Palliativmedizin

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Lagerungsschäden bei Palliativpatienten

 

Inhaltsübersicht:
Lagerungsschäden bei Palliativpatienten
Lagerungsschaden des Ulnarisnervs (Nervus ulnaris, Ellennerv)
Lagerungsschaden des Peronaeus-Nervs (Nervus peronaeus, Wadenbeinnerv)
Maßnahmen bei Lagerungsschäden

Lagerungsschäden bei Palliativpatienten

Definition

Unter einem Lagerungsschaden versteht man eine Nervenschädigung, die durch eine ungünstige Positionierung ("Lagerung") des Patienten entstanden ist. Dabei kommt es durch Druck auf einen Nerv zu einer mechanischen Beschädigung, was verschiedene Beschwerden und Symptome nach sich ziehen kann.

 

Palliativpatienten häufig betroffen

Bei Palliativpatienten besteht eine gewisse Gefahr für Lagerungsschäden, weil sie sich aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung, einer allgemeinen Schwäche und/oder eines insgesamt schlechten Allgemeinzustands nicht oder nicht ausreichend selbst im Bett drehen können. Auch das eigenständige Einnehmen einer anderen Sitzposition fällt ihnen unter Umständen schwer. Dadurch ist es möglich, dass die Betroffenen über längere Zeit in einer Position liegen oder sitzen, in der ein Nerv einem gewissen Druck ausgesetzt ist. Ein Gesunder würde dies aufgrund von Schmerzen oder Missempfindungen (beispielsweise Kribbeln) als unangenehm wahrnehmen und seine Position verändern. Ein schwer kranker Palliativpatient, der zudem eventuell unter Bewusstseinseinschränkungen leidet, bemerkt unter Umständen keine Schmerzen oder Missempfindungen oder er ist nicht in der Lage, seine Position eigenständig zu verändern. Daher ist es von großer Bedeutung, dass die pflegenden Angehörigen oder das Pflegepersonal im Krankenhaus den Patienten so im Bett oder im Sessel positionieren, dass kein Nerv gedrückt wird. Außerdem sind regelmäßige Veränderungen der Position zur Entlastung der verschiedenen Körperregionen erforderlich, auch um der Entstehung von Druckgeschwüren entgegenzuwirken.

 

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Lagerungsschaden des Ulnarisnervs (Nervus ulnaris, Ellennerv)

Musikantenknochen

Der Ulnarisnerv verläuft an der Innenseite des Oberarms über die Ellenseite des Unterarms bis zur Hand. Er ist für die Steuerung einiger Unterarm- und Handmuskeln sowie für die Sensibilität (Berührungsempfindlichkeit) in einigen Bereichen der Hand zuständig. Im Ellenbogenbereich verläuft der Nerv an der Innenseite oberflächlich in einer Knochenrinne, wo er als Strang zu tasten ist. Ein Anstoßen in diesem Bereich kann sehr schmerzhaft sein ("Musikantenknochen").

 

Ungepolsterte Armlehnen

Aufgrund seiner oberflächlichen Lage im Ellenbogenbereich ist der Ulnarisnerv dort einer gewissen Gefahr von Lagerungsschäden ausgesetzt. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn ein Patient über längere Zeit in unveränderter Position auf einem Stuhl sitzt, dessen Armlehnen nicht gepolstert sind.

 

Symptome

Ein Lagerungsschaden des Ulnarisnervs macht sich unter anderem durch folgende Beschwerden und Symptome bemerkbar:

  • Einschränkung der Sensibilität im Bereich des Kleinfingers und der ellenseitigen Hälfte des Ringfingers
  • Abnahme der Muskelmasse des Kleinfingerballens
  • Kraftminderung beim Zusammenpressen des gestreckten Daumens und des Zeigefingers
  • Kraftminderung oder Lähmung beim Strecken und Spreizen der Finger

Weitere Informationen auch hier: Kubitaltunnel-Syndrom / Sulcus ulnaris-Syndrom

 

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Lagerungsschaden des Peronaeus-Nervs (Nervus peronaeus, Wadenbeinnerv)

