Synergismen und ErwartungenDie von den Mitarbeitern als positiv empfundenen Veränderungen beginnen bei so augenscheinlich unwesentlichen Dingen, wie die stetige, bedarfsgerechte Verfügbarkeit von Verbrauchsmaterialien. Die im Anfang sehr argwöhnisch betrachtete "Formularwirtschaft für die Verbrauchserfassung bis hin zum Toilettenpapier der Rettungswache", sorgt heute dafür, daß Verbrauchsmaterialien durch besser organisierte Lagerhaltung automatisch nachbestellt werden, wenn ein Mindestbestand erreicht wurde. Eine standardisierte Einsatzdokumentation läßt sich nicht immer problemlos durchsetzen, weil sie in Wachen mit hoher Einsatzfrequenz eine erhebliche Mehrarbeit bedeutet. Kritisch betrachtet wird auch die Möglichkeit einer neutralen Bewertung der Versorgungsleistung. Positiv hingegen ist der Nachweis der Behandlungstätigkeit und die Beschreibung der Einsatzumstände im Falle von Rückfragen. Auch offenbart sich durch die Einsatzdokumentation, ob alle festgelegten Behandlungsstandards "lege artis" zur Anwendung gekommen sind. Beim technischen Ausfall eines Blutzuckermeßgerätes oder Pulsoxymeters ist jedem einzelnen Mitarbeiter klar, in welcher Reihenfolge ein solches Problem zu lösen ist. Reparatur und Ersatzgestellung können selbst dann sichergestellt werden, wenn der Gerätewart und die Fahrdienstleitung nicht greifbar sind. Eine softwaregestützte Turnusdienstplanerstellung erlaubt dem einzelnen Mitarbeiter sein Dienstschema für das ganze Kalenderjahr zu überblicken. Jeder eingereichte Urlaub macht im Vorfeld die daraus resultierenden Turnusverschiebungen transparent. Eine frühzeitige Urlaubsplanung, sonst auf vielen Wachen nur mit Sanktionsdrohungen realisierbar, ist plötzlich für jeden Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit, die im eigenen Interesse liegt, weil nur so Personalengpässe und wenig sozialverträgliche Dienstpläne in den Sommermonaten vermeidbar sind. Unter dem Strich werden viele, wiederkehrende Ärgernisse in Form von organisatorischen Unzulänglichkeiten im täglichen Einsatzablauf vermieden, die in ihrem Ursprung der QM-Konzeption nur zur effektiveren Nutzung von Arbeitsressourcen angedacht waren. Durch die hohe Integration der Mitarbeiterideen, die nicht immer kostensenkende Wirkung entfaltet haben, steigt die Akzeptanz des Quality-Management, an deren Ende eine gesteigerte Mitarbeiteridentifikation und Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld steht. Die so erzeugten positiven Auswirkungen gehen deutlich über die prozessualen Zielsetzungen der ISO 9000 hinaus und strahlen letztlich sogar in den Bereich der sensiblen Kommunikation zwischen Rettungsdienstmitarbeitern und Patienten aus. Die Mehrkosten für diese Form von Qualitätssteigerungen im organisatorischen Bereich ließen sich durch bessere Einkaufsstrategien auf der einen Seite und einem leicht gefallenen Krankenstand sowie durch vorausschauende Dienstplangestaltung gesunkenen Aushilfenbedarf mehr als ausgleichen. Eine ISO-9000-Zertifizierung von Rettungsdiensten kann also sehr wohl fernab der geplanten Prozessoptimierungen für eine Qualitätssteigerung im globalen Sinne bei zumindest stabilen Kostenrahmen bewirken.
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