| |
|
Top
Insulinaufbau
|
Ohne Insulin verhungern die
Körperzellen |
Insulin
ist ein lebenswichtiges Hormon. Jeder Mensch braucht etwa 40 bis 50 Einheiten davon jeden
Tag. Ohne Insulin würden keine Kohlenhydrate mehr in die Körperzellen aufgenommen werden
können. Sie würden praktisch verhungern. Für Diabetiker können daher die Injektionen
mit Insulin lebensrettend sein, insbesondere dann, wenn orale Antidiabetika
nicht mehr ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. |
Insulin
besteht aus 51 Aminosäuren, die in zwei Ketten angeordnet sind |
Insulin
ist eine Eiweißverbindung. Eiweiße setzen sich aus Aminosäuren zusammen, von denen es
25 verschiedene gibt. Beim Insulin sind die Aminosäuren zu langen Ketten verbunden, die
eine typische Gestalt haben. Insulin besteht aus zwei Ketten:
- Die A-Kette besteht aus 21 Aminosäuren.
- Die B-Kette besteht aus 30 Aminosäuren.
|
|
|
Wirkweise
von Tier- und Humaninsulin ist gleich |
Verknüpft
sind diese beiden Ketten mit Hilfe von Schwefelbrücken. Es gibt auch Rinder- und
Schweineinsulin. In der Kette des Schweineinsulins ist, im Gegensatz zum Humaninsulin,
eine andere Aminosäure enthalten. Beim Rinderinsulin sind es drei. Heute wird zu 80
Prozent Humaninsulin verwendet. Die Herstellung erfolgt aus Schweineinsulin oder mit Hilfe
speziell gezüchteter Hefepilze. Die Wirkungsweise des tierischen Insulins und des
Humaninsulins ist die gleiche. |
Insulin
kann nur gespritzt zugeführt werden |
Insulin
kann nur mit Hilfe eine Spritze zugeführt werden. Tabletten wirken nicht, weil die
Eiweißverbindungen, aus denen das Insulin besteht, im Magen und im Darm verdaut würden.
Dadurch wäre ein großer Teil des zugeführten Insulins unwirksam. Durch eine Injektion
umgeht man den Verdauungsprozess. |
Die
Zeit bis zum Wirkeintritt hängt von verschiedenen
Faktoren ab |
Die
Geschwindigkeit der Aufnahme des gespritzten Insulins in den Blutkreislauf (und damit die
Zeit bis zum Wirkungseintritt) hängt von verschiedenen Umständen ab:
- Ort der Injektion: Die schnellste Aufnahme des gespritzten Insulins in den Blutkreislauf
besteht bei Injektion in das Unterhautfettgewebe des Bauches, die langsamste bei Injektion
in den Oberschenkel. Eine Injektion in den Oberarm ist zu vermeiden, da man hier die
dünne Fettschicht leicht verfehlt und stattdessen die darunter liegende Muskulatur
trifft. Dadurch würde sich die Wirkung des Insulins deutlich beschleunigen und
verstärken.
- Außentemperatur: Wärme (z. B. Sonnenstrahlung, heißes Bad) beschleunigt den
Übertritt des gespritzten Insulins in den Blutkreislauf, Kälte verzögert ihn.
- Massage: Durch eine Massage der Injektionsstelle (z. B. durch Kneten) kann eine
Beschleunigung der Aufnahme des Insulins erreicht werden.
- Muskelarbeit: (z. B. beim Sport) Hier kommt es zu einer Beschleunigung der
Insulinwirkung.
|
In
der Entwicklung: Insulin zum Inhalieren |
Täglich
mehrfach mit einer Spritze gestochen zu werden, ist für viele Diabetiker ein sehr
belastender Zustand. Deshalb wird immer wieder nach Methoden gesucht, Insulin auf einem
anderen Wege wirksam und einfach zu verabreichen. Eine Möglichkeit könnte Insulin zum
Inhalieren sein. Diese Verabreichungsmethode ist derzeit im Entwicklungsstadium.
Langfristig gesehen kann diese Methode die unangenehme Spitze ablösen. |
|
Top
Kurz wirkende Insuline
|
|
Es
gibt sehr viele verschiedene Insulinpräparate auf dem Markt, insgesamt über 40. Sie
bieten zwar keinen vollständigen Ersatz des
körpereigenen Insulins, haben aber doch eine
annähernd gleiche Wirkung. Bei den kurz wirkenden
Insulinen tritt die Wirkung praktisch sofort (10 Minuten nach der Injektion) ein. Die
stärkste Wirksamkeit entwickelt sich nach 30 bis 90 Minuten. Die gesamte Wirkung hält
etwa drei Stunden an. In der nebenstehenden Grafik sehen Sie das Wirkspektrum
aufgezeichnet.
Durch den sehr schnellen Wirkeintritt der neuen
Kurzzeitinsuline, die auch Analog-Insuline genannt werden, braucht kein Abstand mehr
zwischen dem Spritzen und der Mahlzeit eingehalten werden. Das Analog-Insulin kann vor
oder nach dem Essen gespritzt werden.
|
|
Top
Normal-(Alt-)Insulin
|
|
Das
Normalinsulin enthält Schweine-, Rinder- oder Humaninsulin. Die Flüssigkeit ist klar.
