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Psychosomatische Aspekte bei unerfülltem Kinderwunsch
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Von unerfülltem Kinderwunsch spricht man, wenn nach einem
Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist.
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Biologische Grenzen werden verschoben
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In der heutigen Zeit wird häufig ein Kinderwunsch um einige Jahre aufgeschoben, bis berufliche oder andere
Rahmenbedingungen für ein Kind besser passen. Wenn der Kinderwunsch dann
realisiert werden kann und soll, werden häufig die biologischen Grenzen schon
wirksam und aus einer ursprünglich gewollten Kinderlosigkeit kann eine
ungewollte Kinderlosigkeit entstehen. Ungefähr 3 bis 9 Prozent der Paare mit Kinderwunsch gelten als
ungewollt kinderlos und wünschen eine Behandlung. Es ist aber auch
festzustellen, dass mindestens 30 Prozent aller Frauen mit schließlich erfülltem
Kinderwunsch eine mindestens 12 monatige Unfruchtbarkeit erlebten.
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Die psychischen Auswirkungen können erheblich sein
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Ungewollte Kinderlosigkeit kann für das Paar, meist aber vor
allem für die Frau verbunden sein mit psychischer Belastung:
- Störung des Selbstwertgefühls
- Depressiver Stimmungslage
- Schuld- und Insuffizienzgefühlen und einer Tendenz
zur Isolation
- Leicht erhöhte Ängstlichkeit
- Evtl. Positiver Abwehr, wobei die Unzufriedenheit auf
den Arzt oder den Partner geschoben wird
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Auch die Therapie kann belastend sein
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Hinzu kommen die psychischen Belastungen im Rahmen einer
reproduktionsmedizinischen Behandlung, bei der insbesondere die Wartezeiten als
besonders belastend empfunden werden, manchmal auch der mit der Sexualität
verbundene Leistungsdruck.
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Stress kann den Hormonhaushalt stören
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In wieweit psychischer Stress die Fruchtbarkeit beeinflusst
ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Es gilt aber als erwiesen,
dass starker psychischer Stress sowohl bei der Frau als auch beim Mann zu
Störungen des Hormonhaushalts führt. Psychischer Stress kann unterschiedliche
Ursachen haben:
- Emotionaler Stress aufgrund eines Traumas (Tod eines
Angehörigen, Vergewaltigung) oder Beziehungsproblemen
- Berufsbedingter Stress
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Handeln gegen eigene Wünsche
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Eine so genannte "psychogene Fertilitätsstörung" besteht, wenn ein Paar trotz Kinderwunsches und Aufklärung durch den Arzt, sich
weiterhin fertilitätsschädigend verhält (Essstörung, Hochleistungssport,
Genussmittel- und Medikamentenmissbrauch) oder die Chancen zur Konzeption nicht
nutzt (Kein Geschlechtsverkehr an fruchtbaren Tagen).
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Psychosomatische Diagnostik
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Im Gespräch des psychosomatisch geschulten Arztes mit dem
Paar wird das Erleben der Unfruchtbarkeit und deren Auswirkungen auf die
Partnerschaft und die Sexualität besprochen. Außerdem wird die Möglichkeit einer
weitergehenden psychosozialen Beratung und psychotherapeutischen Behandlung
erörtert, da die psychische Belastung im Verlauf der medizinischen Behandlung
eher noch zunimmt. Die Erfragung des aktuellen Sexualverhaltens und des Wissens
über biologische Vorgänge, die eine Empfängnis ermöglichen, ist ebenso notwendig
wie das Ansprechen eventueller Ängste in Bezug auf die Maßnahmen der künstlichen
Befruchtung (z.B. Herkunft und Motiv der Samenspender, Vertauschung der
Embryonen).
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Psychosomatische Therapie
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Eine Psychotherapie wird notwendig, wenn sich zeigt, dass der
unerfüllte Kinderwunsch zu sehr starken psychischen Belastungen wie z.B.
Depressionen, Partnerschaftskonflikten und Ängsten führt und keine ausreichenden
Bewältigungsstrategien vorhanden sind. Auch bei Hinweisen auf manifeste sexuelle
Störungen. Ganz allgemein haben begleitende Entspannungsverfahren einen
positiven Effekt auf die Stressbewältigung.
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