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Diagnostische Maßnahmen in der Psychosomatischen Medizin
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Anlaufstelle Hausarzt
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Die erste Anlaufstelle für den Betroffenen ist in der Regel der
Hausarzt. Hier wird der Erkrankte aufgrund seiner Angaben und seiner
körperlichen Beschwerden befragt und untersucht. Wenn dann, nach oft zahlreichen
Untersuchungen die Befunde keine oder keine ausreichende Erklärung für die
Symptomatik aufzeigen, kommt der Verdacht auf, dass es sich möglicherweise um
eine psychosomatische Erkrankung handeln könnte. Leider geschieht dies in der Praxis
häufig sehr spät. Bei psychosomatischen Schmerzzuständen beispielsweise vergehen
manchmal bis zu 7 Jahre, bis eine psychische Ursache erkannt wird.
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Ambulante Therapie beim Facharzt
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Es gibt dann verschiedene Möglichkeiten, die Diagnostik und Therapie weiter
fortzuführen, als ambulante oder als stationäre Behandlung. Die ambulante
Behandlung kann bei einem "Facharzt für psychosomatische Medizin und
Psychotherapie", von denen in Deutschland rund 3000 tätig sind,
erfolgen. Oder sie wird durch einem "Facharzt für Allgemeinmedizin" mit der Zusatzbezeichnung
"Psychotherapie/Psychoanalyse", von denen es etwa 2300 gibt,
durchgeführt. Ärzte dieser Fachrichtungen behandeln verschiedene
unklare
Schmerzzustände im Bereich des Herzens, des Bauchraums und des
Rückens, sowie auch Essstörungen, Angststörungen und Depressionen. Leider besteht aufgrund der Zunahme
psychischer und
psychosomatischer Erkrankungen eine deutliche Unterversorgung. Vielerorts
muss mit Wartezeiten bis zu 3 Monaten und länger gerechnet werden, was für Betroffene
eine große Belastung darstellt.
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Stationäre Therapie
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Wenn die Behandlung nicht mehr ambulant therapierbar
ist (z.B. bei Essstörungen oder
chronischen Schmerzen) wird sie
stationär in einer Fachklinik für psychosomatische Medizin durchgeführt.
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Fachärztliche Diagnostik
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Die eigentliche fachärztliche psychosomatische Diagnostik
beginnt mit einer Erhebung der derzeitigen Beschwerden (klinische Anamnese) und
einer körperlichen Untersuchung, da der Erkrankte ja wegen körperlichen
Symptomen in Behandlung gekommen ist. Dabei sollte vor allem auf vegetative
Symptome geachtet werden, etwa Schwitzen, Zittern oder kalte Hände und Füße.
Dann folgt ein eingehendes Gespräch mit dem Betroffenen. Ein solches Gespräch
sollte sehr behutsam geführt werden und erfordert Zeit. Der psychosomatisch
Erkrankte spricht meistens nicht von sich aus von seinen Problemen und Konflikten, denn
er selbst ignoriert in der Regel die seelische Komponente. Er möchte möglichst schnell
seine körperlichen Beschwerden behandelt haben und wieder hergestellt sein. Wird
er zu früh auf seelische Probleme angesprochen, kann er eine starke
Abwehrhaltung annehmen. Eine solche Haltung erschwert das Verhältnis zwischen Arzt
und Patienten oft erheblich. Vor allem, weil gesellschaftlich eine psychische
Erkrankung immer noch weniger anerkannt oder gar abschätzig beurteilt wird, als
eine körperliche Erkrankung, möchten Betroffenen oft
nicht als psychisch krank gesehen werden. Daher ist es sinnvoll, wenn der
Erkrankte selbst allmählich im Zuge des Gesprächs die Erkenntnis
gewinnen, dass seine körperlichen Beschwerden mit seelischen Problemen in
Verbindung stehen können.
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Schwerpunkte des Gesprächs zwischen Arzt und Patient
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Das persönliche Gespräch dient auch der genauen Erfassung der persönlichen
Situation und des sozialen Gefüges, in dem der Betroffene lebt. Der Facharzt
macht sich ein Bild zu folgenden Fragen:
- Welche Befindlichkeit und welche körperlichen Symptome bestehen?
- Welche Erklärung hat der Betroffene für seine Beschwerden?
- Wie war der bisherige Krankheitsverlauf?
- Zu welchem Zeitpunkt begannen die Beschwerden und welche Lebenssituation
bestand zum Zeitpunkt des Beginns der Symptomatik?
- Berufliche Situation (Veränderungen, Fehlschläge, Pläne)
- Familiäre Situation (Partner und andere Bezugspersonen)
- Finanzelle Situation (evt. Schulden, Verpflichtungen)
- Besondere Erlebnisse (Krieg, Flucht, Schicksalseinbrüche)
- Wie verlief der bisherige Lebensweg?
- Verlauf der Kindheit, Schule, Berufsausbildung, Sexualentwicklung
- Aus welchem Milieu stammt der Betroffene?
- In welcher Beziehung steht er zu den Eltern und Geschwistern?
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Diagnose
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Aus den Schilderungen zu diesen Fragen und dem Bild der
Persönlichkeit und ihrer Konflikte kann der Facharzt zu einer vorläufigen
Diagnose gelangen. Entscheidend für eine psychosomatische Diagnosestellung ist
die Frage, ob ein plausibler Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Erkrankung
und der äußeren Lebens- und der inneren Erlebenssituation vorliegt. Nach
Stellung der Diagnose kann der Therapeut dann einen Therapieplan entwickeln, den
er mit dem Betroffenen bespricht.
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