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Krankheitserreger
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Die pseudomembranöse Kolitis kommt nicht sehr häufig vor
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Das Bakterium Clostridium difficile ist Hauptverursacher sowohl der Antibiotika-induzierten Kolitis, als auch der
pseudomembranösen Kolitis. Die Antibiotika-induzierte Kolitis ist gekennzeichnet durch
wässrige Durchfälle während einer Antibiotika-Therapie. Sie kommt sehr viel häufiger
vor, als die deutlich ernstere pseudomembranösen Kolitis. |
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Das Bakterium Clostridium difficile ist kein Bewohner der natürlichen
Darmflora des Menschen. Es hat dort keine natürliche Aufgabe. Allerdings wird es dennoch
bei sehr vielen Menschen gefunden, ohne das sich eine Erkrankung entwickelt. |
Der Erreger Clostridium difficile wird häufig beim Menschen gefunden
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Bei Stuhluntersuchungen wurde festgestellt, dass 2 bis 3 Prozent der
gesunden Erwachsenen Träger des Bakteriums sind. Bei Menschen, die sich wegen einer
Erkrankung in ambulanter Behandlung befanden, fand sich der Erreger bei 5 bis 15 Prozent,
wobei die Erkrankung nicht auf das Bakterium zurückzuführen war. Bei Menschen, die wegen
einer Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden und die Antibiotika erhalten hatten, lag
die Erregerhäufigkeit schon bei 15 bis 30 Prozent. Bei Kindern und Säuglingen konnte bei
5 bis 70 Prozent der Erreger nachgewiesen werden, ohne dass die Kinder erkrankt waren. Das
wird auf das doch nicht voll entwickelte Immunsystem zurückgeführt. Kleine Kinder
können zu Dauerausscheidern des Erregers werden, ohne dass sie selbst erkranken. |
In Kliniken ist das Risiko höher
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In Krankenhäusern ist das Bakterium Clostridium difficile fast überall
vorhanden. Es wird dort vermutlich durch Gegenstände oder das Krankenhauspersonal auf die
Patienten übertragen. Da im Krankenhaus häufig auch Antibiotikatherapien durchgeführt
werden, sind die Menschen hier besonders gefährdet. |
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Krankheitsgeschehen und Symptome
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Antibiotika können die Darmflora schwächen
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Was genau den im Körper schlafenden Keim aktiviert, ist bisher nicht
eindeutig bekannt. Antibiotika sind Medikamente, die gegen Bakterien wirken. Werden einem
Patienten wegen irgendeiner bakteriellen Infektion, z. B. einer bakteriellen Bronchitis, Antibiotika
verordnet, so wirken diese auch auf im Körper lebende Bakterien ein, die nützlich sind.
Deshalb wird die Darmflora, in der sehr viele Bakterien natürlicherweise aktiv sind,
ebenfalls geschwächt und kommt aus dem Gleichgewicht. |
Clostridium difficile breitet sich schnell aus
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Kommt es in dieser Zeit zu einer Aktivierung des Bakteriums Clostridium
difficile, kann es sich sehr schnell ausbreiten. Clostridium difficile bildet in
aktiviertem Zustand zwei unterschiedliche, toxische Substanzen: das Toxin A, ein Entero-
und Zytotoxin, das die Ausscheidung von Elektrolyten steigert und für die wässrigen
Durchfälle verantwortlich ist, und das Toxin B, ein zellschädigendes Gift (Zytotoxin),
das die Darmwand angreift und oft zu einer schweren Entzündung des Dickdarms führt. |
Pseudomembrane legen sich auf die Schleimhaut
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Bei der "Pseudomembranösen Kolitis" sind Teile der Darmwand
verdickt, da sich auf die Schleimhäute "falsche" Membrane legen. Im Zuge der
Entzündung haben sich diese strukturlosen Häute gebildet. Sie bestehen aus Fibrin, dem
Endprodukt der Blutgerinnung und Exsudat. Als Exsudat wird der Flüssigkeits- und
Zellaustritt aus Blutgefäßen und Lymphbahnen bezeichnet. Dieser Austritt erfolgt im
Laufe von Entzündungen. |
Fieber, Bauchkrämpfe und Durchfall sind typisch
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Typischerweise klagt der Betroffene schon zu Beginn der
krankheitsauslösenden Antibiotikatherapie über Fieber. Der Durchfall kann mit Blut
durchsetzt sein. Die Bauchschmerzen können sich bis hin zu Bauchkrämpfen steigern. Auch
Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleiterscheinungen. Meistens beginnen die
Beschwerden wenige Tage nach Beginn der Antibiotikatherapie. Erste Beschwerden können
aber auch bis zu sechs Wochen später beginnen. Bei sehr schweren Erkrankungen kann es
unter Umständen zu Darmdurchbrüchen (Perforationen) und zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommen. Diese Form der Erkrankung kann
unbehandelt tödlich enden. |
Hauptauslöser: Clindamycin, Ampicillin, Cephalosporine
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Potentiell kann fast jedes Antibiotikum eine antibiotikainduzierte Kolitis
bzw. eine pseudomembranöse Kolitis auslösen. Hauptsächlich verantwortlich sind aber
