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Stabile Angina Pectoris

Angina Pectoris

Kurzinfo:

Stabile Angina Pectoris

Symptome

Schmerzen im Brustkorb, Ausstrahlung in Arm und Hand recht und links. Ausstrahlung Unterkiefer, Rücken, Bauch. Atemnot, Todesangst.

Auslöser:

Körperliche Anstrengung, Kälte, Mahlzeiten

Wann zum Arzt?

Sofort

Therapie

Behandlung der Risikofaktoren zur Vorbeugung weiterer Komplikationen. Medikamente: Nitrate, Beta-Rezeptorenblocker, Kalziumantagonisten. Evt. OP.

Inhaltsübersicht:
Beschwerden
Ursachen
Diagnostik
Therapie

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Beschwerden

Schmerzen sind das Leitsymptom.

Schmerzen und ein Engegefühl in der Brust, Atemnot oder ein dumpfes Ziehen in der Herzgegend, das sind Anzeichen für eine Angina pectoris, oder auch Herzenge. Die auftretenden Schmerzen können Sekunden bis hin zu einigen Minuten andauern. Die Symptome sind äußerst vielfältig und werden häufig fehlinterpretiert.

 

Ungewöhnliche Ausstrahlung der Schmerzen werden oft fehlinterpretiert.

Meistens sitzen die Schmerzen im Brustkorb hinter dem mittleren oder auch unteren Bereich des Brustbeins. Von dort aus können sie aber auch ausstrahlen auf die Innenseiten von Arm und Hand. Die Schmerzen können sowohl rechts, als auch links auftreten. Typisch sind auch Schmerzen im Unterkiefer, Ausstrahlungen in den Rücken und in den Bauch. In diesen Fällen denken Betroffenen oft nicht daran, dass die Ursache der Schmerzen ihr Herz sein könnte.

 

Atemnot bei körperlicher Anstrengung ist ein Alarmzeichen.

Bei körperlicher Anstrengung kann es zu Atemnot kommen. Die Betroffenen können z. B. nicht mehr schnell Gehen und müssen ihr Tempo verringern oder stehen bleiben. Das Auftreten von Schmerzen und Atemnot ist typisch für die stabile Angina pectoris. Oft treten die Schmerzen nach dem Essen auf, oder wenn es kalt ist. Meistens verschwinden die Beschwerden in Ruhe schon nach kurzer Zeit, etwa 10 Minuten.

 

Gehen Sie sofort zum Arzt.

Angina pectoris ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Betroffene sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn sie nach einer körperlichen Anstrengung solche oder ähnliche Beschwerden verspüren. Auch wenn nur eine leichte Übelkeit nach körperlicher Anstrengung auftritt, sollten Sie zum Arzt gehen. Suchen Sie bei Schwäche keine Ausreden. (z.B. "Ich bin ja schließlich nicht mehr der/die Jüngste").

 

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Ursachen

Die Herzkranzgefäße sind schon halb verstopft.

Verursacht werden die typischen Beschwerden durch Durchblutungsstörungen der Blutgefäße des Herzens. Die Herzkranzgefäße sind durch Arteriosklerose oft über die Hälfte eingeengt. In manchen Fällen bilden sich sogenannte Umgehungskreisläufe. Blutgefäße wachsen, ausgehend vom gleichen Blutgefäß, um den Engpass herum und versorgen das dahinter liegende Gebiet. So versucht der Körper, die schlechtere Versorgung selbst auszugleichen.

 

Bei körperlicher Anstrengung ist der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Dieser Ausgleich funktioniert aber nur, wenn der Betroffene sich nicht anstrengt. Bei körperlicher Anstrengung, z. B. beim Treppensteigen oder Rennen verlangen die Muskeln mehr Blut und Sauerstoff. Das Herz muss dann viel schneller pumpen, damit die Muskeln optimal versorgt werden. Durch die erhöhte Pumpleistung aber gerät das Herz selbst in Sauerstoffnot. Das Herz ist ja auch ein Muskel, der bei Mehrarbeit auch mehr Sauerstoff verbraucht. Durch die Sauerstoffnot in der Herzmuskulatur treten dann die typischen Beschwerden der Angina pectoris auf.

 

Auch nach dem Essen kann es zu typischen Schmerzen kommen.

