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Manuelle Therapie (MT) und Orthopädische
Manipulative Therapie (OMT)
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Definition
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Manuelle Therapie
beschreibt speziell in der Physiotherapie einen medizinisch, therapeutischen
Ansatz, bei dem als Werkzeug zur Diagnose und zur Behandlung die Hände eingesetzt
werden. Für den Laien kann diese Bezeichnung irreführend sein. Obwohl im
weiteren Sinne Techniken wie Chiropraktik, Osteopathie, Cranio Sakrale
Arbeit und Massage zu den manuellen Therapie gehören, weil dabei die Hände
eingesetzt werden, sind diese Techniken nicht mit der Technik der "Manuellen
Therapie" gemeint. Laut
Broschüre zur Leistungsbeschreibungen der Physiotherapie ist "Manuelle Therapie"
ein "von Therapeuten durchgeführter Teil der manuellen Medizin auf der Grundlage
der Biomechanik und Reflexlehre zur Behandlung von Dysfunktionen der
Bewegungsorgane mit reflektorischen Auswirkungen. Sie beinhaltet aktive und
passive Dehnung verkürzter muskulärer und neuraler Strukturen, Kräftigung der
abgeschwächten Antagonisten und Gelenkmobilisationen durch translatorische
Gelenkmobilisationen. Anwendung einer gezielten impulslosen Mobilisation oder
von Weichteiltechniken. Die krankengymnastische manuelle Therapie enthält keine
passiven Manipulationstechniken von blockierten Gelenkstrukturen an der
Wirbelsäule." (aus: Rahmenempfehlungen- Leistungsbeschreibung Physiotherapie;
Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e.V., Stand November
2006).
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MT und OMT
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Vorteilhaft kann sich die Begriffsverwirrung auswirken, wenn ein
Physiotherapeut neben der Zusatzqualifikation "Manuelle Therapie" auch Kenntnisse und
Erfahrungen in anderen manuellen Therapien besitzt. Diese Kenntnisse können eine
Behandlung bereichern und stehen in keiner Weise im Widerspruch zu
physiotherapeutischen Grundsätzen. Für die Spezialisierung vom zertifizierten
manuellen Therapeuten zum orthopädisch manipulativen Therapeuten (OMT) muss ein
Physiotherapeut noch mal eine umfangreiche Weiterbildung durchlaufen.
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Indikation
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Anwendungsbereich der Manuellen Therapie sind alle rückbildungsfähigen akuten
oder chronischen Bewegungseinschränkungen am Bewegungsapparat.
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Kontraindikation
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Nicht angewandt werden darf Manuelle Therapie bei entzündlichen Prozessen,
Gewebe zerstörenden Prozessen (z. B. Krebs), Verletzungen von anatomischen
Strukturen (z. B. Knochenbrüche), bei ausgeprägter Osteoporose und schweren
degenerativen Veränderungen. Eine Kontraindikation besteht auch bei Erkrankungen
der A. vertebralis (Wirbelarterie) für HWS-Behandlungen, bei fortgeschrittenen
rheumatischen Erkrankungen die Behandlung der Kopfgelenke, bei der Verordnung
von Medikamenten zur Blutverdünnung sowie Langzeit-Kortison-Therapie und bei
peripheren Nervenschädigungen. Kinder mit häufigen Entzündungen in HNO-Bereich
sollten ebenfalls nicht mit Manueller Therapie behandelt werden.
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Untersuchung durch den Physiotherapeuten
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Vor dem Beginn der Behandlung wird die Beweglichkeit und die Qualität der
Bewegung überprüft. Auch findet eine manuelle Schmerzanalyse statt. Eine Analyse
der Ausweichbewegungen ist ebenso wichtig, wie die Untersuchung der Muskulatur
im Hinblick z. B. auf die Kraftentwicklung, den Widerstand und die Untersuchung
der Muskellänge. Auch können schmerzhafte Veränderungen durch den
Physiotherapeuten ertastet werden.
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Behandlung
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Nach einer eingehenden Analyse wird der Therapeut durch passive manuelle Mobilisationstechniken
für Gelenke, spezifische Massage- und Dehntechniken für Muskeln und
Mobilisationstechniken für periphere Nerven die aufgetretenen Verspannungen lösen.
Eine Behandlung wirkt so an allen anatomischen Strukturen gleichermaßen.
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Ziele der Therapie
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Ziele
einer manuellen physiotherapeutischen Therapie ist Schmerzbefreiung,
Beschwerdenlinderung und Mobilisation. Die Beteiligung des Patienten ist
Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung. Das bedeutet, der Therapeut
leitet den Patienten zu aktiven Übungen zur Kräftigung und Stabilisation an, die
er zuhause selbst praktizieren kann. In Deutschland darf ein manueller Therapeut
allerdings keine ruckartigen Techniken, sog. Techniken mit Impuls, an der
Wirbelsäule anwenden. Das fällt in das Gebiet der Manuellen Medizin, die ausschließlich Ärzten vorbehalten ist.
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Der Körper hilft mit
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Methoden der Manuellen Therapie können
vor allem bei akuten und chronischen Beschwerden des Bewegungsapparates
eingesetzt werden und sind immer dann hilfreich, wenn eine pathologisch
relevante Bewegungseinschränkung eines Gelenks vorliegt. In wissenschaftlichen
Studien ist gezeigt worden, dass manualtherapeutische Verfahren schmerzhemmende,
physiologische Reaktionen im Körper aktivieren können.
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Verschiedene Manuelle Therapien
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Innerhalb der Manuellen Therapie gibt es verschiedene Ansätze, die sich aus
ihrer Entwicklungsgeschichte herleiten, u. a.:
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Kaltenborn-Evjenth-Therapie
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Cyriax-Konzept
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McKenzie-Therapie
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Maitland-Therapie
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Terrier-Therapie
-
Mitchell-Therapie
Sie unterscheiden sich nicht im Wesentlichen
voneinander, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. Es gibt Bemühungen, diese
Ansätze unter einem größeren Zusammenhang zusammenzuführen, um damit
einheitlicher erscheinen zu können, ohne jedoch die unterschiedlichen, prägenden
Einflüsse, die entscheidend zur Weiterentwicklung der Techniken beigetragen
haben, zu verdrängen.
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