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HeilberufePflegekolleg
Praxis + Bildung |
Wundinfektionen Teil 1
Autor:
Prof. Dr. Kramer
Greifswald
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Teil I: Wundheilung und Wundinfektion: Operation |
Viele Faktoren
beeinflussen die Wundheilung. |
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Unter den lokalen Einflussfaktoren dominieren die
Op.-Technik und die Infektion.Durch zytotoxische Einflüsse, z. B. Kälte,
Anwendung ungeeigneter Wundantiseptika bzw. deren nichtindizierte Anwendung und durch
Auswahl ungeeigneter Wundabdeckung kann die Wundheilung ebenfalls beeinträchtigt werden.
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Gewebe bei der OP
schonen! |
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Bei operativen Eingriffen steht die
Gewebeschonung mit dem wichtigen Kriterium der Blutperfusion des Gewebes im Vordergrund. Zu
schonenden Operationstechniken, die eine gute Gewebedurchblutung aufrechterhalten,
gehören die geringe Traumatisierung der Wundränder (schonendes Greifen von Hautlappen,
Haltefäden), um das Gewebe nicht zu quetschen, die spannungsarme Wundnaht mit
möglichst geringer Wundrandstrangulation durch quer verlaufende Fäden oder Knotendruck,
mehrschichtiger Entlastung der Wundspannung und gut adaptierten Wundrändern, die Anlage
breitbasiger Hautlappen und die Vermeidung von Austrocknung oder Überwärmung im
Wundgebiet. Der Wundverschluss mit Metallklammern als besondere Form der Einzelnaht weist
hinsichtlich einer Wundheilungsstörung unter allen Nahtmaterialien das geringste Risiko
auf und die Klammertechnik verursacht mit ihrem Übergreifen über die Wundspalte ein
vergleichsweise kleines Gewebetrauma und wenig Materialimplantation.
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In primär heilende
Wunden umwandeln. |
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Sofern es möglich ist, sind nicht chirurgisch
entstandene Wunden und Hautverletzungen durch geeignetes chirurgisches Vorgehen
(Debridement + Antiseptik) in primär heilende Wunden zu überführen. Erfahrungen
der Kiefer-Gesichts-Chirurgie zeigen, dass auch nach einer Wundlatenzzeit von mehr als 6 h
durch die besonders gute Durchblutung des Gesichts eine primäre Wundnaht zu
komplikationsloser Heilung führt. Das gilt auch für chronische Wunden. Hierbei kommt es
darauf an, den Circulus vitiosus (z. B. Minderdurchblutung Þ
Nekrose Þ Infektion Þ Nekrose) zu
durchbrechen. Durch Wundbehandlung (Debridement, Stimulation der Entzündung, ggf.
Antiseptik) und gleichzeitige Behandlung der Grundkrankheit ist der chirurgische Eingriff
konsequent vorzubereiten. Bei guten Durchblutungsverhältnissen und in Abwesenheit einer
floriden Infektion sowie von Nekrosen kann auch eine chronische Wunde durch geeignete
chirurgische Techniken (Haut-Muskel-Lappen u. ä.) einzeitig verschlossen werden (Kramer
et al. 1999).
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OP so bald wie
möglich! |
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Die präoperative Verweildauer ist so kurz wie
möglich zu gestalten.Der Grund hierfür ist das Kolonisationsrisiko mit
Hospitalstämmen, d. h. des Florawechsels, und die damit verbundene postoperative
Infektionsgefährdung.
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Ansprüche an die
Wundabdeckung. |
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Eine
erforderliche Haarentfernung ist unmittelbar postoperativ vorzunehmen.Die
Abdeckung des Operationsgebiets muss sorgfältig erfolgen und folgende Anforderungen
erfüllen: wirksame Erregerbarriere zur Unterbindung des Erregertransfers vom Patienten in
die Wunde, ggf. flüssigkeitsdicht, flusenarmes Material, limitierte Partikelabgabe,
ausreichende Saugfähigkeit, Schutz vor Verschieben, ausreichende Strapazierbarkeit durch
die intraoperative mechanische Belastung und biokompatibel.
Am Abschluss des chirurgischen Eingriffs steht die Auswahl der geeigneten
Wundabdeckung.
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Eigenschaften und Indikationsbereiche für interaktive
Wundauflagen
(aus Kramer et al. 1999).
Material |
Eigenschaften |
bevorzugter
Anwendungsbereich |
Beispiele |
Calciumalginate
(natürliches Hydrokolloid) |
stark hydrophiles gut
quellfähiges Gel, hämostyptisch + Sekretaufnahme, auch als lösliche Wundtamponade |
Sinus, Fisteln, blutende
Zahnalveole, flache (wenig infizierte) sekundär heilende Weichteilwunde, an keimarmen
Epithelläsionen einmalige Applikation |
Spalthautentnahme als
Einmalverband |
Hydrokolloide |
hydrophile Polymere mit
sehr hoher Quellfähigkeit, hohe Haftung, hohe Absorption, spart Pflege durch seltenen
Wechsel |
gute Eignung für tiefe,
krypte Wunden mit leichter bis mittelstarker Exsudation |
venöse
Ulzera/Dekubitalulcera |
Silber-Aktivkohle Auflagen |
Reinigende/bindende
Eigenschaften, antimikrobiell |
Sekundärheilende Wunden |
Ulcus cruris, Dekubitus,
Diabetisches Fußsyndrom, sekundär heilende post-op-Wunden |
Hydrogele |
Hydrophile Polymere mit
hohem Wasseranteil, geringe Absorption, Schmerzlinderung, Kühlung mit ¯
Entzündungreaktion |
gering exsudierende Wunde,
trockene Nekrose, sauber granulierende bzw. epithelisierende Wunde |
Transplantate, chronische
Ulzera |
semipermeable
Folienverbände |
hohe Transparenz und
Adhäsion, Formanpassung, semipermeabel für Wasserdampf, Schutz vor Dehydrierung,
Abpunktion störenden Exsudats möglich |
für flache Wunden guter
Epithelersatz |
Dermabrasionen,
Entnahmestellen für Spalthauttransplantate, oberflächliche saubere Verbrennungen |
Polymerschäume als
Folienverband oder Schaum |
Verhinderung von
Verklebungen, Absorption, als Folienverband addieren sich Folieneigenschaften (s. o.),
Schutz vor Austrocknung |
trockene Wunden,
Verbrennung, in situ-Schäume für klaffende tiefe Defekt-wunden |
Sinus pilonidalis,
Hydradenitis suppurativa, perianale Wunden |
Vakuumversiegelung |
sehr aufwendige mechanische
Apparatur zur Sekretableitung mit techn. aufwendiger Pflege, konstantes Wund-Milieu,
Evakuierung des Wundsekrets mit Dekontamination, atmungsaktiv, aber keimdicht |
nur in entlasteten
Körperregionen anwendbar, ausgedehnter traumatischer Weichteilschaden,
Infektionsprophylaxe |
Dekubitus |
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erschienen in
Pflegekolleg 1/2001, S. 61-65: Heilberufe, Urban&Vogel, Berlin |
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