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Hypothyreose - Unterfunktion der Schilddrüse
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Formen
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Hypothyreose ist gekennzeichnet durch eine unzureichende Versorgung der Körperzellen mit Schilddrüsenhormonen. Verantwortlich
dafür ist häufig eine mangelhafte oder sogar fehlende Produktion der
Schilddrüsenhormone. Dabei werden, je nach Fehlfunktion, folgende Formen der Hypothyreose
unterschieden:
- Primäre Hypothyreose bei fehlender oder mangelhafter
Produktion von Schilddrüsenhormonen durch Fehlfunktion der Schilddrüse.
- Sekundäre Hypothyreose bei fehlender thyreotroper
Stimulation. Das bedeutet fehlende oder mangelhafte Produktion von Schilddrüsenhormonen
durch fehlende Anregung durch die Hypophyse.
- Tertiäre Hypothyreose bei Ausfall von TRH. Das bedeutet
fehlende oder mangelhafte Produktion von Schilddrüsenhormonen durch fehlende Anregung
durch den Hypothalamus.
Diese drei Formen werden zusammenfassend auch als erworbene Hypothyreosen
bezeichnet. |
Bei den Sonderformen ist besonders die Hypothyreose bei Neugeborenen von
Bedeutung
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Zusätzlich dazu
gibt es noch besondere Verlaufsformen, bei der speziell die angeborene Hypothyreose, auch Neugeborenen-Hypothyreose genannt, von Bedeutung ist. Außerdem
gibt es noch Sonderformen, die sich durch Struma
(Kropf) unterschiedlicher Größe
auszeichnen, bei denen die Schilddrüsenunterfunktion ansonsten aber nicht so stark
ausgeprägt ist, und die Altershypothyreose. Die Altershypothyreose wird häufig mit einem
vorzeitigen Alterungsprozess verwechselt, da die Symptome denen des
Alterns ähnlich sind.
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Erworbene Hypothyreose
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Frauen sind 5 mal häufiger betroffen, als Männer
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Die
erworbene Hypothyreose kommt häufiger vor als angenommen. Zwischen 0,25 und 1,1 Prozent
der Gesamtbevölkerung sind davon betroffen. Das Krankheitsbild wird in vielen Fällen
nicht erkannt. Besonders betroffen sind ältere Menschen. Bei den über 60jährigen liegt
die Häufigkeit bei bis zu 2 Prozent. Frauen erkranken bis zu 5mal öfter an einer
Hypothyreose als Männer. Nur bei der sekundären Hypothyreose besteht kein
Geschlechtsunterschied. |
Unterfunktion kann nach der Behandlung einer Überfunktion entstehen
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Eine
erworbene Hypothyreose kann sich nach einer Schilddrüsenoperation oder einer Radiojodtherapie entwickeln. Vorausgegangen ist dann
meist eine Hyperthyreose, die operativ bzw. mit der
Radiojodtherapie behandelt wurde.
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Medikamente können eine Unterfunktion herbeiführen
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Des
weiteren kann eine Hypothyreose medikamentös bedingt sein. Verantwortlich dafür sind
Medikamente,
- die die Jodaufnahme
in die Schilddrüse,
- die Schilddrüsenhormonsynthese oder
- die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen aus der
Schilddrüse hemmen.
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Zu viel Jod als Ursache
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Auch
nach einer extrem hohen Aufnahme von Jod, z. B. nach der Gabe eines jodhaltigen Röntgenkontrastmittels, kann es zu
einer Hypothyreose kommen. Bei bestimmten Therapieformen kann sich als Folge eine
Hypothyreose entwickeln. Diese Möglichkeit besteht z. B. bei der Behandlung von
Tumoren mit Interferon und Interleukinen.
