Palliativmedizin

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Epileptische Anfälle (Krampfanfälle) bei Palliativpatienten

 
Inhaltsübersicht:
Ursachen
Diagnostik
Maßnahmen und Therapie
Erholung

Ursachen

 

Epileptische Anfälle können bei Palliativpatienten aus den verschiedensten Gründen vorkommen. Sie stellen für die schwer kranken Palliativpatienten wie auch für deren Angehörige in der Regel eine ausgeprägte Belastung dar. Näheres zum Thema "Epilepsie" finden Sie hier.

 

Medikamente können zu Anfällen führen

Epileptische Anfälle können bei Palliativpatienten unter anderem durch Fieber oder Medikamente begünstigt werden. Infrage kommende Medikamente sind beispielsweise:

  • bestimmte Medikamente zur Behandlung von Depressionen (Antidepressiva), und zwar aus der Wirkstoffgruppe der sogenannten trizyklischen Antidepressiva (insbesondere der Wirkstoff Maprotilin)
  • Theophyllin (Präparat, das unter anderem bei Asthma bronchiale und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung zum Einsatz kommt)
  • Kortisonpräparate
  • Isoniazid (Antibiotikum zur Behandlung der Tuberkulose)
  • hohe Dosierungen von Penicillin
  • Antibiotika aus der Gruppe der sogenannten Gyrasehemmer (beispielsweise die älteren Wirkstoffe der Gruppe I wie Cinoxacin, Norfloxacin und Pipedimsäure sowie die neuren Wirkstoffe der Gruppe II wie Ciprofloxacin, Ofloxacin, Fleroxacin und Enoxacin)
  • Pethidin (stark wirksames Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide)
  • Reserpin (Medikament zur Senkung des Blutdrucks)
  • einige Neuroleptika (Wirkstoffe, die unter anderem zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen eingesetzt werden)
  • sogenannte Pyrazolderivate (Gruppe von Wirkstoffen, die unter anderem bei der Therapie rheumatischer Erkrankungen zur Anwendung kommen)
  • Thyroxin (Schilddrüsenhormon, welches bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion verabreicht wird)
  • Zytostatika (Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung eingesetzt werden)

 

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Diagnostik

Befragung

Handelt es sich um einen sogenannten fokalen Anfall ohne begleitende Bewusstseinsstörung, kann der Patient in der Regel selbst gut Auskunft über das Geschehen geben, sofern er sich von dem Anfall erholt hat und nicht an einer Demenzerkrankung leidet. Ist der Patient jedoch nicht in der Lage, ein Gespräch über den Anfall zu führen, oder handelt es sich um einen generalisierten Anfall mit Bewusstseinsstörung, so sollten Angehörige und Mitglieder des palliativmedizinischen Teams, die während des Anfalls anwesend waren, über den Anfall Auskunft geben.

 

Weiterführende Diagnostik

Eine weiterführende Diagnostik eines epileptischen Anfalls ist bei einem Palliativpatienten nur dann sinnvoll, wenn sich aus der Diagnostik auch Konsequenzen ergeben. Liegt der Patient beispielsweise bereits im Sterben, würde man von der Einleitung einer Therapie zur Vorbeugung weiterer epileptischer Anfälle eher Abstand nehmen. Zudem würde man einen sehr schwer kranken oder sterbenden Patienten in einem schlechten Allgemeinzustand nicht den Belastungen aussetzen wollen, die sich durch einige Untersuchungen ergäben. Näheres zur Diagnostik bei Epilepsie finden Sie hier.

 

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Maßnahmen und Therapie

 

Bei Palliativpatienten mit epileptischen Anfällen sind einige Besonderheiten zu beachten, die im Folgenden dargestellt sind. Allgemeine Informationen zur Therapie epileptischer Anfälle finden Sie hier.

 

Allgemeine Maßnahmen

Kommt es bei einem Palliativpatienten zu einem epileptischen Anfall, so sollten anwesende Angehörige oder Mitglieder des palliativmedizinischen Teams genau beobachten, was geschieht, damit sie bei der Befragung Auskunft über den Ablauf des epileptischen Anfalls geben können.

