HeilberufePflegekolleg
Praxis + Bildung |
Wundinfektionen Teil 1
Autor:
Bernd Assenheimer,
Krankenpfleger, Praxislehrer
Dirk Hoffmann,
Dipl. Ökotrophologe |
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Teil 3: Pflegerische Aufgaben bei Wundinfektionen - die
wichtigsten Pflegeaufgaben |
Korrekte
Wunddokumentation ist Pflicht! |
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Wichtige pflegerische Aufgaben bestehen in der Beobachtung von Wunden und der
sorgfältigen, systematischen Dokumentation. Hierbei bieten Wunddokumentationsbögen wie
sie u.a. von Verbandmittelherstellern angeboten werden, eine gute Unterstützung.
Vorgegebene Kriterien der unterschiedlichsten Wundsituationen können
"Checklistenartig" überprüft und gleichzeitig dokumentiert werden.
Dazu gehören die Erfassung der Parameter des Grades der Infektion (Beschreibung der
Infektionssymptome) der Lokalisation, Ausmaß der Wunde, der Wundbeschaffenheit (z.B.
Nekrose/Beläge, Exsudation, Granulation, Epithelisierung), der Wundumgebung und des
Wundgeruchs.
Wirksam unterstützt werden kann die gesamte laufende Dokumentation durch Fotos. Damit
kann auch den wenig erfahrenen und geübten Wundtherapeuten ein Wundheilungsverlauf und
Wundveränderungen gezeigt werden, ebenso den Patienten. Wunddokumentation ist Pflicht
und stellt auch die juristische Absicherung eines oder mehrerer involvierten Therapeuten
bzw. der gewählten Therapiestrategie sicher. Fehlende Sorgfalt bzw. Vernachlässigung und
Mängel bei der Dokumentation gefährden die Kontinuität der Therapie und können bei
Versagen der Therapie schlimmstenfalls juristische Folgen nach sich ziehen.
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Das therapeutische
Miteinander ist Grundlage allen Therapieerfolgs. |
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Bei Verdacht einer Wundinfektion sollte die Wunde mindestens täglich inspiziert
werden. Bei bestehender akuter Entzündung und meist starker Sekretion ist zum Zweck der
Keimzahlreduktion mithilfe von Antiseptika und antibakteriellen Verbänden auf jeden Fall
ein enges, tägliches Monitoring therapieentscheidend. Bei Verbesserung der akuten
Situation kann die Frequenz ggf. auf 2-3 Tage verlängert werden.
Der Informationsaustausch mit dem behandelnden Arzt über die Wundsituation und den
Verlauf ist unverzichtbar. In der Klinik findet ein täglicher Austausch im Rahmen der
Visite statt, in der Häuslichen Pflege sollte ein wöchentlicher Austausch zwischen
Pflegekraft und Arzt Standard sein, in veränderten oder akuten Situationen sofort! Für
alle Bereiche gilt immer: Eine sorgfältige, nachvollziehbare und umfassende Dokumentation
ist ein MUSS!
In der Praxis werden unterschiedliche Erfahrungen gemacht: So ist die Bandbreite von sehr
guter Zusammenarbeit, bis zu der "befehlenden Anordnung" durch den Arzt zu
beobachten. Im Rahmen eines integrierten Ansatzes ist die zunehmende Eigenverantwortung
der Pflege und Anerkennung ihrer Kompetenz durch den behandelnden Arzt gefordert. Das
therapeutische Miteinander ist Grundlage allen Therapieerfolgs. Gerade in der Häuslichen
Pflege, wo Arztbesuche eher unregelmäßig stattfinden, ist dies wichtig.
Damit verbunden ist jedoch die Forderung nach einer hohen Fachkompetenz der Pflegekräfte. |
Primäre Ziele der
Lokaltherapie. |
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Bei der Lokaltherapie von infizierten Wunden gilt als primäres Ziel, die
Keimreduktion, das verhindern einer Keimverbreitung sowie das Risiko einer Sepsis zu
mindern.
Die Keimreduktion ist durch den Einsatz von Antiseptika und antibakteriellen Wundauflagen
bei Verbandwechseln möglich. Hierbei ist gleichzeitig auf gute antiseptische Wirkung und
Verträglichkeit zu achten sowie auf minimiertes Risiko einer möglichen Überdosierung,
einer einfachen Handhabbarkeit und das Sauberhalten der Wunde, d.h. ohne Beeinträchtigung
des Wundgebietes durch Einfärbung,
In diesem Sinne ist als Eckpunkt der Lokaltherapie der keimreduzierende Verband zu sehen.
