquelle zubewegt:
- Der erste Einstichpunkt liegt seitlich versetzt neben der Wirbelsäule.
Die Elektrode wird dann schräg auf die Schmerzquelle z. B. an der Halswirbelsäule
zubewegt.
- Der zweite Einstichpunkt liegt direkt neben der Wirbelsäule. Die
Elektrode wird dann in gerader Richtung auf die Halswirbelsäule zubewegt.
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Lage der Elektroden wird durch Röntgenaufnahme kontrolliert
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Durch dieses kombinierte Vorgehen sind die schmerzempfindlichen
Strukturen am zuverlässigsten zu erreichen. Aus jeder Richtung werden in der
Regel 3 Verödungen vorgenommen. Bevor die Verödung durchgeführt wird, wird
mit einer Röntgenaufnahme sichergestellt, dass die Elektroden an der richtigen
Stelle platziert sind.
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Hitzeapplikation für 90 Sekunden
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Bevor die eigentliche Verödung erfolgt, wird der zu behandelnde
Bereich am Wirbelknochen vorab durch das Einspritzen eines örtlichen
Betäubungsmittels unempfindlich gemacht. Nach Einwirken des lokalen
Betäubungsmittels kann die eigentliche Verödung erfolgen. Zu diesem Zweck
erhitzt man die korrekt platzierte Spitze der Verödungselektrode für 90 Sekunden
auf 80 bis 85 Grad Celsius.
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Die Leitfähigkeit des Nerven wird unterbrochen
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Durch die Hitze wird die elektrische Leitfähigkeit der Nervenfasern
unterbrochen. Der Eingriff wird mit dem Entfernen der Verödungselektrode,
einer anschließenden Hautdesinfektion und dem Anlegen eines Verbandes
abgeschlossen.
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Sofortige Schmerzlinderung
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Die Schmerzlinderung tritt sofort ein. Durchschnittlich sinkt die
Schmerzintensität um 50 bis 80 Prozent. Der Effekt hält etwa 6 bis 12 Monate an. |
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Komplikationen
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Seltene Komplikationen
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Bei der Radiofrequenztherapie (Verödungstherapie) kommt es nur
sehr selten zu Komplikationen. Allerdings wird durch das Einführen der Elektrode
- wie bei jeder anderen Injektion auch - das Gewebe mechanisch verletzt. Diese
Verletzungen heilen aber in der Regel schnell wieder. Grundsätzlich sind folgende Komplikationen
möglich:
- Entwicklung eines Blutergusses an den Einstichstellen der
Verödungselektrode
- (vorübergehende) Schmerzen im Bereich der Einstichstellen
- sehr selten Entzündung an den Elektrodeneinstichstellen
- bei nicht korrekt durchgeführter RFT kann es in sehr selten Fällen zu Lähmungserscheinungen, Empfindungsstörungen oder
brennenden Schmerzen (als Folge einer Nervenschädigung) kommen. Diese
Komplikationen bilden sich meistens zurück.
- allergische Reaktionen auf das lokale Betäubungsmittel
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Kurzfristige Komplikationen
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Auch kann es zu kurzfristig auftretenden Komplikationen kommen:
- Kreislaufprobleme
- Bildung einer Zyste
- Hautreizung
- Entzündung im Bereich des Nerven als Reaktion auf die mechanische
Schädigung
- Missempfindungen oder Taubheit der Haut für das Gebiet, welches durch
den betreffenden Nerv mit Nervenfasern versorgt wird
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Quellen:
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Jerosch J, Steinleitner W (Hrsg.) (2005) Minimal-invasive
Wirbelsäulen-Interventionen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
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