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Juckreiz (Pruritus) bei Palliativpatienten
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Juckreiz ist eine erhebliche Belastung
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Viele Patienten, die palliativmedizinisch betreut werden, leiden unter einer
bösartigen Tumorerkrankung. Ungefähr 15 bis 20 Prozent der Tumorpatienten
wiederum leiden unter Juckreiz. Dieser kann eine erhebliche Belastung
darstellen, die Lebensqualität deutlich verringern, seelische Beschwerden
verursachen und in Einzelfällen sogar der Grund für Selbstmordgedanken des
betroffenen Palliativpatienten sein. Einige Palliativpatienten leiden unter
einem ständigen Juckreiz sogar stärker als unter ausgeprägten Schmerzen. Zudem
kann das Empfinden eines Juckreizes in eine Schmerzempfindung übergehen.
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Kratzreflex
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Ein ständiger Juckreiz löst reflexhaft das Bedürfnis aus, sich zu kratzen.
Dieser Kratzreflex lässt sich in der Regel nicht willentlich unterdrücken. Durch
häufiges und heftiges Kratzen kann es unter Umständen zu Hautverletzungen
kommen, welche sich durch das Eindringen von Krankheitserregern zudem entzünden
können.
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Rating-Skala
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Ein Juckreiz ist - vergleichbar mit Schmerzen - eine subjektive Empfindung,
die sich nicht durch objektive Messverfahren erfassen lässt. Aus diesem Grund
wird die Stärke eines Juckreizes, den ein Palliativpatient empfindet, meist
mittels sogenannter numerischer Rating-Skalen erhoben. Dabei gibt der
betreffende Patient die Stärke des Juckreizes auf einer Skala an, beispielsweise
von 0 ("kein Juckreiz") bis 10 ("stärkster vorstellbarer Juckreiz").
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Konkrete Ursachen
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Bei einigen Palliativpatienten mit quälendem Juckreiz lässt sich eine
konkrete Ursache für die Beschwerden feststellen, beispielsweise:
- bösartiger Lymphknotentumor (Lymphom)
- schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- erhöhte Konzentration von Gallensäuren im Blut, beispielsweise bei
verschiedenen Leber- oder Gallenwegserkrankungen
- erhöhte Blutkonzentrationen von Substanzen, welche normalerweise über
die Nieren aus dem Körper ausgeschieden werden und sich bei einer
Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) im Körper anreichern
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Ursächliche Therapie
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Bei Vorliegen einer konkreten Ursache besteht die Therapie des Juckreizes -
sofern dies bei schwer kranken Palliativpatienten möglich ist - in der
Behandlung der ursächlichen Erkrankung.
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Symptomatische Therapie
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Alternativ oder ergänzend kommen symptomatische Maßnahmen in Betracht, welche
den Juckreiz zwar nicht beseitigen, jedoch lindern können. Dabei ist es in der
Regel sinnvoll, für jeden einzelnen Palliativpatienten ein individuell am besten
geeignetes Therapiekonzept zu erstellen.
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Als symptomatische Maßnahmen kommen lokale und systemische (auf den gesamten
Körper einwirkende) Behandlungsmethoden infrage.
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Lokaltherapie
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Im Rahmen einer Lokaltherapie verwendet man häufig kühlende Cremes und
Salben, welche den Juckreiz lindern und damit das Bedürfnis, sich zu kratzen,
verringern. Leidet der betreffende Patient unter einer trockenen Haut, ist die
Verwendung von Creme- oder Salbenzubereitungen mit hohem Fettanteil sinnvoll, um
die Haut zu "befeuchten". Kurzfristig können auch Bäder sowie das Anfeuchten der
Kleidung eine wohltuende Wirkung haben. Kurzfristig ist zudem der Einsatz
kortisonhaltiger Salben und Cremes möglich, welche den Juckreiz ebenfalls
verringern. Weiterhin sind Zubereitungen verwendbar, welche lokale
Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) oder Pfefferwirkstoffe (Capsaicin)
enthalten.
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Systemische Therapie
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Für eine systemische Therapie stehen ebenfalls verschiedene Wirkstoffe
zur Verfügung, die beispielsweise in Tablettenform eingenommen werden können.
Sie wirken entweder direkt auf den Juckreiz oder sie bewirken eine innerliche
"Distanzierung" vom Juckreiz oder eine allgemeine Beruhigung, sodass die
juckreizbedingte Belastung des betreffenden Palliativpatienten nachlässt.
Derartige Wirkstoffe werden normalerweise als Beruhigungsmittel sowie zur
Therapie verschiedener seelischer Erkrankungen eingesetzt (zum Beispiel
sogenannte Antihistaminika, Neuroleptika und Antidepressiva aus der
Wirkstoffgruppe der selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer, beispielsweise der
Wirkstoff Paroxetin). Kortisonpräparate können insbesondere einen solchen
Juckreiz lindern, der auf einer
paraneoplastischen Erkrankung beruht.
Gleiches gilt für den Wirkstoff Naloxon, der normalerweise das "Gegengift"
für starke Schmerzmittel aus der Wirkstoffgruppe der Opioide ist.
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Juckreiz als Nebenwirkung
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Bei einigen Palliativpatienten ist die Ursache des belastenden Juckreizes eine
Nebenwirkung der Schmerztherapie mit Opioiden. Allerdings lösen nicht alle
Wirkstoffe aus der Substanzgruppe der Opioide bei allen Patienten gleichermaßen
einen Juckreiz aus. Daher ist es sinnvoll, versuchsweise den Wirkstoff zu
wechseln und zu beobachten, ob der Juckreiz dadurch nachlässt.
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