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Sekundäre und tertiäre Hypothyreosen sind selten
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Die
Entwicklung einer sekundären oder tertiären Hypothyreose ist selten. Sie kann unter
Umständen als Folge einer Erkrankung im Bereich der Hypophyse bzw. des Hypothalamus
entstehen. Eine solche Erkrankung wäre z. B. ein Tumor in diesem Bereich.
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Symptome
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Das vielfältige Krankheitsbild ist oft nicht einfach einzuordnen
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Wie
stark die Beschwerden eines Betroffenen sind, hängt vom Schweregrad und der Dauer des
Hormonmangels, vom Alter des Betroffenen bei Krankheitsbeginn und von Begleiterkrankungen
ab. Nicht jeder Betroffene muss alle diese Symptome entwickeln. Als Leitsymptome können
vorkommen:
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Auswirkungen auf Haut und Haar sind augenfällig
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Beim
Vollbild der Hypothyreose sind die Krankheitszeichen verstärkt. Ein wichtiges Zeichen ist
die kühle, dicke, trockene bis leicht schuppige und blasse Haut. Sie fühlt sich pastenartig oder teigig
an. Das Gesicht ist durch Ödeme aufgeschwemmt. Solche nicht eindrückbaren,
teigigen Ödeme bezeichnet man als Myxödeme. Sie sind relativ
charakteristisch. Die Ödeme verdicken auch oft die Zunge.
Das führt dazu, dass die Betroffenen oft sehr langsam und verwaschen sprechen. Die Stimme
ist rau und heiser. Die Haare sind trocken und stumpf und sie fallen oft aus. Achsel- und
Schambehaarung sowie die Augenbrauen sind kaum vorhanden. |
Symptome im Magen und Darm Bereich sind häufig stark ausgeprägt
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Die
Darmtätigkeit ist herabgesetzt. Deshalb leiden die Betroffenen oft an Verstopfung und Blähungen. Die Gefahr eines Darmverschlusses als Folge der oft erheblichen
Verstopfung ist erhöht. Bei 70 Prozent der Erkrankten wird vermindert Salzsäure aus der
Magenschleimhaut abgesondert. Das führt zu einer schlechten Verdauung. Der
Schilddrüsenhormonmangel führt zu Appetitlosigkeit. Trotzdem kommt es, wegen des
verringerten Stoffwechsels, zur Gewichtszunahme.
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Herz-Kreislauf- Beschwerden als Folge der Hypothyreose
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Das
Herz-Kreislauf-System ist ebenfalls betroffen. Die Herzschlagfolge
ist verlangsamt und das Minutenvolumen
vermindert. Als Folge davon leiden Betroffene unter
niedrigem Blutdruck. In schweren Fällen ist das Herz
allseits vergrößert (Dilatative
Kardiomyopathie). Die Neigung zur Arteriosklerose wird mit dem erhöhten Cholesterinspiegel in Verbindung gebracht. |
Mangelnde Schilddrüsenhormone haben Folgen auf den gesamten Organismus
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Die
geistige Funktion ist eingeschränkt, was sich in Gedächtnis- und Konzentrationsschwäche
äußert. Weiter zeigen sich Symptome wie depressive Verstimmungen, ein
stark vermehrtes Schlafbedürfnis,
psychomotorische Verlangsamung, Schwerhörigkeit, Geruchsstörungen,
Harnwegsinfekte,
Nierenfunktionsstörungen,
Blutarmut, Sensibilitätsstörungen sowie ein Intentionstremor.
Der Tremor äußert sich in einem Zittern, wenn sich z. B. die Hand einem Ziel nähert.
Auffällig bei der Hypothyreose ist auch eine ausgeprägte Muskelschwäche. Neben
Menstruationsstörungen
treten auch häufig Libido- und Potenzverlust auf.
