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Minimal-invasive Chirurgie bei Bandscheibenvorfällen im Bereich der
Lendenwirbelsäule:
Elektrothermale Therapie
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Wirkmechanismen
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Bei der elektrothermalen Therapie wird eine Wärmesonde in die
Bandscheibe eingeführt und erwärmt. Worauf der therapeutische Effekt dieses
Verfahrens beruht, ist noch nicht abschließend geklärt. Infrage kommen folgende
Mechanismen:
- Schrumpfung der elastischen Fasern des äußeren Bandscheibenrings, sodass
sich die Bandscheibe insgesamt verkleinert und damit der Druck auf das
Nervengewebe abnimmt
- Zerstörung schmerzempfindlicher Strukturen (Nozizeptoren) in der
Bandscheibe
- Veränderungen auf chemischer Ebene, die wiederum eine Gewebeerneuerung
nach sich ziehen
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Indikationen
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Eine elektrothermale Therapie bei Bandscheibenbeschwerden im
Lendenwirbelsäulenbereich kommt vor allem für solche Patienten infrage, die
unter chronischen Rückenschmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich leiden. Dabei
sollten die Schmerzen sicher auf die betroffene Bandscheibe zurückzuführen sein.
Gesichert wird die Diagnose durch eine Diskografie, bei der Kontrastmittel
direkt in den flüssigen Kern der Bandscheibe injiziert wird. Die Patienten sollten allerdings weder unter deutlichen Zeichen
einer Nervenwurzelirritation noch unter neurologischen Ausfallerscheinungen wie
Lähmungen oder Empfindungsstörungen leiden.
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Lagerung und Narkose
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Eine elektrothermale Therapie bei Bandscheibenbeschwerden im
Lendenwirbelsäulenbereich wird in der Regel in einem Operationssaal
durchgeführt. Der Patient wird dazu auf dem Bauch gelagert. Meist ist eine
lokale Betäubung ausreichend. Ergänzend ist eine leichte Sedierung ("Dämpfung")
möglich, um den Patienten auf diese Weise etwas zu beruhigen und den Eingriff
für ihn angenehmer zu gestalten. Allerdings muss der Betroffene noch so weit
ansprechbar sein, dass er während der Operation Rückmeldung geben und
möglicherweise auftretende Schmerzen benennen kann. Eine Vollnarkose ist daher
bei der Durchführung einer elektrothermalen Therapie nicht möglich.
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Platzierung der Wärmesonde
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Um die Wärmesonde korrekt zu positionieren, nutzt man eine
Bildgebung mit Hilfe eines mobilen Röntgengeräts. Das Ziel besteht in einer
Platzierung zunächst eines Führungskatheters und anschließend der Wärmesonde im
rückwärtigen Teil des Bandscheibenrings. Die korrekte Lage wird durch eine
entsprechende Röntgenaufnahme bestätigt.
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Wärmeabgabe
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Als nächster Schritt wird die Wärmesonde zunächst auf 65 Grad
Celsius erwärmt. Anschließend erfolgt alle 30 Sekunden eine Temperatursteigerung
um ein Grad. Nach 13 Minuten ist dann eine Temperatur von 90 Grad erreicht. Nun
wird für die Dauer von 4 Minuten ein Wärmereiz von konstant 90 Grad appliziert.
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Rückmeldung des Patienten
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Die Wärmeabgabe ist in der Regel nicht schmerzhaft. Die meisten
Patienten verspüren einen Druck im Rücken, nur selten treten Rückenschmerzen
auf. Während der gesamten Wärmeabgabe wird der Patient nach seinem Befinden
befragt. Sollte es zum Auftreten von Schmerzen mit Ausstrahlung in die Beine
kommen, wird die Wärmeabgabe sofort unterbrochen – die Schmerzausstrahlung ist
ein Hinweis auf eine fehlerhafte Lage der Wärmesonde, die dann ungewollt Kontakt
zu einer Nervenwurzel hat. Auch Beschwerden wie Bewegungs- oder
Empfindungsstörungen stellen einen Grund für eine Unterbrechung der Wärmeabgabe
dar, weil sie ebenfalls auf eine fehlerhafte Sondenlage hinweisen.
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Nach Beendigung der Wärmeabgabe werden sowohl der
Führungskatheter als auch die Wärmesonde wieder entfernt.
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Aufklärung und Prognose
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Wichtig ist die Aufklärung des Patienten über den zu erwartenden
Verlauf nach der Operation. Und zwar ist es für diesen Eingriff nicht untypisch,
dass es danach zunächst zu einer Schmerzverstärkung kommt. Diese hält unter
Umständen bis zu 2 Wochen an. Im Anschluss daran ist dann mit einer allmählichen
Beschwerdebesserung zu rechnen.
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