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Therapieplanung bei Tumorschmerzen
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Einleitung
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Planung muss individuell angepasst werden
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Eine sorgfältige Therapieplanung ist die Basis jeder Behandlung.
Das
gilt auch für die Schmerztherapie bei Krebskranken. Die Therapieplanung muss
während des Verlaufs der Tumorerkrankung unter Umständen verändert werden, um
sich der jeweils aktuellen Situation anzupassen.
An diesem Prozess sollten Arzt und
Patient gleichermaßen beteiligt sein. |
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Ablauf der Therapieplanung
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Patient muss beteiligt werden
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An die Schmerzanamnese und die körperliche Untersuchung eines Krebskranken
mit Tumorschmerzen schließt sich die Therapieplanung an.
In diese Planung sollte der Patient
so weit wie möglich einbezogen werden. So
kann er beispielsweise entscheiden, ob die Einnahme von Schmerzmedikamenten als
Tropfen oder Tabletten für ihn angenehmer ist.
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Schriftlicher Plan
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Nachdem festgelegt wurde, welche Schmerzmedikamente in welcher Dosierung und
zu welchen Tageszeiten
eingenommen werden müssen, erstellt der Arzt
den schriftlichen Therapieplan. Dieser wird auch dem Patienten ausgehändigt.
Der Arzt sollte dem Patienten
genau erklären, welchen Zweck die einzelnen Präparate haben. Sowohl die Wirkung
der einzelnen Medikamente, als auch ihre Nebenwirkungen sollte der Arzt
ausführlich erläutern.)
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Genaue Anweisungen für den Patienten müssen erklärt werden
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Um eine möglichst gute Wirkung zu erzielen sollte der Patient darauf
hingewiesen werden, dass er die Medikamente möglichst genau nach dem
vorgesehenen Plan einnimmt.
Der Arzt sollte den Patienten auch darauf hinweisen, dass die Medikamente
möglichst genau nach dem vorgesehen Plan eingenommen werden müssen. Das ist
wichtig, weil sie nur so ihre beste Wirkung entfalten können. Wenn der
Therapieplan vorsieht, dass z. B. für 12 Uhr mittags eine Morphintablette
eingenommen werden soll, dann muss der Patient die Tablette auch genau dann
einnehmen, wenn in dem Moment gar keine Schmerzen bestehen -
die regelmäßige Verabreichung beugt der Entstehung
von Schmerzen vor, sodass im besten Fall eine durchgängige Schmerzfreiheit
erreicht wird. |
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Änderungen des Therapieplans
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Änderungen können im Verlauf der Therapie notwendig sein
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Zwar sollte der Therapieplan genauestens eingehalten werden, er ist aber
nicht unveränderbar. Vielmehr soll der
Betroffene im Laufe der Therapie berichten, wie wirkungsvoll die verordneten
Medikamente sind und welche Nebenwirkungen auftreten. Eventuell ist es dann
sinnvoll, das Therapieschema zu ändern, beispielsweise durch
- veränderte Einnahmezeiten,
- den Wechsel auf ein anderes Schmerzmittel oder
- eine Umstellung der Dosierung.
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Regelmäßiger Kontakt zwischen Arzt und Patient
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Derartige Veränderungen können
auch
im Verlauf der Therapie sinnvoll sein, wenn die Krebserkrankung voranschreitet.
Von großer Bedeutung ist der regelmäßige Kontakt zwischen Arzt und Patient,
damit notwendige Therapieumstellungen ohne größere Verzögerungen eingeleitet
werden können.
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Schwierige Themen bei der Besprechung des Therapieplans
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Schwierige Themen müssen angesprochen werden
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Bei der Besprechung des Therapieplans sollten auch schwierige Themen
berücksichtigt werden. Ein Arzt kann nicht automatisch davon ausgehen, dass der
Patient schon alle Informationen über die Art seiner Krebserkrankung hat, die im
weiteren Verlauf wichtig sein können. Möglicherweise haben Ängste und
Verdrängungsprozesse dazu geführt, dass ein Betroffener unangenehme Themen
verdrängt hat. Eventuell hat auch durch die vorbehandelten Ärzte keine
entsprechende Aufklärung stattgefunden. Bei der Besprechung des Therapieplans
wird der Betroffene dann durch die Verwendung von Wörtern wie "bösartig",
"Metastasen" (Tochtergeschwülste) oder "Sterben" möglicherweise mit einer für
ihn völlig neuen Situation konfrontiert.
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Sensible Gesprächsführung
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Bei diesen Themen ist viel Sensibilität
gefragt. Eventuell muss der Arzt das Gespräch über die Therapieplanung zum Teil
zusätzlich dafür nutzen, den Betroffenen zumindest teilweise über seine
Krebserkrankung aufzuklären. Allerdings sollte er auch akzeptieren, dass
einzelne Patienten die Schwere ihrer Erkrankung bewusst verleugnen möchten.