Eine vermehrte Herztätigkeit ist aber nicht nur bei körperlicher Anstrengung notwendig. Nach dem Essen braucht der Verdauungsvorgang viel Energie und Sauerstoff. Deshalb sollten übermäßige Anstrengungen nach den Mahlzeiten unterbleiben. Bei Angina pectoris treten auch hier Beschwerden auf, weil das Herz vermehrt Blut in den Verdauungstrakt pumpen muss.

 

Kälte kann einen Angina Pectoris Anfall auslösen.

Kälte ist ebenfalls sehr anstrengend für den Herzmuskel. Wenn es kalt ist, versucht unser Körper, die Körpertemperatur zu halten. Das geschieht über die vermehrte Durchströmung der kalten Körperregionen mit Blut. Das kann nur durch eine höhere Herzschlagfrequenz gewährleistet werden.

 

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Diagnostik

Typische Beschwerden weisen auf die Diagnose hin.

Nicht immer zeigen sich die Beschwerden typisch oder sind stark ausgeprägt. Bei einem typischen Beschwerdebild kann mit 85 prozentiger Sicherheit von einer Einengung der Herzkranzgefäße ausgegangen werden. In den meisten Fällen aber sind weitere Untersuchungen erforderlich.

 

Im Belastungs-EKG zeigen sich Veränderungen.

Meistens wird bei Verdacht ein EKG gemacht. Bei Angina pectoris ist im Ruhe-EKG oft aber keine Veränderung festzustellen, weil ja der Herzmuskel dann ausreichend versorgt wird. Erst im Belastungs-EKG zeigen sich Veränderungen. Typisch ist eine Senkung der ST-Strecke.

 

Eine Myokardszintigraphie zeigt lokale Durchblutungsstörungen.

Lokale Durchblutungsstörungen am Herzen können auch durch die Injektion von radioaktiven Substanzen nachgewiesen werden. Diese Verfahren nennt sich Myokardszintigraphie. Durch die radiaktiven Substanzen kann die Durchblutung des Herzmuskels in Ruhe und bei Belastung sehr gut dargestellt werden. Dabei zeigt sich auch sehr genau die Größe des betroffenen Gebietes. Diese Methode gilt als sehr sicher. Zeigen sich hier keine Veränderungen, so bedeutet das fast immer eine gute Prognose.

 

Ultraschall weist bei Belastungen typische Veränderungen nach.

Ultraschalluntersuchungen können ebenfalls die Veränderungen im Herzmuskel nachweisen. Bei Belastungen muss das Herz schneller pumpen. Dadurch verändert sich normalerweise auch das Lumen der linken Herzkammer. Es wird kleiner. Diese normale Veränderung bleibt bei der stabilen Angina pectoris aus. Solche Veränderungen können durch Ultraschall sehr gut und genau dargestellt werden.

 

Eine Koronarangiographie "fotografiert" die Herzkranzgefäße.

Eine weitere Möglichkeit bietet die Angiographie der Herzkranzgefäße (Koronarangiographie). Dabei wird entweder durch eine Arm- oder durch eine Beinarterie ein dünner Katheter bis zum Abgang der Herzkranzgefäße vorgeschoben. Dort wird dann ein Kontrastmittel direkt in die Herzkranzgefäße abgegeben. Bei einer anschließenden Röntgenuntersuchen kann man jetzt die Herzkranzgefäße darstellen.

 

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Therapie

Ursachen der Arteriosklerose müssen behandelt werden.

Wird eine Angina pectoris festgestellt, so ist es wichtig, dass die Faktoren, die zu einer arteriosklerotischen Einengung der Herzkranzgefäße geführt haben, behandelt werden. Wird dieser Teil der Behandlung vernachlässigt oder übersehen, so kann das Risiko für einen Herzinfarkt nicht verringert werden.

 

Eine Veränderung des bisherigen Lebensstils unterstützt die Therapie und wirkt vorbeugend gegen schwerere Erkrankungen.

Zu den Risikofaktoren, die behandelt werden sollten, gehören:

Das zeigt, dass die Betroffenen angehalten sind, ihren bisherigen Lebensstil zu verändern. So können sie selbst etwas zur Wirksamkeit der Therapie beitragen und schwerwiegenderen Erkrankungen vorbeugen.

 

Eine zusätzliche, medikamentöse Therapie ist immer notwendig.

