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Auswahlkriterien passender Medikamente
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Jeder Krebspatient sollte individuell therapiert werden
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Die Auswahl der Medikamente zur Tumorschmerztherapie richtet sich unter
anderem nach:
- Art und der Stärke der Schmerzen
- Art und Ausprägung eventueller weiterer Beschwerden
- Allgemeinzustand des Tumorkranken
- weiteren notwendigen Medikamenten
- bisherigen Erfahrungen des Patienten mit bestimmten
Schmerzmedikamenten
- individuellen Vorlieben des Patienten
Entsprechend der Art und der Stärke der Schmerzen kommen
beispielsweise stark oder schwach wirksame Opioide zur Anwendung oder auch
sogenannte Ko-Analgetika wie Antidepressiva.
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Nicht nur Schmerzen auch andere Beschwerden müssen berücksichtigt werden
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Weitere Beschwerden sind insbesondere in Hinblick auf mögliche
Nebenwirkungen der Schmerzmedikamente von Bedeutung. Beispielsweise sollte man
bei Magenbeschwerden keine nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)
verwenden. Umgekehrt kann die gezielte Verwendung bestimmter Schmerzmedikamente
andere Beschwerden ebenfalls lindern (zum Beispiel Dämpfung von Unruhezuständen
durch Antidepressiva, welche gleichzeitig einen schmerzlindernden Effekt haben).
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Allgemeinzustand kann Medikation einschränken
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Vom Allgemeinzustand des Tumorkranken hängt es beispielsweise ab, ob
Schmerzmedikamente als Saft oder Tabletten eingenommen werden können oder ob
Spritzen und Infusionen besser geeignet sind (beispielsweise bei
Schluckbeschwerden oder häufigem Erbrechen). Diese "Vorauswahl" wiederum
schränkt die verfügbaren Medikamente ein.
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Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten
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Viele schwer kranke Krebspatienten müssen zahlreiche Medikamente
nehmen, unter anderem zur Beeinflussung der Tumorerkrankung oder aber zur
Linderung verschiedener Beschwerden. Diese Medikamente wiederum können mit
verschiedenen Schmerzmitteln Wechselwirkungen aufweisen, was bei der
Therapieplanung zu beachten ist. So sollten parallel zu einer
Kortisontherapie zur Abschwellung des Hirngewebes keine nichtsteroidalen
Antirheumatika (NSAR) verabreicht werden – sowohl Kortison als auch NSAR können die Magenschleimhaut schädigen und so zu Magengeschwüren oder sogar
zu Magenblutungen führen.
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Individuelle Erfahrungen aus der Krankengeschichte berücksichtigen
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Über die bisherigen Erfahrungen von Krebspatienten mit verschiedenen
Schmerzmedikamenten sollte der Arzt sich immer informieren. Wenn die Tumorschmerzen früher
bereits einmal gut auf bestimmte Wirkstoffe angesprochen haben, können die
entsprechenden Medikamente häufig erneut mit gutem Erfolg einsetzet werden. Auch die
positive Erwartungshaltung des Patienten in Hinblick auf die bewährte Therapie
trägt oft zu einer guten Schmerzlinderung bei. Außerdem wird die Akzeptanz einer
Schmerztherapie seitens des Krebskranken erhöht, wenn eine bestimmte Behandlung
schon einmal erfolgreich war.
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Die Wünsche des Patienten spielen eine entscheidende Rolle
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Nicht zuletzt sind bei der Therapieplanung immer auch die Wünsche
des einzelnen Patienten zu berücksichtigen. Das gilt insbesondere für die
Palliativmedizin, bei der das Wohlbefinden des Kranken im Mittelpunkt
steht. Daher sind die Wünsche des Betroffenen bezüglich
- Wirkstoffen (entsprechend den Vorerfahrungen des Kranken),
- Verabreichungsform (Tabletten, Saft, Pflaster, Infusion, Spritzen
etc.) und
- Verabreichungsintervallen (mehrmals täglich oder nur morgens und
abends unter Verwendung von Retardpräparaten)
wenn möglich immer zu berücksichtigen.
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Schmerzstärke ist ein Kriterium
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Bei der Entscheidung zwischen einem schwach und einem stark
wirksamen Opioid sind einige Besonderheiten zu beachten. Die Entscheidung
richtet sich unter anderem danach, wie stark die Schmerzen des Patienten sind
und wie die zugrunde liegende Tumorerkrankung wahrscheinlich verlaufen wird.
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Häufig eingesetzte Opioide
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Wenn ein Tumorpatient trotz Verwendung von Schmerzmedikamenten der Stufe 1
weiterhin Schmerzen hat und wenn diese Schmerzen eine mittlere
Intensität haben, wird zunächst ein schwach wirksames Opioid
eingesetzt. Das wird dann zusätzlich zu den Schmerzmedikamenten der
Stufe 1 verabreicht. Dieses Vorgehen ist dann sinnvoll, wenn der bisherige
Erkrankungsverlauf und die Art der Krebserkrankung längerfristig eine konstante
Schmerzstärke erwarten lassen. Am häufigsten werden 3 schwach wirksame Opioide
eingesetzt, meist in retardierter Form:
- Dihydrocodein
- Tramadol
- Tilidin
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Kontinuierliche Dosissteigerung
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Zunächst wird eine relativ geringe Dosis eines schwach wirksamen Opioids
verabreicht. Bei unzureichender Schmerzlinderung ist eine kontinuierliche
Dosissteigerung möglich – entweder bis zum Eintreten von Schmerzfreiheit oder
bis zum Erreichen der Maximaldosis für das jeweilige Medikament.
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Nebenwirkungen können einen Wirkstoffwechsel sinnvoll machen
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Treten bei höheren Dosierungen belastende Nebenwirkungen auf, sollte auf ein anderes
schwach wirksames Opioid gewechselt werden. Besteht
dieses Problem auch bei einem anderen Wirkstoff, ist in der Regel der Wechsel
auf ein stark wirksames Opioid sinnvoll. Dieses kann in geringerer Dosis
verabreicht werden als ein schwach wirksames Opioid, sodass das Risiko von
Nebenwirkungen geringer ist.
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Häufig angewandte stark wirksame Opioide
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Auch bei unzureichender Schmerzreduktion trotz Erreichen der Maximaldosis
eines schwach wirksamen Opioids ist der Wechsel zu einem stark wirksamen Opioid
hilfreich. In der Tumorschmerztherapie kommen in der Regel folgende stark
wirksamen Opioide zum Einsatz:
- Morphin (retardiert oder unretardiert sowie als Tabletten, Tropfen,
Zäpfchen, Spritzen oder Infusionslösung)
- Fentanyl (vor allem in Form eines Schmerzpflasters)
- Oxycodon
- Hydromorphon
- Methadon (welches auch als Ersatzsubstanz zur Therapie von
Drogenabhängigen eingesetzt wird)
- Buprenorphin (als Tabletten oder als Schmerzpflaster)
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