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Struma
/ Kropf
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Formen
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Das
Symptom "Kropf" kann verschiedene Ursachen haben
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Eine
Struma oder Kropf ist eine Vergrößerung der Schilddrüse.
Mit diesem Namen ist aber nur das Symptom bezeichnet. Die Ursache, warum eine Struma
entsteht und welche Fehlfunktion der Schilddrüse dafür verantwortlich ist, ist damit
nicht gemeint. Darüber muss eine genaue Untersuchung Aufschluss geben. Es gibt
grundsätzlich drei verschiedene Formen von Struma:
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Hyperthyrote Strumen sind Strumen, die sich bei einer Überfunktion der Schilddrüse bilden.
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Hypothyrote Strumen bilden sich aufgrund einer Unterfunktion der Schilddrüse.
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Eurhyreote Strumen entstehen bei einer normal
funktionierenden Schilddrüse.
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Verschiedene
Substanzen können Strumabildung auslösen
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Einer
Struma kann eine benigne (gutartige) oder eine maligne (bösarige) Erkrankung zugrunde
liegen. Das ist aber eher selten. Bestimmte Medikamente können ebenfalls eine
Struma hervorrufen. In einigen Ländern sind auch natürliche Substanzen in
der Nahrung für die Bildung einer Struma mit verantwortlich.
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Jodmangel
ist die häufigste Ursache für Struma
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Am
häufigsten ist die Ursache für ein Struma der Mangel an Jod in der Nahrung. Ein Struma
durch Jodmangel entsteht, weil die Schilddrüse versucht, diesen Mangel auszugleichen. Jod
ist Voraussetzung für die ausreichende Bildung der Schilddrüsenhormone, die im gesamten
Organismus gebraucht werden. Ist zuwenig Jod vorhanden, so reagiert die Schilddrüse,
indem sie wächst. So bilden sich mehr und größere Drüsenzellen, die vermehrt Hormone
produzieren sollen.
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In
der Schilddrüse können verschiedene Bereiche wachsen
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Insgesamt
können sich bei einer Schilddrüsenvergrößerung folgende Faktoren verändern:
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Zunahme der Anzahl der Schilddrüsenzellen
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Größenzunahme der einzelnen Schilddrüsenzellen
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Vermehrung des Follikelinhaltes
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Zunahme des Bindegewebes
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Gesteigerte Durchblutung, Zunahme der Blutgefäße
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20
Prozent der Bevölkerung sind betroffen
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In
Deutschland tritt bei 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung eine Vergrößerung der
Schilddrüse aufgrund von Jodmangel auf. Frauen sind davon fünf mal häufiger
betroffen, als Männer. Meistens entwickelt sich eine Struma zwischen dem 20. und 40.
Lebensjahr.
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Jodmangel
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Das
Schmelzwasser aus den Gletschern der Eiszeit hat das Jod aus der Erde gewaschen
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Weltweit
leben ca. 1 Milliarde Menschen unter Jodmangelbedingungen. Über 200 Millionen haben eine
klinisch bedeutsame Struma. Jod ist eine Substanz, die sich in der Erde befindet. In den
Jodmangelgebieten ist Jod am Ende der Eiszeit durch abschmelzendes Gletscherwasser
auswaschen worden und verloren gegangen. Das jodarme Trinkwasser spiegelt den Jodmangel des
Bodens wieder. Nahrungsmittel, die auf diesem Boden wachsen, können deshalb viel weniger
Jod aus der Erde aufnehmen. Sie sind jodarm. Die Weltmeere hingegen sind jodreich.
Deshalb findet man in Küstenregionen auch eine bessere Jodversorgung der Menschen. Die
Bundesrepublik Deutschland ist eines der jodärmsten Länder der Erde.
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Täglich
sollte man bis zu 300 µg Jod zu sich nehmen
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Die
tägliche Jodzufuhr sollte bei mindestens 150 µg bis zu 300 µg liegen. In Deutschland
ist das durch die Nahrungsmittel nicht gewährleistet. Daher wird vielfach Jodsalz bei der
Herstellung von Nahrungsmitteln verwendet. Auch beim Kochen zu Hause sollten Sie Jodsalz
verwenden.