In einem solchen Fall
muss sich die Besprechung der geplanten Schmerztherapie entsprechend daran
anpassen (beispielsweise durch die Wortwahl: Morphin zur Linderung von
Rückenschmerzen und nicht zur Bekämpfung von Tumorschmerzen im
Wirbelsäulenbereich).
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Ängste müssen berücksichtigt und besprochen werden
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Wenn im Gespräch über die Planung der Schmerztherapie beispielsweise
offensichtlich wird, dass auch starke Medikamente wie Morphinpräparate zum
Einsatz kommen, verbinden einige Patienten damit unter Umständen eine Art
"Todesurteil" – viele Menschen denken bei Morphin an eine unheilbare Erkrankung
oder an den nahenden Tod. Auch haben viele Betroffene Befürchtungen, durch
starke Schmerzmedikamente "drogenabhängig" gemacht zu werden. Hier muss der Arzt
verdeutlichen, dass starke Schmerzmittel unabhängig vom Stadium einer
Krebserkrankung und auch unabhängig von der Lebenserwartung zum Einsatz kommen,
ganz einfach, weil so die
Schmerzen wirkungsvoll behandelt werden können.
Auch ist nicht zu befürchten,
dass sich aufgrund einer ärztlich verordneten Schmerztherapie mit stark
wirksamen Medikamenten eine Abhängigkeit entwickelt, wie sie beispielsweise bei
Heroinabhängigen zu finden ist.
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Schwere der Erkrankung nicht ausklammern
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Insbesondere dann, wenn operative Eingriffe oder eingreifende Methoden zur
Schmerztherapie in Erwägung gezogen werden, ist es unausweichlich, die Schwere
der Krebserkrankung anzusprechen – anders lässt sich dieses Vorgehen nur
schwerlich rechtfertigen.
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Erwartungen des Patienten sollten bei der Therapieplanung einbezogen
werden
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Um einen Eindruck von dem Verständnis eines krebskranken Patienten über seine
Erkrankung zu erhalten, empfiehlt es sich, ihn nach seinen Erwartungen an die
Schmerztherapie zu fragen. Dabei können ganz unterschiedliche Vorstellungen
zutage treten, unter anderem Hoffnung auf:
- völlige und ständige Schmerzfreiheit
- körperliche Fitness und Funktionsfähigkeit wie vor dem Ausbruch der
Krebserkrankung
- Linderung des Schmerzes in einem Maße, dass Alltagsaktivitäten wieder
möglich sind
- Vermeidung von Schmerzattacken mit besonders heftigen Beschwerden
- Schmerzlinderung in einem Ausmaß, dass die Schmerzen in den
Hintergrund treten, sodass soziale Kontakte wieder besser gepflegt
werden können und eine Besserung des allgemeinen Wohlbefindens eintritt
Diese Erwartungen des Betroffenen
an eine Schmerztherapie sollten bei der Therapieplanung einbezogen werden.
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Ziele im Rahmen der Therapieplanung
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Etappenziele und ihre Erreichung verhelfen zu kleinen Erfolgserlebnissen
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Häufig wird das Vertrauen des Patienten in den Arzt gestärkt, wenn man die
Ziele der geplanten Tumorschmerztherapie gemeinsam definiert. Dabei ist es
jedoch mitunter unvermeidlich, unrealistische Hoffnungen zu zerstören. Bewährt
hat sich die Aufstellung eines Stufenplans mit gestaffelten Therapiezielen, die
nach und nach angestrebt werden. Bei einem Patienten mit ausgeprägten
Knochenschmerzen aufgrund von Tochterschwülsten im Skelett könnten die einzelnen
Stufen beispielsweise folgendermaßen aussehen:
- ungestörter, von Schmerzen unbeeinträchtigter Nachtschlaf
- Schmerzfreiheit oder zumindest zufriedenstellende Schmerzlinderung in
Ruhe, das heißt im Liegen oder Sitzen
- Schmerzfreiheit oder zumindest zufriedenstellende Schmerzlinderung
bei körperlicher Aktivität
- vollständige Schmerzfreiheit und vollständige Wiederherstellung der
körperlichen Funktionsfähigkeit wie vor der Tumorerkrankung (wobei
dieses Ziel unter Umständen als unrealistisch angesehen werden muss)
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Ziele können sich ändern
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Bei der Verwirklichung
eines Stufenplans hat der Patient durch das
Erreichen der einzelnen Therapieziele immer wieder neue Erfolgserlebnisse und
die Aussicht auf kontinuierliche Besserung vor Augen.
Der Therapieplan zur Tumorschmerztherapie kann sich im Laufe der Erkrankung
immer wieder ändern, um dem jeweiligen Zustand des Patienten gerecht zu werden.
Dabei ist es mitunter notwendig, auch die Therapieziele zu überdenken und neu zu
definieren.
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