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Hauttransplantation
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Definition und Indikationen
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Operative Verpflanzung freier Haut
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Als Hauttransplantation wird die operative Verpflanzung
freier Haut bezeichnet. Die Verpflanzung von Haut wird angewandt, wenn ein
großflächiger Hautdefekt besteht, der nicht durch eine Naht geschlossen werden
kann. Große Hautdefekte benötigen viel Zeit zur Heilung. Auch ist es wichtig,
dass sie schnell abgedeckt werden, denn durch die großflächige Wunde können leicht Infektionen entstehen.
Gleichzeitig geht dem Körper viel Körperflüssigkeit verloren. Mit einem Hauttransplantat kann
die offene Stelle schnell abgedeckt werden.
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Autologe Hauttransplantation
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In der Regel wird dafür Haut an einer anderen Körperstelle
(Spenderstelle) des Betroffenen entnommen und an der Empfängerstelle wieder
eingesetzt. Man spricht dann auch von einer autologen Hauttransplantation. Diese Methode
wird zur Deckung oberflächlicher Hautdefekte angewandt.
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Hautplastik
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Im Unterschied zur Hauttransplantation wird bei der Hautplastik ein Hautlappen mit Unterhautfettgewebe und evtl.
Muskulatur von einer Körperstelle auf die andere umgesetzt. Voraussetzung ist, dass dieser Gewebeblock durch
ein Gefäßsystem versorgt wird, das von einer als "Stiel" bezeichneten Arterie
und Vene gebildet wird. Diese Methode wird zur Deckung tieferer Defekte
angewandt. Häufig
angewendet werden Verschiebe- oder Rotationsplastiken mit
Hautlappen von benachbarten Körperstellen.
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Indikationen
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Aus den verschiedensten Gründen kann eine Transplantation von
Haut notwendig werden. Indikation zur Transplantation besteht vor allem bei:
- Verbrennungen
- Operationen mit großem Hautverlust
- Chronische Geschwüre z.B. bei Diabetes
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Transplantationsverfahren
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Es gibt verschiedene Verfahren der Hauttransplantation. Welches zur Anwendung
kommt, richtet sich nach Art und Größer der Wunde.
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Transplantation von Vollhaut
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Vollhaut als Transplantat besteht aus Oberhaut (Epidermis) und gesamter
Lederhaut (Dermis). Dadurch enthält sie noch Schweißdrüsen und Haarfollikel.
Da Vollhaut eher die ursprüngliche Farbe behält und weniger schrumpft, wird
sie meist als Transplantat zur Deckung in kosmetisch auffälligen Bereichen
(z.B. Gesicht) benutzt. Die Haut sollte möglichst aus der Nähe des zu
deckenden Defektes entnommen werden ( z.B. hinter dem Ohr). Bei der
Transplantation von Vollhaut sollte der Wundgrund ausreichend durchblutet
sein und Granulationsgewebe (zell- und gefäßreiches Gewebe zur
Gewebsneubildung) aufweisen. Auch dürfen keine bakteriellen Beläge vorhanden
sein.
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Transplantation von Spalthaut
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Spalthaut als Transplantat besteht aus Oberhaut (Epidermis) und oberster
Lederhautschicht (Dermis). Die Schichtdicke beträgt lediglich 0,25- 0,5 mm.
Der Name "Spalthaut" leitet sich aus der Verwendung eines speziellen Gerätes ab.
Die zuvor gewonnene Hautschicht z. B. von Gesäß, Oberschenkel oder Bauch wird
durch diese Maschine mit kleinen Einstanzungen versehen. Durch die jetzt
"löcherige" Struktur und das Anbringen kleiner Einschnitte lässt sich der
Hautlappen bis auf das sechsfache vergrößern. Die Löcher schließen sich durch
Nachwasen von allein. Diesen Vorgang bezeichnet man als „meshen", das Transplantat entsprechend als „Mesh graft". Mit diesem
Verfahren kann man auch größere Hautdefekte gut decken. Spalthautlappen
wachsen innerhalb weniger Tage im Operationsgebiet ein. Spalthaut kann auch
gekühlt aufbewahrt und einige Tage nach der Entnahme auf die defekte
Hautstelle aufgebracht werden.
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Transplantation von Hautersatz oder Fremdhaut
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Dank der Fortschritte in der Medizin können heute Menschen überleben,
bei denen mehr als 70 Prozent der Körperoberfläche verbrannt sind. Zur
Deckung solch großflächiger Wunden reicht die eigene Haut nicht aus. Zum
Schutz vor Austrocknung und Infektion wird das Areal in diesen Fällen
vorübergehend mit speziell behandelter Fremdhaut oder synthetisch
hergestelltem Hautersatz bedeckt. Schritt für Schritt werden im Verlauf des
Heilungsprozesses diese
Transplantate wieder abgetragen und durch Eigenhaut ersetzt.
