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Komplikationen und Nebenwirkungen bei einer Herztransplantation
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Akute Abstoßungsreaktionen
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Auch bei sehr guter Übereinstimmung zwischen Spender und
Empfänger wird das neue Organ vom Empfängerorganismus als Fremdkörper
betrachtet. Durch die Aktivierung seines Immunsystems wird eine
Entzündungsreaktion im transplantierten Organ ausgelöst, die zur Zerstörung
des Organs führt. Dieser Vorgang wird als Abstoßung bezeichnet. Bei
Organempfängern wird deshalb lebenslang die körpereigene Abwehr mit
Medikamenten (Immunsuppressiva) unterdrückt. Meist erhält der
Transplantierte als immunsuppressive Dauerbehandlung die Kombination:
Azathioprin, Cyclosporin A, und während des ersten Jahres zusätzlich
Prednisolon. In der Anfangsphase
(Induktionstherapie) wird häufig auch noch ein weiteres Medikament (ATG) zur
Vorbeugung eingesetzt. Je nach Transplantationszentrum kann die Kombination
der Medikamente etwas variieren. Obwohl diese Medikamente zunächst in
höherer Dosierung verabreicht werden, muss dennoch mit Abstoßungsreaktionen
gerechnet werden. Diese treten am häufigsten in den ersten 6 Monaten auf. Sie
haben folgende Anzeichen: Unwohlsein, Fieber, Herzrasen, Gewichtszunahme,
Bluthochdruck, Spannungsgefühl im Bauch. Falls sich eine stärkere
Abstoßungsreaktion zeigt, muss die Dosis der Immunsuppressiva nach Vorgabe
des Transplantationszentrums kurzfristig erhöht werden.
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Entnahme von Gewebeproben zur frühzeitigen Erkennung
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Um Abstoßungsreaktionen möglichst frühzeitig zu erkennen,
werden während des Aufenthalts im Krankenhaus wöchentlich Gewebeproben aus
dem Herzmuskel entnommen und feingeweblich untersucht. Später erfolgt die
Entnahme von Gewebeproben in
größeren Abständen. Die Gewebeproben werden gewonnen, indem man mit einem
intravenösen Katheter eine kleine Biopsiezange von der rechten Vene an der
vorderen Halsseite zum Herzen vorschiebt und kleine Muskelstückchen
entnimmt. Es ist sehr wichtig, eine Abstoßung rechtzeitig zu erkennen, bevor
irreparable Schäden am Transplantat auftreten. |
Infektionen
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Die immunsuppressiven Medikamente, die eingenommen werden
müssen, setzen die körpereigene Abwehr herab. Da in den ersten Wochen und
Monaten eine höhere Dosis davon verabreicht wird, ist die körpereigene
Abwehr in dieser Zeit besonders reduziert und die Infektionsgefahr sehr
groß. Besonders strenge hygienische Maßnahmen (z.B. Handschuhe und
Mundschutz) sind erforderlich. Diese Schutzmaßnahmen können erst allmählich gelockert werden.
Vor allem in der frühen nachoperativen Phase zählen
Infektionen (Bakterien, Viren, Pilze) zu den häufigsten Komplikationen. Die
häufigsten Infektionen sind Lungenentzündungen und Harnwegsinfekte.
Besonders gefürchtet ist das Cytomegalievirus (CMV), das bei Menschen mit
intaktem Immunsystem nur leichte grippeähnliche Symptome verursacht. Bei
Transplantierten jedoch kann eine CMV- Infektion schwere Herzmuskel- oder
Lungenentzündungen auslösen und sogar eine Abstoßung des Organs bewirken.
Die Behandlung sollte möglichst frühzeitig mit einem Medikament gegen Viren oder mit Cytomegalie-Immunglobulin einsetzen.
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Chronische Abstoßungsreaktion
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Im Langzeitverlauf tritt manchmal eine chronische
Abstoßungsreaktion auf, die sogenannte Transplantatsvaskulopathie.
Dabei kommt es zu einer fortschreitenden Verdickung der Herzkranzgefäße. Das
transplantierte Herz ist aber nicht mit dem körpereigenen Nervensystem
verbunden. Darum bemerkt ein Herztransplantierter diese Veränderungen nicht,
die normalerweise als Angina-pectoris-Schmerzen wahrgenommen werden. Aus
diesem Grunde sind jährliche
Herzkatheteruntersuchungen notwendig, um eventuell rechtzeitig
eine Behandlung mit Ballondilatation und Stent einleiten zu können.
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Nebenwirkungen der Immunsuppressiva
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Ferner kann es wegen der Einnahme der abstoßungshemmenden
Medikamente zu verschiedenen Nebenwirkungen dieser Medikamente kommen, z. B. Zahnfleischwucherung, Gewichtszunahme, Haarausfall, Osteoporose, trockene,
spröde Haut, Verschlechterung der Nierenfunktion, Durchfall.
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Tumorerkrankungen
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Etwa 10 Jahre nach der Transplantation sind Tumorerkrankungen gehäuft zu
beobachten. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind deshalb erforderlich.
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