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ERCP
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Beschreibung
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Untersuchung der Gänge von Galle und Bauchspeicheldrüse
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ERCP ist eine Abkürzung für Endoskopisch - Retrograde
Cholangio- Pankreaticographie. Darunter versteht man ein spezielles
Verfahren zur Darstellung und Untersuchung der Gallengänge und
Bauchspeicheldrüsengänge. Dabei
wird eine Spiegelung (Endoskopie) des Magens und Zwölffingerdarms kombiniert mit
einer röntgenologischen Untersuchung der Gallenwege und des
Bauchspeicheldrüsenganges durchgeführt Gleichzeitig besteht bei dieser Methode
die Möglichkeit, kleinere Eingriffe wie z.B. die Entfernung von
Gallensteinen
vorzunehmen.
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Anatomische Grundlagen
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Über den Magen und den Zwölffingerdarm kann ein Endoskop bis in die
kleinen Gänge von Galle und Bauchspeicheldrüse eingeführt werden
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Die Leber ist von vielen kleinen Gallengängen durchzogen. Die
kleinen Gänge verbinden sich (siehe "Anatomie
von Gallenblase und Gallenwegen") zu immer größeren Gängen bis
schlussendlich ein großer Gallengang, der Ductus choledochus entstanden ist.
Er liegt bereits außerhalb der Leber, ist ungefähr 6 bis 8 Zentimeter lang und so dick wie ein Bleistift.
Er führt hinter dem Zwölffingerdarm vorbei und zieht in Richtung
Bauchspeicheldrüsenkopf. Er durchquert den Bauchspeicheldrüsenkopf und vereinigt
sich dort mit dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse, dem Ductus
pancreaticus. Gemeinsam münden sie dann in der Papille des Zwölffingerdarms.
Die Papille ist mit einen ringförmigen Muskel (Sphinkter) verschlossen. Wird
gerade nicht verdaut, so ist der Ringmuskel geschlossen. Dann staut sich die
Galle zurück in die Gallenblase und wird dort gesammelt. Kurz nach der
Nahrungsaufnahme öffnet sich der Ringmuskel, um Galle in den Darm zu
entlassen.
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Indikationen und Kontraindikationen
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Indikationen
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Meist wird ein ERCP durchgeführt, wenn der
Verdacht auf ein Abflusshindernis oder Veränderungen im Bereich der Gallengänge
oder an der Papille besteht. Vorgeschaltet sind in der Regel
Ultraschalluntersuchung, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.
Indikationen für eine ERCP sind:
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Vor der OP
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Für die Untersuchung ist es notwendig, nüchtern zu sein, also
sechs Stunden vor der Untersuchung keine Nahrung oder Getränke zu sich zu
nehmen. In der Regel wird eine solche ERCP im Rahmen eines stationären
Aufenthaltes durchgeführt. Natürlich muss der Arzt zuvor auf eine eventuelle
Blutungsneigung, Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten, Unverträglichkeit
von Kontrastmitteln, Schilddrüsenüberfunktion oder das Vorliegen einer
Herzerkrankung hingewiesen werden.
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Kontraindikationen
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Der Eingriff kann nicht vorgenommen werden, wenn eine akute
Bauchspeicheldrüsen- oder Gallengangsentzündung besteht, ein
Herzinfarkt noch
nicht lange zurückliegt oder schwere
Herzrhythmusstörungen vorliegen.
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Technik und der Ablauf einer ERCP
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Endoskop mit Kamera, Spülung und Instrumenten
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Für diese Untersuchung
benutzt der Arzt ein flexibles Spezial-Endoskop. Das
ist ein schlauchförmiges Gerät, das mithilfe von Drehreglern um bis zu 180°
gebogen werden kann. An seinem Ende ist eine Kamera angebracht, die an eine
Video- Monitoranlage angeschlossen wird. So ist eine lückenlose Beobachtung und
Dokumentation des Untersuchungsvorgangs möglich. Das Gerät besitzt zudem eine
Spül- und Absaugvorrichtung und verschiedene Arbeitskanäle, über die diverse
Arbeitsinstrumente eingeschoben werden können. Der Arzt kann diese über die
Bedienung am Handgriff steuern.
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Beruhigungs- und Schmerzmittel helfen beim "Schlauch schlucken"
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Vor der Untersuchung verabreicht der Arzt meist eine
Beruhigungsspritze in Kombination mit einem Schmerzmittel, nur in manchen Fällen
wird eine ERCP auch in Kurznarkose durchgeführt. Die Schleimhaut des Rachens
kann durch ein Spray zudem unempfindlich gemacht werden. Die Untersuchung
bereitet keine Schmerzen, etwas unangenehm kann aber das Würgegefühl beim
Einführen des Endoskops sein. Der Arzt schiebt bei der Untersuchung das Endoskop
über den Rachen, die Speiseröhre und den Magen bis zum Zwölffingerdarm und zur
Papille vor, an der Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang gemeinsam enden. Dort
wird eine kleine Sonde in die Mündung des Gallen- bzw. Bauchspeicheldrüsengangs
eingebracht und Kontrastmittel eingespritzt. Das geschieht retrograd, also
entgegen der normalen Fließrichtung des Galleflusses. Auf diese Weise wird das
Gangsystem mit eventuellen Veränderungen und Abflusshindernissen sehr deutlich
dargestellt. Es können nun Instrumente in das Endoskop eingeführt werden, mit
deren Hilfe Gewebeproben entnommen werden können. Mit einem speziellen
Schneideinstrument kann die Papille etwas erweitert werden, so dass ein
mündungsnaher Stein mithilfe eines kleinen Auffangkörbchens entfernt werden
kann. Eventuell kann auch ein Stent angebracht werden.
Das ist ein kleines Röhrchen aus Kunststoff oder Metall, das eingesetzt wird, um
einen verengten Gang offen zu halten. Eine solche Verengung kann durch
Vernarbung oder Druck eines Tumors entstehen.
Die Untersuchung dauert etwa 30 Minuten.
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Operationsrisiken und Nachsorge
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Risiken
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Bei dem Eingriff kann es zu Blutungen nach Spaltung der Papille kommen oder
in manchen seltenen Fällen zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einer
Verletzung der Gallengänge, des Darms, des Magens oder der Speiseröhre. Ebenso
selten ist ein Verschlucken von Mageninhalt in die Luftröhre (Aspiration). In 50
Prozent der Fälle wird nach einer ERCP ein vorübergehender Anstieg der Lipase, des
fettspaltenden Enzyms der Bauchspeicheldrüse im Blut beobachtet.
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Essen und Trinken nach der OP
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Nach einer ERCP bleibt der Betroffene in der Regel noch für
einen Tag zur Beobachtung im Krankenhaus. Getränke können nach zwei bis vier
Stunden konsumiert werden, feste Nahrung nach etwa zwölf Stunden.
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Bei Schmerzen zum Arzt gehen
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Nach der Entfernung
von Gallensteinen kann es beim Abgang von Steinteilen in den Zwölffingerdarm zu
Koliken kommen. Bei Auftreten von Schmerzen, Fieber oder Blutabgang sollte der
behandelnde Arzt aufgesucht werden.
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Quellen:
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Intensivkurs Chirurgie Elsevier Verlag 2004
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