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Darreichungsformen

Ein Wirkstoff kann, mit Hilfsstoffen verbunden, in unterschiedlichen Formen verabreicht werden. Diese unterschiedlichen Arzneiformen werden Darreichungsformen genannt. Erst, wenn der Wirkstoff in seine Darreichungsform gebracht wurde, kann man ihn als Arzneimittel bezeichnen und sicher dosieren und anwenden. Es werden vier grundlegende Formen unterschieden:
  • flüssige Formen
  • halbfeste Formen
  • feste Formen
  • therapeutische Systeme

 

Durch die Form werden Wirkstoffe gezielt transportiert.

Jede Form stellt ein Vehikel dar, das einen Wirkstoff auf verschiedenen Wegen in den Körper einbringen kann. Die pharmazeutische Technologie (Galenik) ermöglicht es, jeden Arzneistoff auf die für ihn und den Anwender günstigste Art und Weise in den Körper gelangen zu lassen. Neue Entwicklungen sorgen dafür, dass die Möglichkeiten weiter optimiert und den Bedürfnissen des Anwenders immer mehr angepasst werden.

 

Flüssige Darreichungsformen:

Flüssige Darreichungsformen sind z.B. Lösungen, Suspensionen, Emulsionen, Säfte, Sirupe, Injektions- und Infusionszubereitungen.

Bei Suspensionen handelt es sich um Aufschwemmungen kleiner, nicht löslicher Wirkstoffteilchen in einer Flüssigkeit. In Emulsionen sind z. B. die Wirkstoffe in einer wässrigen Flüssigkeit gelöst. Diese befindet sich aber wiederum in einer öligen Flüssigkeit. Sowohl bei Suspensionen, als auch bei Emulsionen verändert sich die Verteilung des Wirkstoffes während der Lagerung. Bei Suspensionen setzen sich die unlöslichen Wirkstoffbestandteile am Boden ab, bei Emulsionen trennen sich die beiden Flüssigkeiten. Deshalb sollte vor der Anwendung unbedingt darauf geachtet werden, die Flasche gut zu schütteln, damit sich die Wirkstoffe wieder gleichmäßig verteilen können.

Tropfen werden häufig in kleine Tropfflaschen abgefüllt. Das hat Vor- und Nachteile. Vorteil ist die genaue, individuell auf den Verwender anpassbare Dosierung. Von Nachteil dagegen ist, dass für ältere oder sehr kranke Menschen das Abmessen einer bestimmten Tropfenzahl Schwierigkeiten bereiten kann. Einfacher ist dann die Verwendung von Säften, die mittels eines Messlöffels oder auch Ess- oder Teelöffels erfolgen kann. Hier ist allerdings die Ungenauigkeit ein Problem, denn Löffel können sehr unterschiedliche Größen haben.

 

Halbfeste Darreichungsformen:

Salben, Cremes, Gele, Pasten, Zäpfchen oder Pflaster bilden bei den halbfesten Darreichungsformen die Grundlage, die den Arzneistoff in sich einbettet. Sie sind sinnvoll, wenn hohe Wirkstoffkonzentrationen auf der Haut erreicht werden sollen, z.B. bei bakteriellen Hautinfektionen.

Beim Auftragen z.B. einer Salbe tritt der Arzneistoff aus der ihn umgebenden Grundlage aus und dringt in die Haut ein. Eine fettige (lipophile) Grundlage haftet sehr gut an der Haut und bildet eine wasserabstoßende Schicht nach außen. Ebenfalls verhindert diese Schicht den Wasseraustritt aus der Haut nach außen (Okklusionseffekt). Durch diesen Effekt wird die Haut feucht gehalten und sie erwärmt sich, weil weniger Wasser verdunsten kann. Durch die erhöhte Feuchtigkeit wird die Haut auch elastischer, was die Wirkstoffaufnahme begünstigt. Im umgekehrten Fall verwendet man wässrige (hydrophile) Grundlagen, wenn gleichzeitig ein kühlender Effekt erzielt werden soll, denn die wässrige Salbenschicht verhindert das Austreten von Wasser aus der Haut nicht. Das Verdunsten würde kühlend wirken.

 

Feste Darreichungsformen:

Zu den festen Darreichungsformen gehören z.B. Tabletten, Dragees, Kapseln, Implantate, Granulate und Pulver.

Tabletten werden mittels Hilfsstoffen auf eine gut zu handhabende Größe gebracht. Sprengstoffe beschleunigen den Zerfall im Magen, so dass der Wirkstoff zügig freigesetzt werden kann. Brausetabletten, obwohl von fester Konsistenz, gehören nicht zu den festen Arzneiformen. Das erklärt sich daraus, dass sie vor der Einnahme in Wasser aufgelöst werden. Sie gehören deshalb zu den flüssigen Darreichungsformen.

Dragees sind mit einem Überzug, z.B. Wachs oder Zucker, versehene Tabletten. Der Überzug kann das Schlucken erleichtern, einen unangenehmen Geschmack überdecken oder einen leicht verderblichen Arzneistoff vor der Zersetzung schützen. Eine weitere Aufgabe des Überzuges kann darin liegen, dass durch ihn bestimmt werden kann, wo im Körper sich die Tablette auflöst. Hat z. B. ein Dragee einen magensaftresistenten Überzug, so löst es sich erst im Dünndarm auf.

Kapseln bestehen aus einer Gelatinehülle, die den Arzneistoff umgeben. Der Arzneistoff kann in der Kapsel in Form von Pulver, als Flüssigkeit oder als Granulat vorliegen.

Durch spezielle galenische Verfahren kann man Tabletten oder Kapseln so herstellen, dass eine verzögerte Freigabe (Retardierung) des Wirkstoffes erreicht wird. Dies geschieht durch Überziehen der Wirkstoffteilchen mit unterschiedlich dicken Filmen. Die beschichteten Teilchen nennt man auch Pellets. Je nach Dicke lösen sich die Filme zu verschieden Zeitpunkten auf, so dass immer eine gewisse konstante Menge an Wirkstoff in den Körper abgegeben wird. So entsteht über einen längeren Zeitraum ein gleichbleibender Wirkstoffspiegel im Blut.

 

Therapeutische Systeme:

Zu den Therapeutischen Systemen gehören z.B. Transdermale Therapeutische Systeme (TTS), Vaginalringe oder Orale Osmotische Therapeutische Systeme (OROS).

Diese Systeme geben kontinuierlich den Arzneistoff in gleichbleibender Geschwindigkeit ab. Transdermale Therapeutische Systeme werden auf die Haut aufgeklebt. Ein Beispiel wäre ein Schmerzpflaster.

Unter OROS versteht man eine nach außen hin konventionell erscheinende Tablette mit besonderem Innenleben. Die äußere Schicht der Tablette ist mit feinen Poren durchsetzt. Eindringendes Wasser löst den Wirkstoff im Inneren auf, so dass dieser durch die Schicht hindurch in den menschlichen Körper freigesetzt wird. Die Freisetzung geschieht unter Mitwirkung eines bestimmten Druckes. Dieser Druck hat sich im Tabletteninneren durch das Lösen des Wirkstoffes aufgebaut.

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