Muskeln für das Heben des Fußes

Der Peronaeus-Nerv ist ein Ast des Ischiasnervs. Er verläuft seitlich am Bein und liegt im Bereich des Wadenbeinköpfchens relativ oberflächlich. Das Wadenbeinköpfchen ist die obere Rundung des Wadenbeins, welche seitlich unterhalb des Kniegelenks gut zu tasten ist. Der Peronaeus-Nerv versorgt die Fußheber- und Zehenstreckermuskeln mit Nervenimpulsen. Außerdem ist er für die Sensibilität einiger Bereiche des Unterschenkels und des Fußes verantwortlich.

 

Harte Lagerung an der Knieaußenseite

Aufgrund seiner oberflächlichen Lage im Bereich des Wadenbeinköpfchens besteht für den Peronaeus-Nerv an dieser Stelle ein Risiko für Lagerungsschäden. Diese können entstehen, wenn ein Patient so positioniert ist, dass beispielsweise eine harte Matratze, ein seitlich am Bett angebrachtes Bettgitter oder ein hartes Bauteil eines Rollstuhls in Kniehöhe auf das Wadenbeinköpfchen drückt.

 

Symptome

Ein Lagerungsschaden des Peronaeus-Nervs äußert sich unter anderem durch folgende Beschwerden und Symptome:

  • "Steppergang", bei dem der Patient das gesamte Bein beim Schreiten sehr hoch anheben muss, da der Fuß ansonsten beim Gehen über den Boden schleifen würde, weil er aufgrund einer Fußheberschwäche nicht angehoben werden kann
  • Einschränkung der Sensibilität im Bereich des vorderen seitlichen Unterschenkels und des Fußrückens

Weitere Informationen auch hier: Peronaeuslähmung

 

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Maßnahmen bei Lagerungsschäden

Beschwerden lindern

Ein Lagerungsschaden kann nicht ursächlich therapiert werden, das heißt man kann den entstandenen Schaden nicht "reparieren". Allerdings kann sich der betroffene Nerv in einem gewissen Umfang erholen, sodass auch die Beschwerden und Symptome zurückgehen oder sogar gänzlich verschwinden.

 

Polsterung

Es sind einige unterstützende Maßnahmen möglich, um eine Verschlechterung von Beschwerden und Symptomen zu verhindern und um eventuelle Funktionseinschränkungen bestmöglich auszugleichen. Dazu gehört beispielsweise eine Wattepolsterung an derjenigen Stelle, an der der Lagerungsschaden eingetreten ist. Dies ist am Arm die Innenseite des Ellenbogengelenks und am Bein der Bereich des Wadenbeinköpfchens. Die Wattepolsterung soll den geschädigten Nerv vor weiteren Druckschäden schützen. Außerdem ist bei einem eingetretenen Lagerungsschaden sehr sorgfältig darauf zu achten, dass der betreffende Nerv zukünftig vor weiteren Druckbelastungen geschützt wird. Dies ist am besten durch eine entsprechende Lagerung des Patienten und das Abpolstern gefährdeter Nerven zu erreichen.

 

Physiotherapie

Bei einer Kraftminderung oder Lähmung ist eine physiotherapeutische Therapie sinnvoll. Diese dient dazu, eine eventuell vorhandene Restmuskelkraft zu bewahren und bestmöglich zu nutzen. Außerdem kann der Patient unter physiotherapeutischer Anleitung lernen, eine bestehende Kraftminderung oder Lähmung durch Einsatz anderer Muskelgruppen auszugleichen. Weiterhin dienen die physiotherapeutischen Übungen der Verbesserung der Koordination und der Körperkontrolle, die aufgrund der Kraftminderung oder Lähmung unter Umständen beeinträchtigt sind.

 

Vitamine

Ergänzend zur Physiotherapie werden gelegentlich Vitamine verabreicht. Der Nutzen dieser Maßnahme ist jedoch fraglich. Sinnvoll ist die Gabe von Vitaminen allerdings dann, wenn bei einem Patienten ein Vitaminmangelzustand besteht.

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