Kardiologie

Anatomie und Physiologie
Untersuchungen
Operationen - Herzchirurgie
Risikofaktoren für Herzerkrankungen
Angina pectoris
Antiarrhythmika
Arteriosklerose
Blutdruck
Hoher Blutdruck
Niedriger Blutdruck
Blutfett, Fettstoffwechsel, Cholesterin
Endokarderkrankungen - Erkrankungen der Herzinnenhaut
Funktionelle Herzbeschwerden
Herzerkrankungen
Herzerkrankungen bei Frauen
Herzinfarkt
Herzklappenerkrankungen
Herzmuskelerkrankungen
Herzneurose
Herzrhythmusstörungen
Herzschwäche
Plötzlicher Herztod
Koronare Herzkrankheit
Myokardischämie
Perikarderkrankungen
Septumdefekte
Vorhofflimmern

Plötzlicher Herztod

 

Inhaltsübersicht:
Ursachen und Auslöser
Symptome
Diagnose
Therapie
Vorbeugung

Sekundentod

Von einem Plötzlichem Herztod (PHT; englich: Sudden cardiac death SCD) spricht man, wenn ein unerwartetes, abruptes Herzversagen zu Bewusstseinsverlust führt und innerhalb von Sekunden (Sekundentod) oder einer Stunde den Tod herbeiführt. Aber auch Todesfälle innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn, werden noch der Diagnose "Plötzlicher Herztod" zugeordnet. Jedes Jahr fallen in Deutschland zwischen 100 000 und 150 000 Menschen einem plötzlichen Herztod zum Opfer. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, meist sind sie über 60 Jahre alt, aber in 5 bis 10 Prozent der Fälle erleiden auch junge, anscheinend gesunde Menschen einen plötzlichen Herztod, nicht selten beim Sport. In 55 Prozent tritt ein Plötzlicher Herztod bei einer zuvor nicht bekannten Herzerkrankung auf.

 

Ursachen und Auslöser

Drei Faktoren

Es kann zu einem Plötzlichen Herztode kommen, wenn drei Faktoren zusammentreffen: strukturelle Herzerkrankung, Herzrhythmusstörung und ein vorübergehender Auslöser.

 

Stark erhöhter Herzschlag

Der Plötzliche Herztod entwickelt sich fast immer aus einer schnellen Rhythmusstörung. Diese kann eine Kammertachykardie (ventrikuläre Tachykardie) sein. Das Herz schlägt mit einer Frequenz von 100 bis 240 Schlägen pro Minute so schnell, dass sich die Herzkammern nicht ausreichend mit Blut füllen können und zu wenig Blut in den Kreislauf gelangt. Eine weitere Art der schnellen Rhythmusstörung ist das Kammerflattern, bei dem die Frequenz noch weiter ansteigt (über 250 - 350 Schläge/min). Beim Kammerflimmern schließlich ist der Rhythmus gänzlich unregelmäßig und die Frequenz liegt bei über 350 /min. Nur in 10 bis 20 Prozent der Fälle kommt es durch eine sehr langsame Herzrhythmusstörung (Bradykardie), oder einen kompletten Ausfall des Erregungsleitungssystem mit völligem Herzstillstand (Asystolie) zum Plötzlichen Herztod.

 

Das Herz ist meistens schon vorgeschädigt

Folgende Grundkrankheiten können diesem Geschehen zugrundeliegen:

  • Koronare Herzkrankheit (ca. 80Prozent): häufig geht ein akuter Herzinfarkt voraus. Die Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Herztodes ist in den ersten 48 Stunden nach einem frischen Infarkt besonders hoch. Aber auch länger zurückliegende Herzinfarkte können wegen des verbliebenen Narbengewebes zu ventrikulären Tachykardien und Kammerflimmern führen.
  • Kardiomyopathien: darunter versteht man Veränderungen der Herzmuskulatur, die verdickt sein kann (hypertrophe Kardiomyopathie) oder bei der die Herzkammern erweitert sind (dilatative Kardiomyopathie) und die Pumpfunktion reduziert ist.
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Herzklappenfehler
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Genetisch bedingte Herzerkrankungen: Besonders bei jungen Menschen sind manchmal familiär bedingte Veränderungen der Kalium- und Natriumkanäle der Herzmuskelzellen (Ionenkanalerkrankungen) verantwortlich für einen Plötzlichen Herztod.