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Züchtung von Eigenhaut im Labor
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Eine Methode der Hautgewinnung für eine geplante Hauttransplantation ist auch die Züchtung von
Eigenhaut im Labor. Entnommene Hautzellen werden dabei auf künstlichen
Nährmedien zur Teilung angeregt. Nach 16 bis 21 Tagen stehen auf diese Weise
Transplantate zum Aufbringen auf eine Wunde bereit. Diese Transplantate können aber
nur angewandt werden, wenn ein Teil der Lederhaut noch intakt ist.
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Züchtung von Haut aus Haarfollikeln
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Hoffnung für Menschen mit chronischen Wunden ist die Züchtung von Haut aus Haarfollikeln. Da in der
Haarwurzelscheide noch nicht ausdifferenzierte Stammzellen sitzen, werden dem
betreffenden Menschen 50 bis 100 Haare mit Haarfollikel ausgerissen und in einer
Kulturschale mit Nährmedium im Brutschrank bei 37 ° C gelassen. Daraus wachsen
Hautstücke heran, die nach 4 Wochen dem Betroffenen während eines ambulanten
Klinikaufenthaltes übertragen werden können. Die künstlich gezüchtete Haut
wächst überdies narbenfrei ein, enthält aber weder Haare noch Talg- und
Schweißdrüsen. Die Einheilungschancen bei dieser Methode liegen zwischen 60 und
70 Prozent. Leider werden die Kosten noch nicht von allen Krankenkassen
übernommen.
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Durchführung und Komplikationen
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Örtliche Betäubung oder Vollnarkose
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Je nach Wunde können Hauttransplantationen in unterschiedlicher Größe
erforderlich sein. Bei manchen Wunden ist eine örtliche Betäubung ausreichend.
Bei großflächigeren Abdeckungen und tiefen Wunden ist eine Vollnarkose
erforderlich.
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Transplantat wird mit Kleber, Klammern oder Nähten fixiert
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Nach der Narkose
wird je nach Operationsgebiet Vollhaut oder Spalthaut bei dem Betroffenen
entnommen. Dabei achtet der Operateur darauf, dass die Schnittrichtung im
Verlauf der Hautspannungslinien verläuft. Nach dem Aufbringen auf die defekte
Hautstelle kann das Transplantat dann mit Fibrinkleber, Metallklammern oder
Nähten fixiert werden. Wichtig ist, dass das Transplantat an einigen Stellen
eingeschnitten wird, um den Abfluss von Wundsekret zu gewährleisten. Zum Schluss wird
das Transplantat mit einem Kompressionsverband versorgt und das betroffene
Gebiet zur Ruhigstellung
wenn möglich auf einer Schiene gelagert. Ruhigstellung ist äußerst wichtig, um
ein Abreißen des Transplantats zu verhindern und das Einsprossen von Blutgefäßen
in das Operationsgebiet zu erleichtern.
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Vor der Operation
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Vor der Transplantation sollten in Absprache mit dem Arzt Medikamente, die
die Blutgerinnung hemmen abgesetzt
werden. Da bei Rauchern Wundheilungsstörungen häufiger vorkommen, sollte das Rauchen
einige Wochen vor der Transplantation unterlassen werden.
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Nach der Operation
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Nach der Transplantation sollte eine Ruhigstellung des transplantierten Körperteil für
6 bis 10 Tage erfolgen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu einem Zusammenziehen
des Transplantates bei der
Narbenbildung kommt. Das ist wichtig, damit es nicht zu
Funktionseinschränkungen, z. B. verringerte Beweglichkeit kommt. Besonders
gefährdet sind Wunden im Bereich von Gelenken. Um dies zu verhindern können noch zusätzliche
Schienen angebracht werden.
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Komplikationen
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Da für Hauttransplantationen Eigenhaut verwendet wird, entstehen
keine Abstoßungsreaktionen. Die Einheilung der Haut wird jedoch erschwert, wenn
es zu Infektionen oder Blutungen kommt oder wenn die betroffene Körperstelle
schlecht durchblutet ist. Auch wenn die betreffende Stelle zu stark bewegt wird,
verzögert sich die Heilung durch Einwirkung von Scherkräften.
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Quellen:
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F.M Hasse; H.Nürnberger: Klinikleitfaden Chirurgie, 3. Auflage 2002, Urban & Fischer
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R. Berchtold: Chirurgie, 4. Auflage 2001, Urban & Fischer
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