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Blasenentleerungsstörungen bei Palliativpatienten
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Symptome bei Störungen der Blasenentleerung
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Bei Palliativpatienten können sich verschiedene Arten von
Harnblasenentleerungsstörungen entwickeln. Dazu gehören:
- sehr häufiges, gelegentlich auch schmerzhaftes Wasserlassen, und zwar
sowohl tagsüber als auch nachts
- ständiger, tröpfchenweiser, ungewollter Urinabgang bis hin zur
Urininkontinenz
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen bis hin zur Unmöglichkeit der
Entleerung der Harnblase
- verschiedene Symptome, die unter dem Begriff "Dysurie"
zusammengefasst werden:
- Schmerzen beim Wasserlassen
- häufiges Wasserlassen
- Ausscheidung großer Urinmengen
- häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie), was zudem zu einer
Beeinträchtigung des Schlafes führt
- Blasenkrämpfe während des Wasserlassens
- nicht unterdrückbarer Drang, Wasser zu lassen, sodass es unter
Umständen zu einem unwillkürlichen Urinabgang kommt, wenn nicht in
kürzester Zeit eine Toilette erreicht wird
- Eiterbeimengungen zum Urin
- Blutbeimengungen zum Urin, die entweder bereits mit bloßem Auge oder
aber bei der mikroskopischen Urinuntersuchung sichtbar sind (Makro-
beziehungsweise Mikrohämaturie)
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Anamnese und körperliche Untersuchung
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Diese verschiedenen Arten von Harnblasenentleerungsstörungen können
unterschiedliche Ursachen haben. Eine entsprechende Diagnostik zur Abklärung
einer möglichen Ursache umfasst zunächst die sorgfältige Erhebung der
Krankengeschichte mit genauer Abfrage der verschiedenen Symptome sowie die
körperliche Untersuchung. Bei dieser wird das Augenmerk insbesondere auf die
äußere Öffnung der Harnröhre, den Genitalbereich und den Darmausgang gerichtet.
Dabei können bereits mögliche Ursachen wie eine Verengung der äußeren
Harnröhrenöffnung, Pilzinfektionen (Mykosen) im Harnröhren- oder Genitalbereich
sowie Hautveränderungen als Folge einer Strahlentherapie erkannt werden. Durch
eine entsprechende Behandlung lässt sich in der Regel auch eine Besserung der
Harnblasenentleerungsstörung erreichen. |
Ultraschall
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Durch eine
Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, ob sich nach dem Wasserlassen
noch Urin in der Harnblase befindet (sogenannter Restharn). Bleibt mehr als 10
Prozent Restharn ausgehend vom Gesamtfassungsvermögen der Harnblase zurück, so
spricht man von einer unvollständigen Harnblasenentleerung. Bei der Ultraschalluntersuchung
kann außerdem festgestellt werden, ob Urin aus der Harnblase in die Harnleiter und von dort unter
Umständen bis in die Nieren zurückfließt oder ob es zu einem Aufstau von Urin
gekommen ist. Das kann eine sogenannte Harnstauungsniere zur
Folge haben. Die Nieren arbeiten dann nicht mehr korrekt.
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Uroflowmetrie
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Eine weitere diagnostische Maßnahme besteht in der sogenannten
Uroflowmetrie.
Dabei wird die Geschwindigkeit der Harnblasenentleerung gemessen und in Metern
pro Sekunde angegeben (ähnliche wie Kilometer pro Stunde als Geschwindigkeit
beim Autofahren). Ist die Blasenentleerung verlangsamt ist meistens eine
Harnröhrenverengung die Ursache. Diese wiederum kann mehrere Ursachen
haben, unter anderem eine Prostatavergrößerung oder ein wachsender Tumor, der
von außen auf die Harnröhre drückt oder auch in die Harnröhrenwand hineinwächst.