 

Schutzmaßnahmen vor Verletzungen

Insbesondere bei generalisierten epileptischen Anfällen treten heftige Bewegungen auf, die der Patient nicht kontrollieren kann. Zudem verliert er bei generalisierten Anfällen in der Regel das Bewusstsein. Dadurch besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr. Maßnahmen, die vor Verletzungen schützen, können sein:

  • behutsames Zu-Boden-Führen des Patienten, bevor er stürzt
  • Entfernung verletzungsträchtiger Gegenstände wie Scheren oder Gläser aus der unmittelbaren Umgebung des Patienten
  • Abpolstern harter Möbelkanten durch Bettdecken oder Kissen
  • Schutz der Zunge vor einem Zungenbiss, indem man einen speziellen Beißkeil aus Gummi oder einen anderen geeigneten, das heißt elastischen, aber dennoch stabilen Gegenstand (beispielsweise Zipfel einer Bettdecke oder eines Kissens, aufgerolltes Handtuch oder gefaltetes Kleidungsstück) behutsam zwischen die Zähne des Patienten schiebt (wobei darauf zu achten ist, dass der Gegenstand einerseits groß genug ist, um nicht verschluckt zu werden, und andererseits nicht zu hart, damit sich der Patient daran nicht im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne ausbeißt)

 

 

Bei diesen Hilfsmaßnahmen können die Helfer ebenfalls verletzt werden und sollten deshalb Vorsicht walten lassen. Wenn möglich sollten die Schutzmaßnahmen deshalb von mehreren Personen gemeinsam durchgeführt werden.

 

Nach 3 Minuten Arzt holen

Erleidet ein Palliativpatient einen epileptischen Anfall, kann man eine bis drei Minuten abwarten, ob der Anfall von selbst wieder aufhört. Ein Arzt sollte geholt werden wenn

  • der Anfall nach 3 Minuten nicht beendet ist
  • der Patient nicht mehr atmet
  • der Patient keinen fühlbaren Puls hat
  • der Patient wiederholt innerhalb kurzer Zeit Anfälle erleidet, sowohl ohne Bewusstseinsverlust (Serie epileptischer Anfälle) als auch mit Bewusstseinsverlust (epileptischer Status)

 

Ursachenbeseitigung

Ein epileptischer Anfall bei einem Palliativpatienten kann unter anderem auf bestimmte Medikamente, Fieber oder den Entzug von Alkohol oder Beruhigungsmitteln zurückzuführen sein. Ist dies der Fall, sollten diese Ursachen beseitigt werden, um dem Auftreten weiterer epileptischer Anfälle entgegenzuwirken.

 

Symptomatische Therapie

Bei vielen Palliativpatienten mit einem epileptischen Anfall lässt sich die Ursache des Anfalls nicht beseitigen. Dies ist beispielsweise bei Tochtergeschwülsten (Metastasen) anderer Tumoren im Gehirn oder bei einem vorangegangenen Schlaganfall mit Verbleiben von Narbengewebe im Gehirn der Fall. Bei diesen Patienten ist davon auszugehen, dass nach einem ersten epileptischen Anfall immer wieder neue Anfälle auftreten. Dies lässt sich durch die regelmäßige Gabe von Antiepileptika vermeiden. Infrage kommende Antiepileptika sind beispielsweise Carbamazepin, Valproat, Lamotrigin und Gabapentin.

 

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Erholung von einem epileptischen Anfall

Allgemeinzustand

Wie schnell sich ein Palliativpatient von einem epileptischen Anfall erholt, hängt u. a. von seinem Allgemeinzustand ab.

 

Schlechtere Prognose

Palliativpatienten, die an einer Erkrankung leiden, die das Gehirn betrifft, erholen sich schlechter von einem epileptischen Anfall. Zu solchen Erkrankungen gehören z.B.:

 

Medikamente

Die Erholungsfähigkeit des Körpers ist ebenfalls beeinträchtig, wenn Medikamente eingenommen werden, die die Gehirnfunktion beeinträchtigen.

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