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Invasive Schmerztherapie: Einbringen von Medikamenten über Katheter
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Einspritzen von Medikamenten direkt in den Liquorraum
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Schmerzstillende Medikamente können auch über einen Katheter verabreicht
werden. In der Regel werden dabei
stark wirksame Opioide direkt in das
Nervenwasser (Liquor) eingespritzt. Liquor ist die
Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umfließt und
es vor schädlichen Einflüssen schützt. Außerdem ist auch eine Injektion in das
Fettgewebe, das das Rückenmark umgibt, möglich. Die Schmerzmittelgabe
erfolgt meist kontinuierlich unter Zuhilfenahme von Medikamentenpumpen.
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Verschiedene Verabreichungsformen sind möglich
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Bei dieser Form der Tumorschmerztherapie unterscheidet man folgende
Verabreichungsformen:
- epidurale Gabe (in das Fettgewebe, das das Rückenmark umgibt:
sogenannter Epiduralraum)
- intrathekale Verabreichung (in den Nervenwasserkanal der Wirbelsäule)
- intraventrikuläre Gabe (in die Hirnkammern, die mit Nervenwasser
gefüllt sind)
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Vorteile der kathetergestützten Medikamentengabe
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Im Vergleich zur Schmerzmittelgabe in Form von Tabletten ergeben sich durch
die kathetergestützte Verabreichung verschiedene Vorteile:
- bessere Schmerzlinderung
- längere Wirkungsdauer der Opioide
- selteneres Auftreten typischer Nebenwirkungen der Opioide wie
Verstopfung und Übelkeit
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Indikationen der Applikation in den Liquorraum und den Epiduralraum
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Die Schmerzmittelgabe direkt in das Nervenwasser oder in den Epiduralraum
kommt vor allem in folgenden Situationen in Betracht:
- Funktionsstörungen im Magen-Darm-Bereich, sodass die Einnahme von
Tabletten oder Säften nur eingeschränkt möglich ist (beispielsweise bei
ausgeprägten Schluckstörungen oder bei Darmverengungen durch ein
Tumorwachstum im Bauchbereich)
- schlechte Bedingungen für die Anwendung von Schmerzpflastern, zum Beispiel bei großflächigen
Hautverletzungen
- ungünstige Situation für die Durchführung einer kontinuierlichen
subkutanen Medikamentengabe,
beispielsweise bei häufigem Auftreten von Hautreaktionen auf die
verabreichten Schmerzmittel oder bei sehr unruhigen Patienten, die
die Infusionskanüle immer wieder herausziehen
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Es ist nur Morphin zugelassen
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Für die Schmerzmittelgabe in Rückenmarknähe (direkt in das Nervenwasser oder
epidural) ist im Rahmen der Tumorschmerztherapie ausschließlich Morphin
zugelassen. Allerdings kommen zusätzlich häufig auch die Medikamente
Buprenorphin, Fentanyl und Sufentanil zum Einsatz, bei denen es sich ebenfalls um
stark wirksame Opioide handelt.
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Die Testbehandlung ist ausschlaggebend
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Die Wirksamkeit einer kathetergestützten Tumorschmerztherapie wird zunächst
durch eine Testbehandlung überprüft. Dazu führt wird ein Katheter in eine
Hirnkammer, in den Nervenwasserraum der Wirbelsäule oder in den Epiduralraum
eingeführt. Dann wird eine Testdosis eingespritzt. Diese Testdosis kann von Patient zu
Patient unterschiedlich sein. Sie orientiert sich an der Dosis eines zuvor beispielsweise
in Tablettenform oder als Hautpflaster verabreichten Opioids. Neben Opioiden können in bestimmten
Fällen auch lokale Betäubungsmittel zur Anwendung kommen, beispielsweise bei
Nerven- oder Knochenschmerzen. Anschließend wird genau beobachtet, wie wirksam
die Medikamentengabe ist und ob Nebenwirkungen auftreten. Da im Einzelfall
schwerwiegende Nebenwirkungen wie beispielsweise Atemstörungen möglich sind, ist
in der Testphase immer eine engmaschige Überwachung des Tumorpatienten
erforderlich, am besten auf einer Überwachungsstation.
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Dosis im Laufe der Behandlung anpassen
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Bei gutem Ansprechen und guter Verträglichkeit der
Testdosierungen kann ein Katheter dauerhaft implantiert werden. Im Verlauf
einer Tumorerkrankung ist es allerdings durchaus möglich, dass die Dosis der
verabreichten Medikamente angepasst werden muss, unter anderem wenn es durch
das Voranschreiten der Tumorerkrankung zu einer Schmerzverstärkung kommt.
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