Schmerz bei Tumorerkrankungen

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Tumorschmerzsyndrome: Tumorassoziierte Schmerzen

Ursachen tumorassoziierter Schmerzen

Tumorassoziierte Schmerzen stehen zwar mit der Tumorerkrankung in Zusammenhang, sie werden aber weder durch den Tumor selbst noch durch die verschiedenen Krebstherapien hervorgerufen. Vielmehr entstehen sie durch die verschiedene Begleitumstände der Tumorkrankheit, beispielsweise:

  • Infektionen
  • Bettlägerigkeit
  • Bildung von Ödemen
  • paraneoplastische Erkrankungen
  • hormonelle Störungen
  • Bandscheibenvorfall

 

Infektionen

Infektionen können bei Krebskranken wie bei jedem anderen, gesunden Menschen auch auftreten. Bei schwer kranken Tumorpatienten ist jedoch mitunter das Immunsystem geschwächt, sei es durch die Krebserkrankung selbst, einen allgemein beeinträchtigten Gesundheitszustand oder auch verschiedene Therapieformen, welche die Aktivität des Immunsystems dämpfen. Daher sind Krebskranke meist besonders anfällig für Infektionen wie Pilzinfekte oder Gürtelrose.

 

Ein Pilzbefall ist insbesondere dann schmerzhaft, wenn Schleimhäute davon betroffen sind. So kann ein Soor (Pilzinfektion der Mundschleimhäute) durch die dabei entstehenden Schmerzen sogar das Essen und Trinken unmöglich machen. Die Gürtelrose ist ebenfalls eine schmerzhafte Erkrankung. Außerdem kann es als Folgeerscheinung zu teilweise starken Nervenschmerzen kommen (sogenannte postzosterische Neuralgie).

 

Bettlägerigkeit

Eine Bettlägerigkeit stellt sich bei vielen schwer kranken Krebspatienten im Verlauf der Tumorerkrankung ein. Grund ist meist eine ausgeprägte Schwäche. Dabei kann bereits das längere Liegen in einer bestimmten Position unangenehm bis schmerzhaft sein. Weiterhin ist es möglich, dass es durch das Liegen zu Muskelverkürzungen (Kontrakturen) und "Druckgeschwüren" (Dekubitus) kommt. Beides ist unter Umständen sehr schmerzhaft. Wichtig ist zu wissen, dass sowohl Muskelverkürzungen als auch Druckgeschwüre vermeidbar sind. Gerade bei bettlägerigen Tumorpatienten sind vorbeugende pflegerische und krankengymnastische Maßnahmen zur Verhinderung von Muskelverkürzungen und Druckgeschwüren von größter Bedeutung.

 

Ödeme

Ödeme können sich in Form von Wasser- und Lymphansammlungen entwickeln. Wasseransammlungen beruhen häufig auf Herz-Kreislauf-Störungen (beispielsweise Herzschwäche), Lymphödeme auf Abflussstörungen des Lymphsystems. Solche Abflussstörungen entstehen unter anderem dann, wenn die Lymphgefäße durch ein voranschreitendes Tumorwachstum eingeengt werden. Aber auch bei einer Brustkrebsoperation können die Lymphgefäße des gleichseitigen Armes beschädigt werden, sodass sich die Lymphflüssigkeit im Arm ansammelt. Durch das "Anschwellen" der Gliedmaßen im Zuge der Flüssigkeitsansammlung ist dann auch das Auftreten von Schmerzen möglich.

 

Paraneoplastische Erkrankungen

Schmerzhafte paraneoplastischen Erkrankungen sind beispielsweise Nervenfunktionsstörungen (Neuropathien) oder Knochenschäden aufgrund von Knochendurchblutungsstörungen. Näheres zur paraneoplastischen Erkrankungen finden Sie hier.

 

Hormonelle Störungen

Hormonelle Störungen können unter anderem zur Ausbildung einer weiblichen Brustform bei männlichen Tumorpatienten führen. Auch dies ist durch die dabei auftretenden Gewebespannungen mitunter schmerzhaft.

 

Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall ist häufig eine schmerzhafte Erkrankung. Bei Krebspatienten kann es im Verlauf der Tumorerkrankung zu einem tumorassoziierten Bandscheibenvorfall kommen. Das ist dann der Fall, wenn Tochtergeschwülste des Tumors (Metastasen) in einem oder mehreren Wirbelkörpern wachsen und diese zerstören. Die zwischen den einzelnen Wirbelkörpern gelegenen Bandscheiben drücken dann auf die Nervenwurzeln und lösen dadurch teilweise erhebliche Schmerzen aus.

 

Diagnostik bei tumorassoziierten Schmerzen

Das diagnostische Vorgehen bei tumorassoziierten Schmerzen richtet sich nach den vorherrschenden Beschwerden und ist entsprechend ganz unterschiedlich. Im Vordergrund stehen als erste Schritte aber immer das ausführliche Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) und eine gründliche körperliche Untersuchung. Im Anschluss daran kommen eventuell gezielt apparative Untersuchungen zum Einsatz, beispielsweise:

  • labortechnische Bestimmung des auslösenden Erregers bei Infektionen, um ein passendes Medikament einsetzen zu können
  • bildgebende Untersuchungen (Ultraschalldiagnostik, Computer- oder Kernspintomografie) zur Ursachenfindung bei Lymphödem (zum Beispiel zur Darstellung der Tumorausbreitung in der Nähe von Lymphgefäßen)
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bei paraneoplastischer Nervenschädigung
  • bildgebende Untersuchungen (Röntgenuntersuchung, Computer- oder Kernspintomografie) bei Verdacht auf paraneoplastische Knochenschädigung
  • Bestimmung verschiedener Hormonspiegel im Blut, wenn sich Hinweise auf hormonelle Störungen ergeben
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder Computer- beziehungsweise Kernspintomografie bei Verdacht auf Bandscheibenvorfall

 

Therapie von tumorassoziierten Schmerzen

Die Therapie von tumorassoziierten Schmerzen orientiert sich an der jeweiligen Ursache. Mitunter ist es möglich, die Schmerzen durch Beseitigung der Ursache zu lindern, beispielsweise:

  • Gabe eines "Virenhemmers" (Virustatikum) oder eines "Pilzmittels" bei Infektionen
  • krankengymnastische Behandlung von schmerzhaften Muskelverkürzungen
  • Lagerungsmaßnahmen, pflegerische Anwendungen sowie unter Umständen operative Behandlung bei Druckgeschwüren
  • Lymphdrainage oder operative Tumorverkleinerung (oder auch Tumorentfernung) bei Lymphödem
  • gezielte Therapie von Paraneoplasien
  • medikamentöse Behandlung von Hormonstörungen
  • gezielte lokale Kortisongabe zum Abschwellen des Nervengewebes, Bestrahlung oder operative Behandlung bei Wirbelsäulenmetastasen und dadurch bedingten Bandscheibenvorfällen

 

 

Mitunter ist eine ursächliche Behandlung jedoch nicht möglich oder sie ist einem schwer kranken Tumorpatienten nicht zuzumuten (beispielsweise ein belastender operativer Eingriff). Dann ist jedoch in jedem Fall eine symptomatische schmerzlindernde Behandlung möglich, beispielsweise durch Medikamente oder invasive Verfahren. Ein sinnvolles invasives Verfahren ist zum Beispiel eine vorbeugende Sympathikusblockade zur Verhinderung von Nervenschmerzen als Folge einer Gürtelrose.

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