Clindamycin, Ampicillin oder Cephalosporine. |
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Diagnostik
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Endoskopische Untersuchen zeigen die veränderte Darmschleimhaut
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Die zeitliche Nähe zu einer Antibiotikatherapie und die Beschwerden
lassen oft schon schnell auf die Erkrankung schließen. Bei einer Untersuchung reagiert
der linke Unterbauch schmerzhaft auf Druck. Bei einer pseudomembranösen Kolitis sind
mittels Endoskopie die Pseudomembranen als gelbliche Beläge von 2 bis 8 mm Größe zu
erkennen. Sie gehen stellenweise auch ineinander über. Hauptsächlich sind sie im Enddarm
zu finden. Eine Antibiotika-induzierte Kolitis zeigt dagegen meistens nur eine leichte
Rötung der Dickdarmschleimhaut. Gelegentlich können auch kleinere Geschwüre zu sehen
sein. |
Stuhluntersuchungen
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Zusätzlich werden Stuhluntersuchungen vorgenommen, in denen die Toxine
der Bakterien nachgewiesen werden können. Bei der Hälfte der Betroffenen befinden sich
im Stuhl außerdem Leukozyten. |
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Therapie
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Antibiotika absetzen
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Handelt es sich um die unkompliziertere Antibiotika-induzierte
Kolitis, reicht es oft schon aus, wenn das verabreichte Antibiotikum einfach abgesetzt
wird. Die Darmschleimhaut erholt sich dann sehr schnell wieder von alleine. |
Elektrolyte und Flüssigkeit zuführen
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Bei einer pseudomembranösen Kolitis reicht dagegen das alleinige Absetzen
des Antibiotikums nicht aus. Eine Elektrolyt- und Flüssigkeitszufuhr ist hier in den
meisten Fällen unerlässlich. In schweren Verläufen kann auch eine parenterale
Ernährung notwendig werden. Während einer pseudomembranösen Kolitis muss auf
Arzneimittel gegen Durchfall verzichtet werden. Um die Ansteckungsgefahr einzudämmen, ist
auf besondere Hygiene zu achten. In schweren Fällen und um im Krankenhaus weitere
Infektionen zu vermeiden, wird der Erkrankte sogar isoliert. |
Medikamentöse Therapie mit Metronidazol oder Vancomycin
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Zur medikamentösen Therapie wird Metronidazol eingesetzt. Die Behandlung
dauert insgesamt etwa 7 Tage. Während dieser Zeit werden 3 x 500 mg Metronidazol pro Tag
eingenommen. Ein weiterer Arzneistoff, der eingesetzt werden kann, ist Vancomycin. Dieses
Antibiotikum wird im Darm kaum resorbiert und reichert sich deswegen dort an. Da dieser
Wirkstoff fast gar nicht ins Blut gelangt, wird er alternativ zu Metronidazol bei
Schwangeren, Stillenden und Kindern angewendet. Auch wenn eine Unverträglichkeit gegen
Metronidazol besteht, wird auf Vancomycin zurückgegriffen. Ebenso wird bei schwereren
Verlaufsformen der Erkrankung oder Rückfällen Vancomycin bevorzugt eingesetzt. Während
der Therapie von 5 bis 10 Tagen werden pro Tag 4 x 250 mg eingenommen. Wichtig dabei ist
es, die Behandlung nach Abklingen der Durchfälle noch bis zu 3 Tagen weiterzuführen. |
Rezidive bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen
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Nach Beendigung der Therapie kann es in etwa 20 Prozent der Fälle zu
einer wiederholten Erkrankung, einem Rezidiv, kommen. Dies liegt daran, dass Metronidazol
und Vancomycin nur aktive Bakterien abtöten, nicht aber Sporen. Sporen sind
"schlafende" Bakterienformen, die lange Zeit unter ungünstigen Bedingungen
überleben können. Sie können wieder aktiv werden und eine erneute Erkrankung auslösen.
Weil die Darmschleimhaut nach Ende der Therapie noch eine Weile irritiert und empfindlich
ist, finden sie ideale Bedingungen. Ein Rezidiv ist mit Metronidazol oder Vancomycin
wieder gut behandelbar. |
Hefepräparate
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Damit es nicht so schnell zu einem Rückfall kommt, sollte dem Darm nach
Therapieende mit Hefepräparaten, wie z.B. Saccharomyces boulardii, geholfen werden.
Dadurch wird er wieder in seinen Normalzustand versetzt und kann sich gegen Eindringlinge
wehren. |
Probiotischer Mikroben können vorbeugend eingesetzt werden
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Eine gesunde und stabile Darmflora ist wichtig. Spezielle Präparate wie
probiotische Mikroben zum Aufbau und Erhalt der gesunden Darmflora helfen dabei. Sie
enthalten z.B. Saccharomyces boulardii oder Lactobacillen, die ein gesundes Darmmilieu
auch unter erschwerten Bedingungen unterstützen. Sie aktivieren das Immunsystem des
Darms. Zusätzlich bilden die lebenden Hefepilze durch ihre Vermehrung eine Art
"schutzgebende Haut", die sich über die Darmschleimhaut legt. Eindringlinge
werden so von ihr ferngehalten und können keinen Schaden anrichten. Es wird empfohlen,
mit Beginn einer Antibiotikatherapie vorbeugend mit der Einnahme zu beginnen.
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