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Diagnostik
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Der TSH-Test ist ein empfindlicher und sicherer Test
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Wegweisend
ist die Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. Zum Ausschluss einer
primären Hypothyreose wird der
TSH-Wert im Blut bestimmt. Ein erhöhter TSH-Spiegel weist
eine Schilddrüsenunterfunktion nach. Dieser Test ist sehr viel empfindlicher, als die
Messung von Schilddrüsenhormonen. Der Grund ist: Fällt der Wert des freien T4 um den
Faktor 2, so führt das zur Zunahme von TSH um den Faktor 100.
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Bestimmung
des T4
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Des
weiteren wird eine Bestimmung des freien
T4 und des Gesamt-T4 vorgenommen.
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TRH-Test
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Bei
Verdacht auf eine sekundäre Hypothyreose wird ein TRH-Test mit
einer TSH-Bestimmung durchgeführt. |
Autoantikörper-
Test
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Um
eine weitere Abgrenzung der verschiedenen Formen der erworbenen Hypothyreose vorzunehmen
wird eine Bestimmung von Schilddrüsenautoantikörpern gegen die Schilddrüsenperoxidase
vorgenommen. |
Ultraschall
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Zusätzlich
kann eine Ultraschall-Untersuchung folgen. Die Untersuchung erfolgt mit einem speziellen
Schallkopf, der über 5 oder noch besser 7.5 MHz verfügt. Bei der Sonographie, wie diese
Untersuchung in der Fachsprache genannt wird, zeigt sich bei der voll ausgebildeten
Hypothyreose typischerweise nur ein geringer Anteil an echoarmem Restgewebe.
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Therapie
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Levothyroxin einmal am Tag
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In
der Therapie der Hypothyreose wird eine Substitutionstherapie angestrebt, d. h. es werden
Schilddrüsenhormone in Form von Levothyroxinpräparaten verabreicht. Eine einmalige
tägliche Gabe ist ausreichend, um einen konstanten Schilddrüsenhormonspiegel zu
erreichen. |
Die individuelle Dosis muss einschleichend gefunden werden
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Die
Behandlung wird einschleichend durchgeführt. Das bedeutet, die Dosis wird langsam
gesteigert, bis die richtige Wirkung für den Einzelnen erreicht ist. Das langsame
Steigern der Dosis ist auch für den Körper wichtig, der sich auf die Hormone einstellen
muss. Meistens wird angestrebt, dass nach etwa 4 Wochen die individuell richtige Dosis
gefunden ist. Diese Dosis hat keinen negativen Effekt auf den Stoffwechsel der Knochen. Die
Einnahme der Hormone sollte am besten Morgens auf nüchternem Magen erfolgen.
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Checkliste
Endokrinologie und Stoffwechsel
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Es
gibt einige allgemeine Richtlinien bei der Dosierung von Levothyroxin: (Zitat
aus Reinwein, Benker, Jockenhövel: Checkliste Endokrinologie und Stoffwechsel, 2000)
- Bei über 60jährigen Patienten liegt die erforderliche
Dosis um 30% niedriger als bei jüngeren.
- Bei sekundärer Hypothyreose ist die Erhaltungsdosis um
10-20% niedriger als bei der primären.
- Bei Hashimoto-Thyroiditis ist die Erhaltungsdosis um 20%
niedriger als bei Hypothyreosen nach Thyreoidektomie oder Radiojodtherapie. Grund: Funktionsfähiges
Restgewebe bei der Thyreoiditis.
- Vorsicht bei älteren, koronargefährdeten, diabetischen
Patienten und solchen mit lange bestehender Hypothyreose: T4-Werte im unteren Normbereich
und TSH-Werte <4µE/ml sind ausreichend.
- 90% der Patienten benötigen zwischen 100 und 200 µg
Levothyroxin pro Tag.