 

Auslöser

Auslösend können dann folgende Faktoren wirken:

  • Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hyperkaliämie, Hyperkalziämie)
  • Stress
  • Reizung des Vagusnervs (Erholungsphase direkt nach einer körperlichen Anstrengung, Schlaf, Wasserlassen)
  • Sauerstoffmangel
  • Unterkühlung

 

 

Während bei älteren Menschen die Koronare Herzkrankheit als Ursache vorwiegt, stehen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hauptsächlich Herzmuskelentzündungen, Kardiomyopathien und erbliche Herzerkrankungen im Vordergrund der Ursachen.

 

Plötzlicher Herztod bei Sportlern

Der plötzliche Herztod bei Sportlern unterscheidet sich nicht wesentlich von dem anderer Betroffener. Die drei grundlegenden Faktoren, die - wenn sie zusammen kommen - einen plötzlichen Herztod herbeiführen können, sind auch hier strukturelle Herzerkrankung, Herzrhythmusstörung bzw. -veränderung und vorübergehender Auslöser. Bei Sportlern besteht meistens eine Vergrößerung des Herzmuskels - das ist die strukturelle Herzerkrankung. Für sich gesehen ist das sogenannte Sportlerherz aber nicht krankhaft. Eine Rhythmusstörung kann bei einem Sportler ebenso bestehen, wie bei anderen Menschen. Häufig wissen die Betroffenen gar nichts davon. Schließlich fehlt nur noch ein Auslöser - der Sport - und der plötzliche Herztod kann auch scheinbar gesunde und leistungsfähige Menschen wie ein Schlag treffen. Man schätzt, dass jedes Jahr etwa 0,5 bis 2 von 100.000 Sportlern betroffen sind.

 

Top

Symptome

Umfallen ohne Vorwarnung

Das Ereignis geschieht häufig ohne vorherige Warnsignale aus völligem Wohlbefinden heraus. Der Betroffene kann aber auch Unwohlsein, Herzrasen oder Herzklopfen verspüren. Er sinkt in sich zusammen, reagiert nicht auf Ansprechen oder sonstige äußere Reize, es ist kein Puls an der Halsschlagader mehr tastbar. 15- 60 Sekunden nach Eintritt des Kreislaufstillstandes setzt die Atmung aus. Nach weiteren 2 Minuten sind die Pupillen weit und reaktionslos, die Haut verfärbt sich grau. Ohne Rettungsmaßnahmen setzt der Tod ein.

 

Manchmal gibt es Vorboten

Um einem möglichen Plötzlichen Herztod vorzubeugen, sollten folgende Anzeichen ernst genommen werden und Anlass zu einer eingehenden Untersuchung sein:

  • Schwindelanfälle und Ohnmachtsanfälle
  • Engegefühl in der Brust und Schmerzen, die in linken Arm ausstrahlen, vorzugsweise bei Belastung (Angina pectoris)
  • Atemnot schon bei geringer Belastung
  • Herzrasen, insbesondere bei einem früher erlittenen Herzinfarkt

 

Top

Diagnose

Test zur Abklärung des persönlichen Risikos

Um das persönliche Risiko für einen plötzlichen Herztod festzustellen, kann Ihr Arzt mehrere Tests durchführen:

  • Echokardiogramm: Während dieses Tests wird mit Hilfe von Ultraschallwellen ein laufendes Bild des Herzens aufgenommen. Damit kann eine Aussage über die Pumpfunktion des Herzens gemacht werden.
  • Langzeit-EKG: Das Langzeit-EKG-Gerät zeichnet über 24 Stunden die Herztätigkeit einschließlich möglicherweise auftretende Herzrhythmusstörungen auf.
  • Elektrophysiologischer EP-Test: Mit einem EP-Test kann die Art der elektrischen Signale im Herzen gedeutet und gemessen werden. Während einer Herzkatheteruntersuchung führt der Arzt Elektrodendrähte in das Herz ein, die elektrische Signale innerhalb des Herzens aufzeichnen. Darüber hinaus stimulieren sie das Herz, um festzustellen, ob Sie eine Herzrhythmusstörung entwickeln könnten.