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Eine
Struma muss nicht immer auf Jodmangel zurückzuführen sein
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Ein
Jodmangel macht sich besonders in den Lebensphasen der Pubertät, Schwangerschaft und
Stillzeit bemerkbar. Deshalb manifestiert sich ein Kropf gerade zu diesen Zeiten. Aber
nicht alle Menschen, die in einem Jodmangelgebiet leben, bekommen einen Kropf.
Verschiedene Umweltbedingungen und individuelle Faktoren begünstigen die Kropfbildung.
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Symptome
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Nur
bei einer großen Struma haben die Betroffenen Beschwerden durch den Druck auf
Luftröhre und
Blutgefäße
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Eine
Struma, die aufgrund eines Jodmangels auftritt, verursacht keine Beschwerden, weil die
Schilddrüse normal funktioniert. Meistens fühlen sich die Betroffenen nur durch das
veränderte Aussehen gestört und gehen deshalb zum Arzt. Bei größeren Strumen können,
durch den Druck auf die Luft- und Speiseröhre, den die vergrößerte Schilddrüse
bewirkt, Beschwerden auftreten. Dazu gehören:
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Druck- und Kloßgefühl
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Schluckbeschwerden,
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Luftnot bei Belastung
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Luftnot bei bestimmten Kopfhaltungen
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Ein
"Kropfherz" bildet sich erst bei einer großen Struma
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Dehnt
sich der Kropf hinter das Brustbein aus, verlagert und verengt sich die
Luftröhre. Dann
leiden die Betroffenen an Atemnot und oft ist auch ein pfeifendes Atemgeräusch zu hören.
Durch die ständige Belastung der Atmung und den Druck auf die Blutgefäße wird das
rechte Herz belastet. Es bildet sich ein
sogenanntes Kropfherz. Die Irritation des Nervus recurrens ruft Heiserkeit hervor.
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Kalte
und heiße Knoten können entstehen
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In der Schilddrüse können sich außerdem auffällige Gewebebezirke
bilden, die als Knoten bezeichnet werden. Knoten entstehen, weil nicht das gesamte Gewebe
der Schilddrüse auf die veränderten Wachstumsimpulse gleich reagiert. Manche
Zellbezirke wachsen stärker als andere und schließen sich zu Verbänden zusammen. Die
sogenannten kalten Knoten sind Zellbezirke, die radioaktive Substanzen nur vermindert
speichern. Die heißen Knoten dagegen speichern vermehrt radioaktive Substanzen und heben
sich deshalb vom umgebenden Gewebe ab. Das macht sich in einem Szintigramm bemerkbar, bei
dem diese Substanzen zur Darstellung des Schilddrüsengewebes gespritzt werden. Kalte
Knoten zeichnen sich hell ab, heiße Knoten dunkel.
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Diagnostik
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Tastuntersuchung und Messung des Halsumfanges
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Eine
Struma wird nach den Kriterien Größe, Beschaffenheit, Verschiebbarkeit, den lokalen
Komplikationen wie Heiserkeit, Luftröhrenverlagerung etc., Druckschmerz und Lymphknoten
beurteilt. Um das klinische Bild zu ergänzen wird der Halsumfang in drei Etagen gemessen.
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Stadieneinteilung
nach WHO
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Die
WHO hat eine Stadieneinteilung für Struma vorgegeben:
- 0 = keine Struma
- I = tastbare Struma
- Ia = bei normaler Kopfhaltung nicht tastbar oder kleiner
Strumaknoten bei ansonsten normaler Größe der Schilddrüse
- Ib = tastbare Struma, die bei zurückgebeugtem Hals auch
sichtbar ist
- II = bei normaler Kopfhaltung sichtbare Struma
- III = sehr große, aus der Entfernung sichtbare Struma
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TSH-
Bestimmung
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Labortechnisch
wird eine TSH-Bestimmung durchgeführt,
um festzustellen, ob die Schilddrüse normal arbeitet. Weicht der TSH-Wert von den
Normalwerten ab, wird überprüft, ob es sich um eine Hyperthyreose
oder Hypothyreose handelt.
