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Stents bei koronarer Herzkrankheit

 

Inhaltsübersicht:
Arten von Stents und Neuentwicklungen
Indikationen
Implantation, Nachsorge und Komplikationen

Arten von Stents und Neuentwicklungen

Gefäßstütze aus Metall

Als Stents bezeichnet man kleine Gitterröhrchen, die verengte Herzkranzgefäße offen halten sollen. Deshalb wird auch oft der Begriff "Gefäßstütze" verwendet. Wie dieses Wort sagt dienen sie der mechanischen Stabilisierung der Gefäßwand Sie werden nach der therapeutischen Erweiterung der Herzkranzgefässe (PTCA - Ballondilatation) im Rahmen eines Herzkatheters in das Gefäß eingesetzt. Ziel ist es, einer erneuten Verengung der Herzkranzgefäße (Restonsen) vorzubeugen. Die Behandlung mit Stents stellt einen Meilenstein der Behandlung der koronaren Herzkrankheit dar: in Deutschland werden pro Jahr etwa 260 000 Stentimplantationen vorgenommen, so dass die Implantation von Stents die früher häufigeren Bypass- Operationen in den Hintergrund gedrängt hat. Inzwischen kommen auf eine Bypass-Operation sechs Stentimplantationen.

 

2 Arten werden verwendet

Es gibt verschiedene Arten von Stents, man unterscheidet zwischen:

  • Unbeschichteten Metallstents (BMS- Bare metal stents), sie werden seit Anfang der neunziger Jahre verwendet
  • Medikamente freisetzenden Stents (DES- drug eluting stents)

 

Medikamente erhöhen die Erfolgsrate

Medikamente freisetzende Stents sind eine Weiterentwicklung der Metallstents. Die Stents sind entweder mit dem Krebstherapeutikum Paclitaxel oder dem Immunsuppressivum Sirolimus beschichtet. Die Medikamente werden über einen gewissen Zeitraum vom Stent in das Blutgefäß abgegeben und verhindern, dass sich an der Einsatzstelle Gewebe bildet. Solche Gewebeneubildungen würden das Gefäß erneut einengen. Dieser Vorgang der Wiederholung einer Verengung  wird Restenose genannt. Der Vorteil der Medikamente freisetzenden Stents im Vergleich zu den unbeschichteten Metallstents besteht in der niedrigeren Restenose-Rate von unter 10 Prozent gegenüber 15 – 20 Prozent bei unbeschichteten Stents. Ein solcher Stent eignet sich nach einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie besonders für Herzkranke, bei denen das Risiko für eine Restenose hoch ist. Nach den Ergebnissen mehrer Studien war der Sirolimus- beschichtete Stent dabei anderen Stents überlegen, da nach seiner Implantation seltener ein zweiter Eingriff erforderlich war.

 

Stents in der Entwicklung

Noch in der Entwicklung befinden sich Stents, die fast zu 100 Prozent aus Magnesium bestehen und sich allmählich von selbst auflösen, wenn ein Gefäß seine Stabilität wiedererlangt hat (bioresorbierbarer Stent). Etwa 4 Monaten nach der Implantation hat sich die Verstrebung des Stents aufgelöst wobei aber das Magnesium noch in der Gefäßwand nachweisbar ist und allmählich vom Körper durch Kalzium und Phosphor ersetzt wird. Langzeituntersuchungen werden zeigen, ob die abbaubaren Stents auf die Dauer den gleichen Erfolg wie die herkömmlichen aufweisen. Die Zahl der Restenosen war nach den bisherigen Ergebnissen noch etwas größer.

 

Beschichtung aus Antikörpern

Eine viel versprechende Neuentwicklung ist ein Stent, der anstatt einer beschichteten Medikamentenoberfläche über eine Beschichtung mit speziellen Antikörpern verfügt (Genous TM-Stent), wodurch ein schnelleres Einwachsen in die Gefäßwand gewährleistet wird. Das Risiko für erneute Verengungen und Blutgerinnsel ist gering. Aber auch dieser Stent muss in Studien noch getestet und weiter überprüft werden.