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Ultraschall des Enddarms
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Weitere Informationen lassen sich durch eine Ultraschalluntersuchung des
Enddarms gewinnen. Dabei wird eine schmale Ultraschallsonde in den Enddarm
eingeführt. Auf diese Weise lassen sich krankhafte Veränderungen im Darmbereich
feststellen, die unter Umständen die Ursache der Harnblasenentleerungsstörung
sind, z. B. das Wachstum eines Tumors im Darmbereich. Durch die
anatomische Nähe des Enddarms zur Prostata kann man bei dieser speziellen
Ultraschalluntersuchung zudem eventuelle krankhafte Veränderungen der Prostata
erkennen, unter anderem eine gutartige Prostatavergrößerung,
die zu einer Einengung der Harnröhre führt, oder das
Wachstum eines bösartigen Prostatatumors.
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Durchleuchtung der Blase
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Eine ergänzende Untersuchung ist die sogenannte
Miktionszystourethrographie,
bei der ein Betroffener unter Durchleuchtung seine Blase entleert. Mit dieser
Untersuchung lässt sich eine Harnblasenentleerungsstörung dokumentieren.
Außerdem kann man auf diese Weise die Form der Blase sowie eine eventuelle
Restharnbildung gut erkennen. Auch ein Zurückfließen von Urin aus der Blase
in die Harnleiter ist auf diese Weise gut darstellbar. Nur in Ausnahmefällen ist
ergänzend eine Messung des Drucks innerhalb der Harnblase sinnvoll (sogenannte
Zystomanometrie).
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Spiegelung von Blase und Harnröhre
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Bei Palliativpatienten, die unter einem bösartigen Tumor im Beckenbereich
leiden, ist zur Abklärung von Harnblasenentleerungsstörungen häufig eine
Spiegelungsuntersuchung der Harnröhre und der Harnblase sinnvoll (Urethrozystoskopie).
Dabei lassen sich unter anderem tumorbedingte Fisteln zwischen dem Harntrakt und
anderen Organen (beispielsweise dem Darm) feststellen. Dies ist, insbesondere
zur Feststellung kleiner Fisteln zwischen Darm und Blase, alternativ oder
ergänzend auch durch die sogenannte Mohnprobe möglich. Dabei isst der Betroffene
Mohnkörner, und in der Folge wird der Urin auf das Vorhandensein von Mohnkörnern
hin untersucht. Lassen sich im Urin Mohnkörner feststellen, müssen diese aus dem
Darm in die Blase gelangt sein, was ein sicherer Hinweis auf das Vorliegen einer
Fistel zwischen Darm und Blase ist. Um die genaue Lokalisation dieser Fistel
festzustellen, bieten sich verschiedene weiterführende Untersuchungen an, und
zwar die Röntgendarstellung des Darmes mit Hilfe von Kontrastmittel sowie eine
Computer- oder Kernspintomographie.
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Medikamentöse Therapie
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Insbesondere bei nicht unterdrückbarem Drang, Wasser zu lassen, bietet sich
eine medikamentöse Therapie an. Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn keine
Verengung im Bereich des Harntrakts vorliegt. Dabei kommen Wirkstoffe zum
Einsatz, die die Muskulatur von Harnblase und Harnröhre in günstiger Weise
beeinflussen, sodass der betroffene Palliativpatient die Blasenentleerung wieder
besser kontrollieren kann.
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Katheterisierung
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Bei hohen Restharnmengen muss dauerhaft eine vollständige Blasenentleerung
gewährleistet werden. Dies ist beispielsweise durch regelmäßige
Einmalkatheterisierungen möglich. Dabei wird mehrmals täglich (in der Regel 4-
bis 6-mal pro Tag) ein Katheter in die Harnblase eingeführt, um den Urin
abzulassen, und anschließend sofort wieder entfernt. Diese regelmäßigen
Einmalkatheterisierungen kann der Patient eigenständig durchführen oder sich
durch Angehörige oder das Pflegepersonal helfen lassen. Alternativ ist die
Anlage eines
transurethralen oder suprapubischen Blasenkatheters möglich.
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