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Rituale
sind zäh. |
Dekubitus ist in der Pflege ein allgegenwärtiges Problem. Die
Behandlung erfolgt meistens nach einer festgelegten Ordnung, die selten hinterfragt wird.
Obwohl in nahezu allen Lehrbüchern die Maßnahme, die im Sprachgebrauch "Eisen und
Fönen" genannt wird, nicht mehr erscheint, wird sie dennoch in der Praxis noch
eingesetzt, weil "das ja schon immer so war". |
Längst
bewiesen: "Eisen und Fönen" verbessert die Durchblutung bei Dekubitus nicht. |
Warum
sollte etwas, das lange Zeit als positiv galt, jetzt auf einmal nicht mehr richtig sein?
Dafür gibt es gute Gründe. In der Zeitschrift "Krankenpflege" von Oktober 1989
belegt Neander eindeutig, dass "Eisen und Fönen" keine Verbesserung der
Durchblutung bei druckbelastetem Gewebe herbeiführt. Dagegen wird eine wirkliche
Verbesserung der Durchblutung mit einer verstärkten und länger andauernden Phase der
Hyperämie durch konsequente Druckentlastung herbeigeführt.
Die Druckentlastung ist die einzige wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Durchblutung
bei Dekubitus. |
"Eisen
und Fönen" fördert die Infektionsgefahr. |
"Eisen
und Fönen" führt außerdem zu einer Keimverschleppung. Auch das zeigte Neanders
Untersuchung. Mikroorganismen setzen sich beim "Eisen" in feinsten
Hautverletzungen ab und erhöhen dort das Risiko einer Infektion ganz erheblich. Deshalb
ist dieses Pflegeritual auch aus hygienischen Gründen nicht akzeptabel. |
Wo
liegt der Irrtum? |
Bei
der Auseinandersetzung mit den angeblich positiven Aspekten von "Eisen und
Fönen", zeigt sich, dass von irrigen Annahmen ausgegangen wird. |
Kneippsche
Anwendungen wirken doch auch. |
Das
wichtigste Argument ist, dass "Eisen und Fönen" die Durchblutung der Haut
steigere und so die Selbstheilungskräfte der Haut fördere. Dabei wird von einem
Mechanismus ausgegangen, der ähnlich wie bei Kneippschen Anwendungen, eine Weitstellung
der Blutgefäße bewirkt. |
Im
Winter haben wir es alle schon erfahren. |
Durch
die Kälte verengen sich die Blutgefäße, um eine Auskühlung des Körpers zu verhindern.
Durch diese Reaktion aber sinkt die Durchblutung der Haut und es entsteht ein
Überschuss
an Kohlendioxid. Wird ein bestimmter Schwellenwert erreicht, so ist das ein Signal für
den Körper, die Blutgefäße stark zu erweitern und so die Durchblutung wieder zu
steigern. Die Blutgefäße werden maximal geöffnet. Mit der anschließenden Zuführung
von Wärme (Fönen), soll die Durchblutung weiter gesteigert werden. |
Alte
und schwache Haut kann nicht mehr so reagieren, als wäre sie noch 20. |
Dieser
Kreislauf ist ein Schutzmechanismus, der bei gesunder Haut und bei einem gesundem
Organismus ganz prima funktioniert. Die Betonung liegt auf GESUND. Die Haut älterer Menschen ist, bedingt durch den
Alterungsprozess,
schon rein physiologisch nicht in der Lage, diesen Schutzmechanismus in gleicher Weise
durchzuführen, wie das bei jüngeren Menschen der Fall ist. Hinzu kommt, dass viele
ältere Menschen an diversen Krankheiten leiden. Diese Erkrankungen schwächen den
Organismus und damit auch die Haut. Austrocknung und schlechte Ernährung, wie sie bei
vielen älteren Menschen zu finden sind, ergänzen die ungünstige Situation. Einreibungen
mit Alkohol oder anderen hautschädigenden Substanzen greifen die geschwächte Haut
zusätzlich an. So ist verständlich, das der Mechanismus, der beim "Eisen und
Fönen" in Gang gesetzt werden soll, gar nicht funktionieren kann. |
Belastungen
durch Druck behindern eine "normale" Reaktion. |
Das
wichtigste aber ist: Durch die Druckbelastung des Gewebes wird die Durchblutung der Haut
stark herabgesetzt. Das ist ja gerade der Grund für die Entstehung eines Dekubitus.
Solcherart belastetes Gewebe kann nicht auf Kälte oder Wärmereize reagieren, weil die
Rezeptoren in der Haut, die eine entsprechende Reaktion einleiten,
durch die mangelnde Durchblutung und den Druck gar nicht mehr richtig funktionieren
können. |
Fazit:
"Eisen und Fönen" ist ein Pflegefehler. |
Die
Untersuchungsergebnisse und die Auseinandersetzung mit irrigen Annahmen zeigen,
dass die
Anwendung von "Eisen und Fönen" als Prophylaxe und insbesondere als Therapie
bei Dekubitus als Pflegefehler angesehen werden muss. Die einzige wirklich wirksame
Maßnahme zur Durchblutungssteigerung ist eine konsequente Druckentlastung
des Gewebes. Top |
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