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Ultraschall
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Ebenso
zur Basisdiagnostik gehört die Sonographie (Ultraschall), mit der das Volumen der Schilddrüsenlappen
erfasst werden kann. Werden Knoten gefunden, so wird mit Hilfe eines
Szintigramms abgeklärt, ob es sich um kalte
oder heiße Knoten handelt.
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Therapie
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Zur
Therapie einer Struma stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung:
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Medikamentöse Therapie
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Operation
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Radiojodtherapie
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Verkleinerung der Schilddrüse
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Bei
der medikamentösen Therapie wird die Verkleinerung des Schilddrüsenvolumens angestrebt.
Das Therapieziel kann erreicht werden durch:
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Monotherapie mit Levothyroxin oder
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eine Monotherapie mit Jod sowie
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eine Kombinationstherapie mit diesen beiden Substanzen.
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Levothyroxin
senkt den TSH-Spiegel
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Bei
der Therapie mit Levothyroxin will man durch die Absenkung des
TSH-Spiegels einen Gewebeschwund erreichen. In
den letzten Jahren hat sich die Stellung dieser Therapie gewandelt, denn sie greift nicht
die Ursache an. TSH ist nicht der entscheidende Wachstumsfaktor. Die Reduktion des
Volumens beruht auf der Rückbildung der Zellvergrößerung und der Minderdurchblutung.
Die Größenzunahme der Schilddrüse durch eine Vermehrung der Zellen wird nicht
beeinflusst. Der Jodmangel wird durch Levothyroxin nicht beseitigt und die Schilddrüse
verarmt weiter an Jod.
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Die
Jodersatztherapie packt das Übel an der Wurzel
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Die
Jodtherapie wirkt kausal, das bedeutet, sie beseitig den Grund für das
Schilddrüsenwachstum. Durch die Jodgabe normalisiert sich der Jodgehalt der Schilddrüse
und das Wachstum in Bezug auf die Vermehrung der Zellen wird gehemmt. Auch die
Größenzunahme einzelner Zellen wird durch das Jod positiv beeinflusst.
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Häufig
werden beide Methoden gleichzeitig angewandt
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Eine
Kombination dieser beiden Therapien ist sinnvoll, weil sie sich ergänzen. Einerseits ist
eine ausreichende Jodaufnahme gewährleistet und zum anderen werden jodbedingte
Zellnekrosen durch die Gabe von Levothyroxin verhindert. Meistens führen innerhalb von
6-12 Monaten alle drei Therapiemöglichkeiten zu einer Volumenverkleinerung der
Schilddrüse. Die Monotherapie mit Jod oder die Kombinationstherapie sind die Verfahren
der ersten Wahl.
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Die
Therapie kann bis zu drei Jahren dauern
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Während
der Therapie, die zwischen einem und drei Jahren andauern kann, wird laufend
eine sonographische Kontrolle durchgeführt. Nach der Therapie folgt eine Prophylaxe mit
Jodgabe. Diese Prophylaxe sollte solange fortgeführt werden bis eine ausreichende
Jodversorgung gewährleistet ist.
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Operationen
können notwendig sein
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Die
Operation kommt zum Zuge, wenn die konservative medikamentöse Therapie ohne Erfolg
geblieben ist oder keinen Erfolg verspricht oder die Radiojodtherapie nicht greift.
Hauptsächlich werden große Strumen mit mechanischen Komplikationen oder
geschwulstverdächtigem Befund operativ behandelt. Des weiteren werden sogenannte kalte
Knoten, die ein Hinweis auf einen bösartigen Tumor sein können, entfernt.
Bei einer Operation kann es als Komplikation zu einer Lähmung des N.
recurrens kommen, die bei einseitiger Lähmung Heiserkeit hervorruft. Bei
beidseitiger Lähmung entstehen erhebliche Atemprobleme. |
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Die
Radiojodtherapie wird bei Betroffenen angewandt,
die einen operativen Eingriff ablehnen oder bei denen das Operationsrisiko zu groß ist.
Auch bei einem Rückfall kommt die Radiojodtherapie zum Einsatz. Es ist zwar keine
Altersbegrenzung vorgegeben, aber aufgrund der Strahlenbelastung wird dieses Verfahren bei
jungen Patienten zurückhaltend eingesetzt.
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