 

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Indikationen

Beschichtete Stents

Die Implantation eines Stents ist angezeigt bei einer Gefäßverengung eines Herzkranzgefässes bei Koronarer Herzkrankheit. Nach der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie werden dabei folgende Empfehlungen für die Art des Stents gegeben:

Grundsätzlich sollte einem medikamentenbeschichteten Stent (DES) der Vorzug gegeben werden, insbesondere bei

  • Erneuten Stenosen (Restenosen) nach Ballondilatation
  • Wenn bei schon implantiertem unbeschichtetem Stent eine Restenose entstanden ist
  • Nach erfolgreicher Wiedereröffnung eines chronisch verschlossenen Herzkranzgefäßes

 

Unbeschichtete Stents

Ein unbeschichteter Stent sollte vorzugsweise gewählt werden bei:

  • Herzkranken, die hohe Tablettenanzahl einnehmen
  • Betroffene, die an mehreren Krankheiten leiden
  • Vor geplanten Operationen in naher Zeit
  • Bei erhöhtem Blutungsrisiko
  • Bei bekannter ASS- oder Clopidogrel- Allergie
  • Wenn unsicher ist, ob der Herzkranke regelmäßig die doppelte Medikamenteneinnahme (ASS und Clopidogrel) durchführt.

 

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Implantation, Nachsorge und Komplikationen

Voruntersuchungen

Einige Voruntersuchungen sollten vor einer Stentimplantation vom Hausarzt durchgeführt werden:

  • EKG mit Belastungs-EKG
  • Blutuntersuchung, vor allem Bestimmung von Blutbild, Blutgerinnung, Nierenwerten und Schilddrüsenwerten
  • Röntgenaufnahme von Herz und Lungen

Unbedingt muss abgeklärt werden, ob eine Schilddrüsenüberfunktion besteht, da diese durch die Gabe jodhaltiger Kontrastmittel verschlimmert wird. Weil das Kontrastmittel vorwiegend über die Nieren ausgeschieden wird, müssen dialysepflichtige Menschen nach dem Eingriff eine Dialyse erhalten.

 

Am Tag des Eingriffs

Am Tag des Eingriffs darf der Betroffene nichts essen, Medikamente werden mit einem kleinen Schluck Wasser eingenommen. Bei Diabetikern wird dem Diabetes-Typ entsprechend individuell über die Insulindosis oder Tabletteneinnahme entschieden. Wegen der Infektionsgefahr werden zuvor die Haare in der Leistenregion entfernt.

 

Durchführung der Stentimplantation

Der Einsatz von Stents in die Herzkranzgefässe erfolgt im Herzkatheterlabor. Unter örtlicher Betäubung wird eine Arterie in der Leiste oder im Ellenbogen geöffnet und mit einer Schleuse versehen. Das macht man, damit das Einführen des Katheters leichter ist und auch bei einem möglichen Notfall schnell gehandelt werden kann. Durch die Schleuse wird ein sehr dünner und biegsamer Draht eingeführt. Dieser Draht wird vorsichtig bis an das Herz vorgeschoben. Damit der Arzt genau sehen kann, wo er gerade mit seinem Katheter ist, wird die ganze Zeit eine Röntgenkontrolle durchgeführt. Ist die Stelle an der linken Herzkammer erreicht, an der die Herzkranzgefäße von der Aorta abzweigen, so wird ein noch feinerer Draht, der innerhalb des ersten Drahts verläuft, langsam bis zu der Engstelle in den Herzkranzgefäßen geführt. Mit sehr viel Fingerspitzengefühl wird nun vorsichtig die Engstelle mit dem Draht durchstoßen. Erst, wenn das geschafft ist, wird über den Führungsdraht der eigentliche Ballonkatheter an die Engstelle geführt. Über einen Monitor kann der Arzt während des Eingriffs genau verfolgen, ob sich der Ballon an der richtigen Stelle befindet. Der eingeführte Ballon ist noch zusammengefaltet. Befindet sich der Ballon an der Engstelle, wird er mit hohem Druck aufgeblasen. Der Druck wird einige Sekunden gehalten und dann wieder abgelassen. Dabei werden die arteriosklerotischen Ablagerungen aufgedehnt.

