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Muskulärer Schiefhals (Tortikollis)
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Ein Halsmuskel ist verkürzt
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Unter einem muskulären Schiefhals (Tortikollis) versteht man eine angeborene,
dauerhafte Verkürzung des Kopfwendemuskels (Musculus sternocleidomastoideus).
Durch die Verkürzung dieses Muskels ist der Kopf zu einer Seite geneigt und auch
leicht verdreht.
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Muskelverlauf
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Dieser
Muskel hat eine kräftige Ursprungssehne am Brustbein (Sternum hier "sterno-")
und eine weitere, flächige Ursprungssehne am oberen Rand des Schlüsselbeins
(Klavikula hier "cleido-"). Er verläuft dann an der Seite des Halses und setzt
dann an einem Knochenvorsprung des Schädelknochens hinter
dem Ohr an (Processus mastoideus, hier "-mastoideus"). |
Funktion des Muskels
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Bei schlanken Menschen ist der Muskel äußerlich gut
zu erkennen. Er trägt zur Konturbildung des Halses bei. Wenn dieser Muskel
aktiviert wird und sich zusammenzieht, bewirkt er eine Drehung des Kopfes zur
Gegenseite und eine Neigung des Kopfes zur Seite des aktivierten Muskels hin.
Das Kinn ist leicht angehoben, da der Zug des Muskels am Schädel den Hinterkopf
nach unten zieht und dadurch das Kinn nach oben ragen lässt. |
Fehlhaltung
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Ist der Muskel
aufgrund einer krankhaften Veränderung dauerhaft zusammengezogen, bewirkt das
eine ständige, krankhafte Verdrehung des Kopfes. Insgesamt ist die Beweglichkeit
des Kopfes eingeschränkt. Als Folge der ständigen Fehlhaltung des Kopfes kann es
zudem zu Fehlstellungen im Hals- und Brustwirbelbereich kommen. Auch die
Entwicklung der Gesichtsknochen sowie der Seh- und Hörsinne kann beeinträchtigt
sein. |
Ursachen
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Es kommen mehrere Ursachen eines muskulären Schiefhalses infrage:
- vererbbare Veränderungen des Erbgutes
- Bildung eines Blutergusses im Kopfwendemuskel während der Geburt,
wodurch sich im Rahmen der Abheilung des Blutergusses eine Narbe bildet,
welche den Muskel weniger elastisch macht und ihn verkürzt
- Blutunterversorgung des Muskels beim noch ungeborenen Kind im
Mutterleib durch räumliche Enge, wodurch sich der Muskel nicht
regelrecht entwickeln kann
Beim muskulären Schiefhals handelt es sich um die dritthäufigste angeborene
Fehlbildung und um die häufigste Fehlstellung des Halses überhaupt.
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Diagnostik
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Der muskuläre Schiefhals wird durch die typische Haltung des Kopfes
diagnostiziert. Ein wichtiger Hinweis ist zudem eine deutliche Verhärtung, die
entlang des Muskels tastbar ist. Allerdings ist es ergänzend erforderlich,
Röntgenaufnahmen der Hals- und der Brustwirbelsäule anzufertigen, um
auszuschließen, dass Fehlstellungen dieser Wirbelsäulenabschnitte bestehen, die
ebenfalls eine Fehlhaltung des Kopfes bewirken können. Weil auch Seh- und
Hörstörungen zu einer Schiefhaltung des Kopfes im Sinne einer
Hinwendungsreaktion zur gesunden Seite hin bewirken können, sind zudem augen-
und ohrenärztliche Untersuchungen notwendig.
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Konservative Therapie
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Wird bei einem neugeborenen Kind ein muskulärer Schiefhals festgestellt, besteht
die erste Maßnahme in einer physiotherapeutischen Behandlung mit gezielten
Übungen. Des weiteren wird eine so genannten Redressionsbehandlung durchgeführt.
Dabei wird der Kopf mit Hilfe von Bandagen in eine normale Stellung gebracht und
fixiert. Dadurch wird der verkürzte Kopfwendemuskel allmählich dehnt.
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Operation bei Versagen der konservativen Therapie
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Ist diese Behandlung nicht
erfolgreich, kann im dritten bis sechsten Lebensjahr ein operativer Eingriff
stattfinden. Dabei werden die Enden des Muskels am Schädel sowie am Übergang
zwischen Brust- und Schlüsselbein durchtrennt, sodass der Muskel seine
übermäßige Spannung verliert. Nach der Operation ist für etwa sechs Wochen das
Tragen einer Gipskrause erforderlich, die den Kopf zur Operationsseite hin
gedreht und zu Gegenseite geneigt fixiert. Dieser Gips muss bis zum siebten
Lebensjahr getragen werden um zu verhindern, dass sich erneut ein muskulärer
Schiefhals entwickelt. Zudem wird während des ersten halben Jahres nach der
Operation eine intensive Krankengymnastik durchgeführt, um eine normale
Kopfhaltung zu unterstützen und dauerhaft beizubehalten.
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