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Neugeborenen- Hypothyreose
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Hypothyreose ist bei Neugeborenen die häufigste Stoffwechselkrankheit
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Die
Neugeborenen-Hypothyreose ist die häufigste angeborene Stoffwechselkrankheit. Von
dreitausend Neugeborenen ist in der Regel eines betroffen. Die
Schilddrüsenhormonunterversorgung setzt entweder schon während der Schwangerschaft ein
oder beginnt direkt nach der Geburt. Die angeborenen Störungen können sich auch erst in
den folgenden Jahren oder im Erwachsenenalter bemerkbar machen. Bei der
Neugeborenen-Hypothyreose kann man dann wiederum zwischen der angeborenen, genetischen
Form und der intrauterin (in der Gebärmutter) erworbenen Form unterscheiden. Die
genetische Form lässt sich nicht rückgängig machen, während die erworbene Form
reversibel ist. |
Das Krankheitsbild ist unterschiedlich stark ausgeprägt
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Wie
schwer die Symptome ausgeprägt sind, ist vom Beginn der Störung, dem Ausmaß des
Hormonmangels und vom Beginn der Therapie abhängig. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen
hat, neben den schon beschriebenen Symptomen zusätzlich Auswirkungen auf das Wachstum und
die Entwicklung von Kindern. Das Vollbild der Neugeborenen-Hypothyreose muss sich nicht entwickeln, wenn die Therapie frühzeitig einsetzt. |
Die Krankheit kann erst nach Wochen sichtbar werden
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Die
Kinder, die mit dem Vollbild der Hypothyreose zur Welt kommen, stellen in der Diagnostik
keine Problemfälle dar. Schwierig wird es bei Kindern, die noch eine
Schilddrüsenrestfunktion besitzen und so gut wie keine Krankheitszeichen zu Anfang
aufweisen. Das Krankheitsbild wird dann erst später sichtbar. Aber gerade eine
Frühdiagnose ist wichtig, um irreparable Schäden zu vermeiden. |
Typische Symptome bei einem Vollbild der Neugeborenen- Hypothyreose
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Ein
hohes Geburtsgewicht, eine weite Fontanelle und bei schweren Fällen auch der typische
Gesichtsausdruck mit dem offenen Mund sind erste Zeichen. Im weiteren Verlauf kommt es zu
Entwicklungsstörungen des Kindes, es bildet sich ein typisches Aussehen: Der Körperbau
der Kinder wirkt schwerfällig. Als Folge einer Schwäche des Bindegewebes ist der Leib
oft aufgetrieben. Die Extremitäten sind kurz und zeigen nicht die richtigen Proportionen.
Der Hals ist kurz und dick. Durch die Wachstumsstörungen sind die Kinder oft klein
bis minderwüchsig. Das Gesicht ist häufig rund und breit mit einer niedrigen Stirn und einem
flachen Nasenansatz. Die Mimik ist bewegungsarm. Eine geistige verminderte Entwicklung
gehört zu den typischen Merkmalen des nachgeburtlichen Krankheitsbeginns. Ausgesprochene
Gutmütigkeit ist ein Wesensmerkmal der betroffenen Kinder. In vielen Fällen zeigt sich
eine Innenohrschwerhörigkeit und in schweren Fällen können die Kinder sogar taub sein.
Skelettveränderungen und der Rückstand der Knochen- und Zahnentwicklung sind von
besonderer Bedeutung. |
Diagnostik
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Zur
Diagnose wird fünf bis sieben Tage nach der Geburt eine
TSH-Bestimmung durchgeführt. Der
Verdacht auf eine irreversible Form der Hypothyreose liegt nahe, wenn der TSH-Wert über
100 µU/ml liegt. Wird ein Wert zwischen 20-100 µU/ml gefunden, so ist die
Hypothyreose meistens vorübergehend. |
Therapie
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Je
früher die Therapie einsetzt, desto besser, denn die körperliche Fehlentwicklung sollte
möglichst früh beeinflusst werden. Eine Verzögerung von wenigen Wochen führt schon zu
schlechteren Ergebnissen der mentalen und psychomotorischen Entwicklung. Unter der Gabe
von Levothyroxin normalisieren sich die T4- und TSH-Spiegel innerhalb weniger Tage.
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