Die Wirkung von Humaninsulin tritt nach 15 bis 30 Minuten ein. Deshalb sollte 10 bis 20
Minuten vor dem Essen gespritzt werden. Die stärkste Wirksamkeit entfaltet sich nach 2
Stunden. Insgesamt hat das Humaninsulin eine Wirkdauer von 4 bis 6 Stunden. |
|
Top
NPH-Verzögerungsinsulin
|
|
NPH
heißt "neutrales Protamin Hagedorn". Diese Substanz sorgt dafür, dass das in das
Unterhautfettgewebe gespritzte Insulin langsam in das Blut aufgenommen wird. Die
Verzögerung kann, je nach Dosierung, unterschiedlich sein. Normalerweise beträgt die
Wirkdauer 8 bis 12 Stunden. Sie kann aber auch auf 24 Stunden ausgedehnt werden. Der
Spritzabstand zu den Mahlzeiten sollte 30 bis 45 Minuten betragen, weil die Wirkung des NPH-Verzögerungsinsulins erst nach 1 bis 2 Stunden einsetzt. Die maximale Wirkung
entfaltet sich erst nach 4 bis 6 Stunden. |
|
Top
NPH-Mischinsulin
|
|
Normalinsuline
und NPH-Verzögerungsinsuline können miteinander gemischt werden. Die daraus entstehenden
NPH-Mischinsuline können den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen angepasst
werden. Der Wirkablauf der beiden Komponenten bleibt erhalten. Aus diesem Grund kann der
Ess-Spritz-Abstand verkürzt werden. Je nach Erfordernis können freie Mischungen
angewandt werden. NPH-Mischinsuline sind aber auch in festgesetzten
Mischungsverhältnissen und sogar als Fertiginjektion erhältlich. |
|
Top
Schnellwirkende Insulinanaloga
|
Den hohen Blutzuckerspiegel nach dem Essen kann mit Analoginsulin
wirksam begegnet werden |
Insulinanaloga
oder auch Analog-Insulin ist ein gegenüber dem Humaninsulin chemisch verändertes
Insulin. Es hat eine andere Aminosäurenzusammensetzung und wirkt ähnlich wie das normale
Insulin. So kann es besser an die Bedürfnisse des Diabetikers angepasst werden. Zu den
Insulinanaloga zählen Insulin Aspart und Insulin Lispro. Insbesondere dem gefürchteten
hohen Blutzuckerspiegel nach dem Essen kann mit Analoginsulin wirksam begegnet werden.
- Bei Insulin Aspart wurde an Position 28 der B-Kette die
Aminosäure Prolin gegen Asparaginsäure ausgetauscht. Die Wirkung beginnt schon kurz nach
der Injektion. Das Wirkmaximum wird nach 1 bis 1,5 Stunden erreicht. Die Gesamtwirkdauer
beträgt 3 bis 5 Stunden. Es muss kein Ess-Spritz-Abstand eingehalten werden.
- Beim Insulin Lispro wurden die Aminosäuren Lysin und
Prolin gegeneinander ausgetauscht. Es ist ebenfalls ein kurz wirkendes Insulinanalog und
hat die gleichen "Wirkdaten" wie das Insulin Aspart.
|
|
Top
Langwirkendes
Analog-Insulin
|
Deckung des Grundbedarf durch eine Injektion täglich |
Das langwirkende Analog-Insulin Glargin wird auch als
Langzeitinsulin bezeichnet. Gegenüber dem Humaninsulin ist
es gentechnisch verändert worden: In der A-Kette wird an Position 21
Asparagin durch Glycin ersetzt und am C-Ende der B-Kette werden 2
Argininmoleküle zusätzlich angefügt. Diese Veränderungen führen dazu, dass
dieses Insulin nur langsam vom Körper aufgenommen wird und deshalb eine
lange Wirkungsdauer hat. Es deckt den Grundbedarf an Insulin und wird
unabhängig von den Mahlzeiten gespritzt. Der Wirkeintritt erfolgt nach 3 bis
4 Stunden. Das Maximum wird nach 8 bis 14 Stunden erreicht, wobei die
Wirkdauer etwa 20 bis 30 Stunden beträgt. In der Regel ist so nur eine
Injektion pro Tag erforderlich. |
|
Top
Übersicht der Insulinarten
|
Wirkungszeiten auf einen Blick |
Eine
Zusammenstellung der Charakteristika der beschriebenen Insulinarten findet sich in der
folgenden Tabelle:
Insulinarten |
Stunden bis Wirkungsbeginn |
Stunden bis zum Erreichen des Wirkungsmaximums |
Wirkdauer (in Stunden) |
Kurz wirkende Insuline |
15 min bis 30 min |
1-2 |
3-5 |
Normal-(Alt-)Insulin |
30 min bis 1 h |
2-4 |
4-6 |
NPH-Verzögerungsinsulin |
2-4 |
4-6 (-8) |
12-20 |
Schnellwirkende Insulinanaloga |
10-15 min |
1-1,5 |
3-5 |
Langwirkendes Analog-Insulin |
3-4 |
8-14 |
20-30 |
|
|
Top
Spezialist in eigener Sache
|
Diabetiker
müssen viel über den Stoffwechsel und ihre Ernährung lernen |
Menschen
mit Diabetes, die mit Insulininjektionen leben müssen, müssen ganz genau die Wirkweise
der jeweiligen Insuline kennen. Aber nicht nur das. Sie sollten auch verstehen, wie
Wirkweise und Ernährung aufeinander abgestimmt werden müssen, damit immer der
erforderliche Insulinspiegel im Blut vorhanden ist. Deshalb ist eine intensive Schulung
unbedingt notwendig. Erst wenn ein Betroffener Spezialist in eigener Sache geworden ist,
kann er fast wie ein gesunder Mensch leben. Das betrifft sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetiker. Die
verschiedenen Wirkspektren ermöglichen eine hohe Flexibilität, die auch körperliche
Höchstleistungen nicht ausschließt. Top |
|
Zur Übersicht
Behandlung bei Diabetes |
| |
|