Als Mittel der Wahl stehen hierfür u.a. Wundauflagen mit antibakterieller Wirkung zur
Verfügung: z.B. Actisorb Silver 220 Silber-Aktivkohle Auflage, Johnson&Johnson.
Speziell diese Art Wundauflage besitzt durch den Anteil an elementarem Silber eine
mikrobizide Wirkung. Im einzelnen geschieht die Abtötung der adsorbierten Keime auf
mehrfachem Weg:
- Silberionen stören lebensnotwendige Zellkomponenten
- Hemmen der Funktion der Bakterienenzyme
- Angreifen der Strukturproteine der Keime (z.B. Zellwand)
- Störung der Zellteilung
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Individueller und
kritischer Einsatz von Antiseptika. |
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Diese breiten antibakteriellen Eigenschaften richten ihre Wirksamkeit auch gegen
resistente Problemkeime wie multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA),
vancomycinresistente Enterococcen (VRE). Es ist darüber hinaus keine Resistenzbildung mit
klinischer Relevanz bekannt. Gleichzeitig ist durch das Aktivkohlevlies in der Wundauflage
ein probates Mittel vorhanden, unangenehme Gerüche zu verhindern.
Die häufige Diskussion der möglichen zytotoxischen Wirkung von Antiseptika kann bei
entzündeten Wunden, die meist durch Beläge gekennzeichnet sind, eher in den Hintergrund
treten. Bei diesen Wundzuständen kann, da nicht vorhanden, Granulationsgewebe nicht
geschädigt werden. Der individuelle und kritische Einsatz dieser Substanzen bleibt
allerdings immer gefordert.
Sofern antiseptische Lösungen verwendet werden: Transparente Lösungen besitzen den
Vorteil, keine Verfärbungen der Wunde zu bewirken und lassen eine Neubewertung der Wunde
bei Verbandwechsel leicht zu. |
Keimdichte Verbände
verhindern Reinfektion. |
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Als weiterer Bestandteil der lokalen Therapie ist die Wundreinigung zu sehen.
Wundbeläge sind ein idealer Nährboden für Keime, deshalb ist es wichtig, diese Beläge
schonend, aber schnellstmöglich zu entfernen. Dies kann chirurgisch geschehen, was die
schnellste Maßnahme darstellt. Erforderlich dazu ist allerdings die geschickte Hand eines
chirurgisch erfahrenen Arztes und die notwendige räumliche und instrumentelle
Ausrüstung. In der Häuslichen Versorgung ist dies nicht immer gegeben. Die
wundreinigende Wirkung von geeigneten Wundauflagen, besitzen hier eine gute Indikation
(z.B. Silber-Aktivkohle Auflagen, Superabsorber u.a.). Möglich ist auch eine Kombination
von mechanischer Reinigung und der Einsatz einer reinigenden Wundauflage.
Die Verwendung von keimdichten Verbänden als Abdeckung verhindern zuverlässig eine
Reinfektion bzw. beugen einer Wundinfektion vor. Das gilt besonders in hochgefährdeten
Problemzonen wie der Sakralbereich. Dafür eignen sich u.a. saugende Fertigverbände (z.B.
TIELLE* PLUS Hydropolymerverband, Johnson & Johnson) oder Transparentfilmverbände
(z.B. BIOCLUSIVE*, Johnson & Johnson). |
Angehörige trainieren
und sensibilisieren! |
All diese
Maßnahmen müssen nach den geltenden Regeln der Hygiene durchgeführt werden In der
ambulanten und häuslichen Pflege von Menschen mit chronischen Wunden sind auch pflegende
Angehörige sorgfältig zu trainieren und zu sensibilisieren, um rechtzeitig
Veränderungen des Wundzustandes an Pflegekraft oder den Arzt melden zu können.
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Nicht jede
Wundinfektion ist zu vermeiden. |
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Sicherlich ist trotz Beachtung o.g. Regeln nicht jede Wundinfektion zu vermeiden, das
zeigt die tägliche Praxis. Aber der Einsatz wirksamer antibakterieller Therapeutika
gepaart mit hoher Fachkompetenz aller involvierten Berufsgruppen mit einer engen,
abgestimmten Zusammenarbeit, kommen immer dem Patientenwohl zu Gute! |
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erschienen in
Pflegekolleg 3/2001, S. 57-63: Heilberufe, Urban&Vogel, Berlin |
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