 

Erste Kontrolle noch während der Operation

Erst jetzt wird dieser Ballonkatheter ausgetauscht gegen einen Ballonkatheter mit aufmontiertem nicht entfaltetem Stent. Nach Platzierung an der Engstelle wird Kontrastmittel eingespritzt, um am Monitor die richtige Position zu überprüfen. Dann wird das Drahtgeflecht mit Hilfe eines Ballons von innen an die Gefäßwand gedrückt. Die Wand wird gedehnt und gleichzeitig gefestigt, weil sich der Stent direkt an die Wand anschmiegt. Es erfolgt nochmals eine Kontrolle der Stentposition durch Einspritzen von Kontrastmittel, dann wird der Ballon abgelassen und zusammen mit dem Katheter zurückgezogen. Mit der Zeit wachen Zellen der Gefäßwand um den Stent herum, so dass er eine Stütze innerhalb der Arterie ist. Der Stent bewirkt auch, dass sich die Arterie nicht mehr zusammenziehen kann. So bleibt der Durchfluss offen und das Risiko, dass sich an dieser Stelle wieder ein Engpass bildet, verringert sich.

 

Vorübergehende Missempfindungen

Das Aufdehnen des Gefäßes und Platzieren des Stents kann dem Herzkranken ein kurz anhaltendes Druckgefühl verursachen. Damit sich keine Blutplättchen anlagern und den Stent verschließen, erhält der Betroffene während der Stentimplantation und am Tag danach ein blutgerinnungshemmendes Medikament injiziert. Außerdem wird an der Injektionsstelle ein Druckverband angelegt, der zwischen 12 und 24 Stunden verbleibt.

 

Nachsorge

Die meisten Stents bestehen aus reinem oder beschichtetem Edelstahl oder einer Kobalt-Chrom-Legierung und stellen nach der Implantation einen Fremdkörper dar, der zur Anheftung von Blutgerinnseln (Stentthrombose) führen kann. Eine solche Stentthrombose führt zum Verschluss des Gefäßes und ist mit einem Herzinfarkt vergleichbar. Erst nachdem ein Stent völlig in die Wand des Blutgefäßes eingewachsen ist, besteht die Gefahr der Thrombosebildung nicht mehr. Nach der Implantation von herkömmlichen Metall-Stents besteht in den ersten 4 Wochen nach dem Eingriff ein erhöhtes Risiko für Stentthrombosen, danach sinkt es deutlich ab. Zur Vermeidung der gefürchteten Stentthrombosen müssen deshalb während der ersten 4 Wochen 2 Medikamente eingenommen werden, um eine Blutgerinnselbildung (Thrombozytenaggregation) an den Stents zu verhindern: Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel. Danach ist die alleinige Einnahme von Acetylsalicylsäure ausreichend.

 

 

Medikamente-freisetzende Stents hingegen wachsen vermindert oder unvollständig in die Gefäßwand ein, weshalb bei ihrer Implantation die beiden Medikamente für mindestens 6 Monate, besser für ein Jahr oder länger eingenommen werden sollen.

 

Komplikationen

Folgende Komplikationen sind bei einer Stentimplantation möglich:

  • Stentthrombose: Sie entsteht durch Anheftung von Blutplättchen an den Stent und führt zum Verschluss des Gefäßes. In weniger als einem Prozent der Fälle kommt es noch im Herzkatheterlabor zu einer Stentthrombose (frühe Thrombose), in zwei bis fünf Prozent während des Krankenhausaufenthalts. Erst wenn der Stent ganz in die Gefäßwand eingewachsen ist, besteht kein großes Risiko der Entwicklung einer Stentthrombose mehr.
  • In etwa ein bis drei Prozent kommt es zu Gefäßverletzungen.
  • Herzrhythmusstörungen
  • Überempfindlichkeitsreaktionen auf Röntgenkonstrastmittel
  • Thrombose und Embolie (Schlaganfall oder Lungenembolie)

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