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Physiotherapie - Geschichtliches und aktuelle Entwicklung
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Physiotherapie beinhaltet viele alte und neue Techniken
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Verrenkungen, Verspannungen,
Rückenschmerzen und viele andere schmerzhafte Zustände der knöchernen Struktur
sowie der Muskeln und Gelenke begleiten die Menschheit seit Menschengedenken. Es
hat schon immer Personen gegeben, die das Wissen hatten, diese Beschwerden durch
gezielte Hand-Griffe zu behandeln. Im 18. Jahrhundert soll sich in Nordamerika
eine "bonesetting" (zu deutsch: Knochen richten) genannte Technik verbreitet
haben, während in Europa mit Einzug der Industrialisierung verschiedene alte und
neue Behandlungstechniken größere Popularität erlangten. Seitdem entwickelt sich
die Arbeit an Muskeln und Gelenken bis heute weiter auf der Suche nach passenden
Lösungen für Funktionsstörungen, die aus Fehlbelastungen des Bewegungsapparates
resultieren bei einem sich kontinuierlich wandelnden Lebensstil. Was einst als
reine "Knochen"-Arbeit begann, bezieht heute die Verbindungen der Knochen,
Muskeln und Gelenke untereinander und zum gesamten Organismus mit ein.
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Physiotherapie behandelt funktionale Störungen
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Physiotherapeutische Behandlungen
haben sich in Deutschland aus der Krankengymnastik (auch Heilgymnastik) heraus
entwickelt. 1994 wurde im Zuge der deutschen Wiedervereinigung die Bezeichnung
Krankengymnast durch die Bezeichnung Physiotherapeut ersetzt, weil diese
weltweit in Gebrauch ist und deshalb von jedem verstanden werden kann. Im
Ursprung basiert das physiotherapeutische Behandlungskonzept auf einem rein
schulmedizinischen Ansatz. Das bedeutet, ein für eine Beschwerde
verantwortlicher, nachweisbarer Auslöser wird diagnostiziert und therapiert, bis
die funktionale Störung beseitigt ist.
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Physiotherapie entwickelt sich ständig weiter
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Seit den 90er Jahren hat in der
Ausbildung eine stetige Diskussion stattgefunden, was zu einem kontinuierlichen
Wechsel in den Lehrmeinungen (Paradigmenwechseln) und einer sinnmachenden Weiterentwicklung und Erweiterung
physiotherapeutischer Kompetenzen geführt hat. Vor allem durch die Erkenntnisse
aus neurologischen Studien ist der Stellenwert neurologischer Faktoren in der
Physiotherapie gewachsen und hat das Spektrum physiotherapeutischer Arbeit
ausgeweitet. Dabei ist der therapeutische Ansatz ganzheitlicher geworden, was
zur Folge hat, das der Mensch in seiner Gesamtheit weiter in den Mittelpunkt
gerückt wird und neben seinen medizinisch erklärbaren physischen
Funktionsstörungen auch die vegetativen und seelischen, nachvollziehbaren
Komponenten in eine Therapie miteinbezogen werden, sofern sie das medizinische
Denken nicht in Frage stellen.
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Weitreichende Kenntnisse erforderlich
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Deshalb gehören neben detaillierten
anatomische und physiologische Kenntnisse eines Therapeuten soziale Kompetenz
und ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen mit zu den Voraussetzungen, die ein
Physiotherapeut mitbringen sollte, um den vielfältigen menschlichen
Herausforderungen gerecht zu werden, und um therapeutisch sinnvolle
Lösungsstrategien entwickeln zu können.
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Physiotherapie gehört zu den
manuellen Therapien, wird aber je nach Diagnose durch den Einsatz von
physikalischen Reizen (z. B. Thermo-, Hydro- und Elektrotherapie) erweitert.
Grundlagen für die physiotherapeutischen Untersuchungs- und Behandlungstechniken
bilden
- das muskuloskelettale System
- das System der inneren Organe und Gefäße
- das System Neuromotorik, Sensorik und Psyche
Fast alle medizinischen
Fachbereiche können sich der physiotherapeutischen Kenntnisse und Fertigkeiten
bedienen. Und so praktizieren Physiotherapeuten nicht nur in eigener Praxis,
sondern auch ambulant oder stationär in Krankenhäusern, Rehabilitations- oder
Pflegeeinrichtungen. Der Erfahrungsschatz eines Physiotherapeuten ist somit eine
unverzichtbare Komponente in der gesundheitlichen Versorgung unserer
Gesellschaft.
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Behandlungsziele
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Das Ziel einer physiotherapeutischen
Behandlung ist die Harmonisierung, Wiederherstellung, Verbesserung, Erhaltung
oder Förderung des Bewegungsapparates und der Körperfunktionen bei
gleichzeitiger Reduzierung von Schmerzen. Physiotherapie kann auch präventiv
eingesetzt werden. Je nach Art der Behandlung können körpereigene Reaktionen
gestärkt und die Selbstheilungskräfte gefördert werden. Physiotherapie wird
dabei eingesetzt, um Beschwerden und Erkrankungen vorzubeugen oder um
Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit zu steigern. An dieser
Funktion wird auch deutlich, dass der Begriff "Krankengymnastik" zu die
Bedeutung und die Möglichkeiten der Physiotherapie nicht abbildet.
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Ein Aspekt, der in einer Behandlung im Zentrum steht,
ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Einem Patienten können "Werkzeuge" an die Hand
gegeben werden, die er über seine Therapie hinaus im Alltag selbstständig und
eigenverantwortlich einsetzen kann, um erneute Beschwerden eigenständig zu
lindern. Dazu können die Schulung von motorischen Fähigkeiten, Körperhaltung,
Gelenkentlastungen, koordiniertes Bewegen im Gleichgewicht genauso wie
ergonomische Beratungen am Arbeitsplatz gehören. In vielen Fällen kann damit ein
Fortschreiten von Bewegungseinschränkungen aufgehalten oder verzögert werden.
Durch Schulung soll die Unabhängigkeit eingeschränkter Personen so gut und
solange wie möglich erhalten werden.
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Natürliches Heilverfahren
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Obwohl vor allem der theoretische Ausbildungshintergrund eines Physiotherapeuten
stark schulmedizinisch geprägt ist und somit die Diagnosestellung auf
wissenschaftlich anerkannten Erkenntnissen basiert, kann die Umsetzung einer
Therapie jedoch allein durch manuelle Therapien erfolgen ohne jeglichen Einsatz
von Medikamenten oder operativen Eingriffen. Die manuellen Techniken stellen für
sich genommen natürliche Heilmittel dar und kommen einem alternativmedizinischen
Ansatz schon sehr nahe, auch wenn die Physiotherapie entwicklungsgeschichtlich
der Schulmedizin entscheidend näher steht. Entscheidend ist die persönliche
Einstellung des Therapeuten. Er hat heutzutage die Möglichkeit, sich aus einem
umfangreichen Angebot zur Spezialisierung Schwerpunkte zu setzen, die
alternative Sichtweisen und Ansätze in seine Arbeitsweise integrieren, sofern
dies eine sinnvolle Ergänzung darstellt. In Deutschland sind die
Weiterbildungsangebote für Physiotherapeuten ständig in Weiterentwicklung
begriffen, sodass sich ein Physiotherapeut - wenn er es wünscht - kontinuierlich
auf den aktuellen Informationsstand bringen kann.
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