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Invasive Schmerztherapie: Nervenausschaltungen - Neurolyse
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Nervengewebe wird durch chemische Substanzen zerstört
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Bei einer Nervenausschaltung - auch Neurolyse genannt - werden chemische Substanzen in die
Nähe des Nervengewebes gespritzt. Das führt zur Zerstörung des Nervengewebes und
in der Folge zu einer Schmerzlinderung. Als chemische Substanzen werden meist
hochkonzentrierte Alkohole verwendet. Da diese jedoch nicht nur das schmerzleitende Nervengewebe auflösen, sondern auch anderes Gewebe, muss das
Einspritzen äußerst gezielt erfolgen.
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Vorher Testinjektionen durchführen
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Wie wirksam eine Neurolyse bei einem Patienten wirkt, wird vorher durch
Testinjektionen mit einem lokalen Betäubungsmittel überprüft: Kommt es durch das
Einspritzen des lokalen Betäubungsmittel zu einer zufrieden stellenden
Schmerzlinderung, ist der gleiche Effekt auch durch die endgültige
Zerstörung des Nervengewebes durch die Neurolyse zu erwarten.
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Schmerzlinderung über Monate
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Der große Vorteil einer erfolgreichen Neurolyse besteht darin, dass die
Schmerzlinderung über Wochen und Monate, gelegentlich sogar über Jahre andauern
kann. Eine Neurolyse birgt aber das Risiko, dass es
durch die Zerstörung von Nervengewebe zu Folgeschmerzen kommt. Die Indikation
sollte deshalb immer sehr sorgfältig überprüft werden.
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Indikationen
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Eine Neurolyse kommt bei Tumorpatienten insbesondere dann in Betracht, wenn
ein Tumor in das benachbarte Nervengewebe eingewachsen ist und auf diese Weise
starke Schmerzen verursacht. Das ist beispielsweise der Fall bei
- bösartigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse
- schmerzhaften Tochtergeschwülsten im Bereich der Wirbelsäule
- bösartigen Tumoren des Enddarms (Rektum)
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Neurolyse bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse
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Bei bösartigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse wird das sogenannte
Sonnengeflecht oder Solarplexus (Plexus coeliacus) ausgeschaltet. Das Sonnengeflecht liegt im
Bauchraum direkt vor der Wirbelsäule. Bei einem Tumor der Bauchspeicheldrüse
kann es leicht betroffen sein. Zur Nervenausschaltung kann es entweder über eine rückwärtige Punktion direkt
neben der Wirbelsäule oder über eine Punktion über die Bauchwand erreicht
werden. Die korrekte Lage der Injektionskanüle wird vor dem Einspritzen des
alkoholhaltigen Wirkstoffs durch eine Computertomographie überprüft. Alternativ
ist die Überprüfung durch eine Ultraschalluntersuchung oder eine
Röntgendurchleuchtung möglich.
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Neurolyse bei Metastasen an der Wirbelsäule
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Im Fall von schmerzhaften Tochtergeschwülsten im Bereich der Wirbelsäule
sind die Schmerzen meist auf das Einwachsen der Tochtergeschwülste in einzelne
Nerven zurückzuführen. Die Nerven treten auf den verschiedenen "Etagen" aus der
Wirbelsäule aus und verlaufen von dort aus weiter in die Körperperipherie. Das
Einwachsen von Tochtergeschwülsten führt dann häufig dazu, dass die Schmerzen
entsprechend dem Nervenverlauf wahrgenommen werden, beispielsweise mit
gürtelförmiger Ausstrahlung im Bereich des Brustkorbs. In dieser Situation ist
eine Nervenausschaltung des betroffenen Nervs sinnvoll. Diese erfolgt in der
Regel durch das rückenseitige Einbringen der Injektionsnadel direkt neben der
Wirbelsäule.
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Neurolyse bei Enddarmkrebs
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Bei bösartigen Tumoren des Enddarms (Rektum) kann es durch die Bildung
von Tochtergeschwülsten im Bereich des Steißbeins zu Schmerzen kommen. Hier kann
eine Nervenausschaltung am Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Steißbein
hilfreich sein. Auch dabei wird die Injektionskanüle vom Rücken aus direkt an
die Wirbelsäule herangeführt und der alkoholhaltige Wirkstoff eingespritzt.
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Neurolyse bei schmerzhaften Durchblutungsstörungen der Beine
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Ein weiteres Einsatzgebiet für Neurolysen sind schmerzhafte
Durchblutungsstörungen der Beine, beispielsweise wenn ein Tumor ein Blutgefäß
einengt. Durch eine Neurolyse von sympathischen Nervenfasern (ähnlich wie bei
der Sympathikusblockade) lässt sich häufig eine
Durchblutungsverbesserung und damit eine Schmerzlinderung erreichen.
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Lebensqualität von Tumorpatienten verbessert sich
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Nach der Neurolyse ist der Bedarf an Schmerzmitteln häufig deutlich
verringert oder es werden sogar überhaupt keine Schmerzmedikamente mehr
benötigt. Das wirkt sich auf die Lebensqualität von Tumorpatienten positiv aus:
Sie werden nicht mehr ständig durch die regelmäßigen Tabletteneinnahmen an ihrer
Krebserkrankung erinnert, und es treten keine belastenden
Medikamentennebenwirkungen wie beispielsweise starke Übelkeit und Erbrechen auf.
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