 

Therapie

Sehr schnell Handeln

Um bei den lebensbedrohlichen Symptomen (Bewusstlosigkeit, Pulslosigkeit, Atemstillstand) einen schnellen Herztod noch zu verhindern, ist sehr rasches Handeln erforderlich. Außerdem bleiben bei einem Kreislaufstillstand nur 3 Minuten, um irreversible Hirnschäden bei dem Betroffenen abzuwenden.

 

Erste Hilfe

Erste Maßnahmen:

  • Rufen eines Notarztes (Telefonnr. 112)
  • Der Ersthelfer beginnt mit der Herz- Lungen-Wiederbelebung

 

Vorgehen bei Herz- Lungen-Wiederbelebung

Der Betroffene wird auf einer harten Unterlage auf den Rücken gelegt. Atemwege müssen frei sein. Die Handballen beider Hände werden übereinander und auf die Mitte des Brustbeins gelegt. Das Brustbein wird kräftig nach unten gedrückt, so dass es etwa 5 cm einsinkt, dann wird der Druck nachgelassen. Die Herzmassage wird 30 mal mit einer Frequenz von 3 mal in 2 Sekunden wiederholt. Dann wird der Kopf des Betroffenen nach hinten gelegt und es erfolgt eine Atemspende. Dazu wird der Mund des Betroffenen fest umschlossen. Die Nase wird zugehalten. Die Luft sollte zwar kräftig, aber nicht mit zu großem Druck ausgeblasen werden. Der Brustkorb des Betroffenen sollte sich anheben.

 

Defibrillation

Bei Kammerflimmern ist eine Defibrillation eine lebensrettende Maßnahme. Mit dem Elektroschockgerät (Defibrillator) wird dem Betroffenen über Elektroden an der Brust ein Stromstrom versetzt, um die normale elektrische Aktivität des Herzens wieder herzustellen.

 

 

An vielen öffentlichen Plätzen befinden sich heutzutage Defibrillatoren für die Erstversorgung, die Laienhelfer durch sprachliche Anweisung durch die Anwendung der Defibrillation führen.

 

Behandlung der Grundkrankheit

Sind die Rettungsmaßnahmen erfolgreich und wird ein Plötzlicher Herztod überlebt, so muss die Grundkrankheit diagnostisch abgeklärt und behandelt werden. Je nach Befund können neben Medikamenten Gefäßstützen (Stents), eine Bypass-OP oder auch ein implantierbarer Defibrillator (ICD) sinnvolle Maßnahmen sein.

 

Verlauf

Leider beträgt die Überlebensrate nach einem Kreislaufstillstand weniger als 10 Prozent und hängt von der Ursache, dem frühzeitigen Einsetzen der Reanimation und eventuellen Komplikationen ab. Eine Defibrillation ist umso erfolgreicher, je eher sie nach Beginn des Kammerflimmern durchgeführt werden kann. Jede Minute, um die sich die Defibrillation verzögert, verringert die Überlebenschance um ca. 10 Prozent.

Top

Vorbeugung

Gesunde Lebensweise verringert Risiken

Einem plötzlichen Herztod können Sie zunächst einmal vorbeugen, indem Sie auf eine gesunde Lebensführung achten und die für Herzerkrankungen bekannten Risiken meiden:

 

Risikogruppen

Vor allem jüngere, sportliche Menschen neigen dazu, einen Infekt nicht ausreichend auszukurieren und etwas zu früh wieder Sport zu treiben. Das kann eine durch Viren ausgelöste Herzmuskelentzündung begünstigen.

Besonders gefährdet, einen Plötzlichen Herztod zu erleiden, sind Menschen, die zu folgender Risikogruppe gehören:

  • Früherer Herzinfarkt
  • Nach überlebtem plötzlichem Herzstillstand (das Risiko einer Wiederholung beträgt innerhalb des ersten Jahres etwa 30Prozent)
  • Genetisch bedingte Herzerkrankung
  • Sonstige Anzeichen einer Herzschwäche

 

 

Neben medikamentöser Behandlung kann je nach Diagnose das Einsetzen eines ICD (implantierbarer Defibrillator), Herzschrittmachers, Stents oder eine Bypass-Operation das Risiko erheblich senken.

 

 

Quellen

Top

Zur Übersicht
Koronare Herzkrankheit

 


MedizInfo®Homepage
zur Startseite

zur Übersicht
des Unterthemas
zur Übersicht
des Oberthemas