| |
|
Veränderungen der Organsysteme im Alter:
Nieren und ableitende Harnwege
|
Die Filterleistung der Nieren nimmt mit zunehmendem Alter ab.
|
Die Niere und die dazugehörenden ableitenden Harnwege werden auch oft als
Harntrakt bezeichnet. Dazu gehören Niere, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. Eine
ausführliche Darstellung der Anatomie und
Physiologie finden Sie hier. Die
Aufgaben der Nieren und der ableitenden Harnwege sind - allgemein dargestellt - die
Filterung des Blutes und die Speicherung und Ausscheidung des Urins. An der Niere kommt es
im höheren Alter zu einigen Veränderungen. Die Anzahl der Nierenkörperchen oder
Nephrone reduziert sich bei einem 70. Jährigen gegenüber einem 30. Jährigen um etwa 35
Prozent. Die Nephrone sind die kleinste funktionelle Einheit der Niere und bestehen
jeweils aus einem Glomerulum
und dem dazugehörenden Tubulusapparat.
Hier werden Wasser und gelöste Stoffe aus dem Blut gefiltert. Durch die verminderte Zahl
der Nephrone sinkt die glomeruläre Filtrationsrate. |
Die Blutgefäße der Nieren verändern sich. Das hat Auswirkungen auf
den Blutdruck.
|
Zu einer eingeschränkten Filterleistung kann es außerdem als Folge einer
Arteriosklerose kommen. Durch die verengten
Arterien fließt innerhalb einer bestimmten Zeiteinheit weniger Blut. In dieser Zeit kann
deshalb auch nur die entsprechend geringere Menge Blut von der Niere gefiltert werden. Bei
einer sehr ausgeprägten Arteriosklerose besteht zusätzlich das Risiko für einen
erhöhten Blutdruck. Der Grund dafür ist, dass sich in der Niere Sensoren befinden, die
den Blutdruck in den Nierenarterien registrieren. Bei einem geringen Blutdruck in der
Nierenarterie besteht meistens auch ein niedriger Blutdruck im gesamten Körperkreislauf.
In dieser Situation hat die Niere eine sehr sinnvolle Aufgabe, nämlich die Ausschüttung
eines Hormons, das den Blutdruck wieder steigen lässt. Bei einer verringerten Blutmenge
in der Nierenarterie aufgrund einer Arteriosklerose allerdings registriert die Niere einen
geringen Blutdruck in der Nierenarterie, ohne dass ein niedriger Blutdruck im gesamten
Körperkreislauf besteht. Trotzdem schüttet die Niere das blutdrucksteigernde Hormon aus.
Das Ergebnis ist ein erhöhter Blutdruck im gesamten Körperkreislauf mit unter Umständen
schweren Folgeerkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall). Eine umfassende Darstellung der Blutdruckregulation der Nieren
finden Sie hier. |
Medikamente, die über die Nieren ausgeschieden werden, müssen dem
Alter entsprechend dosiert werden.
|
Die Veränderung der Blutgefäße in den Nieren und die im Bereich
Herz-Kreislauf beschriebene verminderte Pumpleistung des Herzen führen, zusammen mit der
geringeren Zahl der Nephrone zu einer verminderten Filterleistung der Nieren. Insgesamt
geht man davon aus, dass die Filterleistung eines 80 Jahre alten Menschen nur noch halb so
hoch ist, wie die Filterleistung eines 20-Jährigen. Das hat Auswirkungen auf die Wirkung
von Medikamenten, die über die Nieren ausgeschieden werden. Durch die nachlassende
Filterleistung wird eine geringere Menge des Medikamentes ausgeschieden, als bei einem
jungen Menschen. Dadurch bleibt mehr von dem Wirkstoff im Körper zurück. Es kann zu
Überdosierungen und sogar zu Vergiftungen kommen. Deshalb muss bei Medikamenten, die
über die Niere ausgeschieden werden, die Dosierung dem Alter entsprechend, gesenkt
werden. |
|
Von Veränderungen in den ableitenden Harnwegen ist insbesondere die Blase
betroffen. Das Fassungsvermögen der Blase nimmt ab. Außerdem steigt die Muskelspannung
der Blasenmuskulatur im Alter. Als Folge davon müssen ältere Männer häufig nachts auf
die Toilette. Das nächtliche Wasserlassen, man spricht auch von Nykturie, tritt bei etwa
66 Prozent der über 65-Jährigen Männer meistens zusammen mit einer gutartigen Vergrößerung der Prostata (BPH)
auf. Bei vielen älteren Menschen ist außerdem ist auch die Zeit verkürzt, in der
der Urin gehalten werden kann. Die Sensibilität für die Blasenfüllung ist
eingeschränkt. Das führt dazu, dass eine volle Blase nicht mehr rechtzeitig genug
wahrgenommen wird, um die Toilette zu erreichen. Zudem kann die Kontrolle über den
Blasenschließmuskel nachlassen. Als Folge dieser Veränderungen kann es zu einer
Harninkontinenz mit häufigem Einnässen kommen. Aufgrund des unkontrollierten Harnabgangs
können wiederum Hautreizungen durch den "aggressiven" Urin entstehen. Wenn die
Harninkontinenz die dauerhafte Anlage eines Blasenkatheters notwendig macht, steigt zudem
das Risiko für Harnwegsinfekte. (s.
Abschnitt "Harnwegsinfekte, Inkontinenz").
|
| |
|