Notwendig ist aber immer auch eine Therapie mit Medikamenten. Dabei kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:

 

Nitrate führen durch eine Erweiterung der Herzkranzgefäße zu einer besseren Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff.

Nitrate erweitern die Blutgefäße. Die Wirkung betrifft alle Blutgefäße, die großen Arterien ebenso, wie die kleinen Arteriolen und auch die Venen. Die Weitung der Blutgefäße im Körperkreislauf führt zu einer Entlastung des Herzens. Die Weitung der Herzkranzgefäße führt direkt zu einer besseren Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff. Nitrate wirken schnell und direkt und sollten als Notfallmedikament immer mitgeführt werden. Als Nebenwirkungen treten, besonders bei häufiger Anwendung, Gesichtsrötung, Kopfschmerzen und evt. Blutdruckabfall auf. Bei Blutdruckabfall ist die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs gegeben. Kopfschmerzen sind typisch und kommen besonders zu Beginn der Behandlung vor. Meistens verschwinden sie aber nach einer Woche wieder. Hier ist es sinnvoll, mit niedrigen Dosierungen zu beginnen. Nitrate dürfen nicht angewandt werden bei Menschen, die einen zu niedrigen Blutdruck haben. Ungünstig ist auch die Anwendung, wenn Betroffene gleichzeitig an Herzschwäche und Angina pectoris leiden.

 

Molsidomin wird gefäßerweiternd und wird als Alternative zu Nitraten eingesetzt.

Molsidomin ist ein Wirkstoff, der ähnlich wie die Nitrate gefäßerweiternd wirkt. Allerdings tritt die Wirkung nicht so schnell ein, wie bei den Nitraten. Molsidomin ist deshalb bei akuten Angina pectoris Anfällen nicht einsetzbar. Es hat aber eine sehr gute vorbeugende Wirkung. Die Häufigkeit und die Dauer von Angina pectoris Anfällen kann mit diesem Wirkstoff verringert werden. Weil Molsidomin in Tierversuchen aber gelegentlich Krebserkrankungen ausgelöst hat, sollte es beim Menschen nur dann eingesetzt werden, wenn andere Medikamente nicht wirksam sind. Bei einer Behandlung mit lang wirkenden Nitraten wird Molsidomin in den Nitratpausen zur Überbrückung eingesetzt.

 

Beta- Rezeptorenblocker entlasten das Herz und sparen Sauerstoff.

Beta-Rezeptorenblocker sind Medikamente, die die Herzschlagfrequenz und die Kontraktionsgeschwindigkeit des Herzmuskels senken. Dadurch muss das Herz nicht mehr so angestrengt arbeiten. In Ruhe und besonders bei Belastungen wird so Sauerstoff eingespart und das Risiko für einen Angina pectoris Anfall gesenkt. Beta-Rezeptorenblocker werden häufig in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt. Sie können eine Vielzahl von Nebenwirkungen hervorrufen. Hier ist eine ausführliche Beratung durch den Arzt notwendig. Nicht gegeben werden sollten diese Medikamente bei peripheren Durchblutungsstörungen (etwa in den Beinen), bei Reizleitungsstörungen des Herzens, bei stoffwechselbedingter Übersäuerung und bei Diabetikern nur mit besonderer Vorsicht. Bei Leber- und Nierenerkrankungen sollte die Dosierung vermindert werden.

 

Kalziumantagonisten senken den Verbrauch von Sauerstoff.

Kalziumantagonisten sind Medikamente, die den Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels verringern. Das führt zu einer Verbessung der Beschwerden bei Angina pectoris. Es hat sich gezeigt, dass Kalziumantagonisten außerdem die Häufigkeit der Anfälle verringern. Mögliche Nebenwirkungen sind je nach Wirkung der Kalziumantagonisten unterschiedlich ausgeprägt. Es können Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Verstopfung und Hitzegefühl auftreten. Nicht gegeben werden sollten Kalziumantagonisten bei Reizleitungsstörungen und bei einer Abflussbehinderung aus der linken Herzkammer (Aortenstenose).

 

Neben diesen therapeutischen Maßnahmen können auch operative Maßnahmen notwendig werden. Eine Auswahl chirurgischer Maßnahmen finden Sie im Bereich Herz- und Gefäßchirurgie beschrieben.

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