| |
|
Veränderungen der Organsysteme im Alter:
Gehirn und Psyche
|
Organische Veränderungen im Gehirn haben Einfluss auf die oft schwer
messbaren Gehirnleistungen.
|
Im Gehirn finden zahlreiche altersbedingte Veränderungen statt. Die Zahl
der Nervenzellen im Gehirn nimmt praktisch während des ganzen Lebens ab. Es kommt aber,
besonders bei den über 75jährigen zu weiteren organischen Veränderungen, die vermutlich
höheren Einfluss auf die Gehirnleistung haben, als die Zahl der Nervenzellen an sich:
- Abnahme der Nervenzellen
- Abnahme der Astrozyten. Das sind sternförmige Zellen , die mit Nervenzellen und
Blutgefäßen in Verbindung stehen. Sie bilden die Gliagrenzmembran, die das Hirngewebe an
der Oberfläche gegen die Hirnhäute abgrenzt (Blut-Hirn-Schranke).
- Verschmälerung der Hirnwindungen
- Pigmenteinlagerungen (Alterspigment Lipofuszin)
- bindegewebige Verdickung der Hirnhäute
- Abnahme der Neurotransmitter (chemische Botenstoffe des Gehirns)
Ob und inwieweit diese organischen Veränderungen sichtbare Auswirkungen auf die
Funktion des Nervensystems haben, wird bisher unterschiedlich eingeschätzt und ist
Gegenstand einer regen wissenschaftlichen Diskussion.
|
Die Auswirkungen der organischen Veränderungen können individuell
sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
|
Im höheren Alter kommt es zu keiner allgemeinen Einschränkung der
intellektuellen Fähigkeiten. Allerdings ist der Erhalt der kognitiven Fähigkeiten, das
sind Wahrnehmung, Denken, Erkennen und Erinnern, im Alter von Mensch zu Mensch sehr
unterschiedlich. Einem Verlust geistiger Fähigkeiten kann durch gezieltes
Gedächtnistraining sowie durch regelmäßige geistige Betätigung entgegengewirkt werden.
Es können aber mehr oder weniger ausgeprägte Veränderungen stattfinden:
- Verändertes Schlafverhalten: Die Dauer des Schlafs nimmt mit durchschnittlich 6 bis 7
Stunden leicht ab. Hier gibt es aber auch große Schwankungen. Die Qualität des Schlaf
verändert sich ebenfalls. Die Tiefschlafphasen werden kürzer oder kommen gar nicht mehr
vor. Der Schlaf kann leichter gestört werden. Häufiges kurzes Aufwachen ist die Folge.
Wegen des veränderten Nachtschlaf kann es tagsüber zu kurzen Einschlafphasen kommen.
- Verringerte Bewegungsaktivität bzw. Verlangsamung bei der flexiblen und schnellen
Informationsverarbeitung. Z. B. sinkt die Schreibgeschwindigkeit im Alter um etwa 30
Prozent. Entscheidungen in unübersichtlichen Situationen, die Aufnahme neuer
Informationen bzw. die Orientierung in einer neuen Umgebung werden mit zunehmendem Alter
vor allem langsamer. Diese Verlangsamung bei der Verarbeitung von neuen Informationen
spielt eine besondere Rolle z.B. bei Anleitungen in der Pflege. Die Informationen müssen
in begreifbare "Portionen" aufgeteilt werden und dürfen nicht zu schnell
übermittelt werden.
- Eingeschränkte Aufmerksamkeit
- Veränderungen der Emotionen. Persönliche Charaktereigenschaften eines Menschen ändern
sich auch im Alter selten. Allerdings kann man beobachten, dass die meisten Menschen nicht
mehr so heftigen Gefühlsschwankungen unterworfen sind. Schnelle Wechsel von Freude zu
Ärger und Gereiztheit treten im Alter seltener auf, als z. B. bei jungen Menschen.
Ältere Menschen zeigen auch häufig ein eher zurückhaltendes und abwartenden Verhalten.
|
Durchblutungsstörungen werden häufig durch Arteriosklerose
verursacht.
|
Im höheren Alter ist bei vielen Menschen eine Abnahme der
Gehirndurchblutung festzustellen. Dies ist jedoch in der Regel auf eine Arteriosklerose der Gehirnarterien
zurückzuführen und keine gehirnspezifische Veränderung. Die Durchblutungsstörungen
können zu Schwindelgefühlen führen und dadurch auch das Risiko für Stürze erhöhen.
Auch Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen können die Folge sein. Bei einer starken
Arteriosklerose besteht zudem ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung zu erleiden. |
|
Eine im Alter häufiger auftretende Erkrankung ist die Demenz, wobei es
verschiedene Unterformen gibt, z.B. Alzheimer-Demenz. Demenzerkrankungen sind unter
anderem gekennzeichnet durch nachlassende geistige Fähigkeiten, Gedächtnisstörungen,
verringerte Orientierungsfähigkeit und/oder Persönlichkeitsveränderungen. Die Folge ist
eine Einschränkung der Selbstversorgungsfähigkeiten, sodass eine mehr oder weniger
ausgeprägte Pflegebedürftigkeit entsteht. Diese Einschränkung kann in 3 Schweregrade
eingeteilt werden:
- mild: Einschränkungen im Haushalt und bei sozialen Aktivitäten, aber noch ausgeprägte
Urteilsfähigkeit; körperliche Selbstversorgung möglich.
- mittelschwer: selbstständiges Leben gefährlich (z.B. Vergessen der angeschalteten
Herdplatte), gelegentliche Betreuung erforderlich.
- schwer: schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit, dauerhafte Betreuung notwendig.
Gründe für die Entstehung von Demenzerkrankungen sind beispielsweise
- alterungsbedingte Veränderungen des Gehirns,
- Durchblutungsstörungen (die unter Umständen zu vielen kleinen
"Mikroinfarkten" führen),
- Gehirnentzündungen (z.B. Creutzfeld-Jakob-Krankheit, im Rahmen einer AIDS-Infektion,
bei Syphilis, Gehirnhautentzündung) und
- Vergiftungen bzw. Stoffwechselstörungen (z.B. Schwermetallvergiftung, Alkoholismus oder Störungen des
Kupferstoffwechsels).
|
| |
|