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HeilberufePflegekolleg
Praxis + Bildung |
Wundinfektionen Teil 1
Autor:
Prof. Dr. Kramer
Greifswald
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Mehr zu Hygiene und Infektionsschutz
hier. |
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Teil I: Wundheilung und Wundinfektion: Infektion
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Symptomatik,
Häufigkeit, Ätiologie und Materialentnahme zur Diagnostik von Wundinfektionen. |
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Traumatische Verletzungen, darunter insbesondere Biss-,
Stich- und Schusswunden, sind besonders infektionsgefährdet und werden im allgemeinen
durch die traumatische Einwirkung selbst infiziert. Davon abzugrenzen
sind die sog. postoperativen Wundinfektionen, die im allgemeinen während des Eingriffs
erworben werden.
Davon abzugrenzen ist die nosokomiale Wundinfektion, durch die vor
allem infektionsanfällige Wunden, z. B. Verbrennungswunden und chronische Wunden,
gefährdet sind und die sich während der gesamten Phase der Infektionsanfälligkeit
manifestieren kann, weshalb besondere Distanzierungsmaßnahmen einschließlich einer
geeigneten prophylaktischen Wundantiseptik erforderlich sind.
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Kontamination -
Kolonisierung - Infektion. |
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Beim Nachweis von Bakterien auf
Wunden muss zwischen drei Zuständen unterschieden werden, deren Abgrenzung im Einzelfall
schwierig sein kann (Sedlarik et al. 1998):
- Kontamination: Bakterien sind vorhanden, vermehren sich aber nicht,
- Kolonisierung: Bakterien vermehren sich, aber es erfolgt keine Wirtsreaktion,
- Infektion: Vermehrung von Mikroorganismen im Gewebe mit entsprechender
Wirtsreaktion.
In unklaren Fällen ist die Bestimmung der Keimzahl im Wundgewebe hilfreich. >
105 Keime/g Gewebe gelten als Richtwert für eine therapiebedürftige
Infektion. Im Hospital/praxisnah im Ambulantbereich? Bei der Verbrennung wird die sichere
Diagnose der Wundinfektion bioptisch gestellt (Freshwater u. Su 1980, Woolfrey et al.
1981, Pruitt 1984, McManus et al. 1987). Die Invasion der Infektion in lebendes Gewebe
erlaubt die endgültige Diagnosestellung (Pruitt u. McManus 1992).
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Postoperative Wundinfektionen - Infektionsraten. |
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Nach den Harnweginfektionen liegen die postoperativen
Wundinfektionen in der Chirurgie an 2. Stelle der Häufigkeit.Nach Hansis und
Jakschik (im Druck) können folgende Infektionsraten als akzeptabel werden (Angabe in %
für aseptische bzw. kontaminierte Eingriffe): Viszeralchirurgie 2,5 bzw. 15 %,
Gefäßchirurgie 1 bzw. 8 %, Thorax- und Unfallchirurgie 2 bzw. 10 %. Dabei ist allerdings
sowohl das Patientengut als auch die Art der Infektionserfassung von wesentlichem Einfluss
auf die Inzidenz, so dass ein Vergleich von Infektionsraten zwischen verschiedenen
Kliniken nur unter gleichen Voraussetzungen zulässig ist.
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Auslöser postoperativer Wundinfektionen. |
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Nach aseptischen Op. sind S. aureus und
CNS die häufigsten Erreger postoperativer Wundinfektionen (Tab. 5).
Bei Verbrennungspatienten rangieren in der Summe gramnegative Bakterien
in der Häufigkeit vor grampositiven Bakterien, wobei allerdings S. aureus auch hier an
der Spitze steht (Tab. 6).
Bei den Infektionserregern wird die Situation seit einigen Jahren
insofern verschärft, als multiresistente Stämme z. B. von S. aureus (MRSA, VISA), von
Pneumokokken (ß-Lactam resistente Stämme), P. aeruginosa, Enterokokken (VRE), an
Häufigkeit zunehmen, was eine zunehmend schwierigere antibiotische Therapierbarkeit bzw.
ein Therapieversagen zur Folge hat. Zur Eindämmung dieser Situation sind spezifische
Isolierungs- und Sanierungsmaßnahmen zu treffen, die zu einem Umdenken in der
Krankenhaushygiene geführt haben.
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Infektionsquellen, Erregerreservoire und Übertragungswege. |
Was
ist zu den Infektionsquellen, Erregerreservoirs und Übertragungswegen zu sagen: Sog. endogene Infektionen werden durch die körpereigene Flora (Haut und
Hautanhangsgebilde, Nasen-Rachen-Raum, ggf. weitere Biotope) des Patienten selbst
verursacht.So gilt es z. B. als gesichert, dass ein Keimträgertum in der Nase mit S.
aureus mit dem Auftreten postoperativer Wundinfektionen assoziiert ist (Lee 1995, Kluymans
et al. 1995).
Ebenso ist zu berücksichtigen, dass sich durch die präoperative
Hautantiseptik die Hautflora nicht komplett eliminieren lässt, insbesondere in tieferen
Hautschichten. Besonders bei ungeeigneter OP-Feld-Abdeckung wird das
relevant. Aber auch hämatogen können Keime in die Wunde gelangen.
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Die Hände des
Personals dominieren. |
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Sog. exogene Infektionen können in erster Linie
durch die Mitarbeiter, gelegentlich auch durch Mitpatienten und selten durch Besucher
sowie durch Instrumentarium, Lebensmittel und aerogen übertragen werden.Den
Händen des Personals kommt die dominierende Bedeutung in der Übertragung nosokomialer
Infektionen zu, wodurch sich die zentrale Stellung der Händedesinfektion zur
Infektionsprophylaxe ergibt. Bei Ausbrüchen nosokomialer Infektionen sind im allgemeinen
exogene Infektionsquellen bzw. Erregerreservoire von Bedeutung, was in der
Ursachenaufklärung zu berücksichtigen ist.
Gramfärbung und Kultur sollten routinemäßig erfolgen. Bei fauligem Geruch,
nekrotischem Gewebe oder Krepitationen sollte zugleich eine anaerobe Kultur angelegt
werden.
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Fazit für die Praxis. |
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Die Ursachen für das Auftreten postoperativer
Wundinfektionen sind multifaktoriell. Voraussetzung ist der empfängliche Wirtsorganismus
und die Präsenz von Krankheitserregern. Bei exogenen Infektionen kommt als weitere
Voraussetzung die Übertragung der Krankheitserreger hinzu (Abb. 1). Die konsequente
mikrobiologische Diagnostik ist nicht nur die Grundlage für die Antiseptik und ggf.
antimikrobielle Chemotherapie, sondern auch Basis für die Surveillance nosokomialer
Wundinfektionen. |
Systemische Faktoren
für die Wundheilung |
Einflussgröße |
Beispiele |
Lebensalter |
Sarkopenie bei geriatrischen
Patienten |
Grund- bzw. Begleiterkrankungen |
Diabetes mellitus,
Hyperbilirubinämie, Malignom, Urämie, Bindegewebserkrankungen, Durchblutungs-Störungen,
Tuberkulose |
Ernährungszustand |
Mangel an Eiweiß, Vitaminen,
Spurenelementen (z. B. Zink und Eisen), Adipositas, unzureichende postoperative
Flüssigkeitssubstitution |
Immunstatus |
Immunsuppression, AIDS,
rezidivierende Harnweginfektionen |
Rauchen |
Wundheilungsverzögerung |
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Lokale Faktoren für
die Wundheilung |
Einflussgröße |
Beispiele |
Op.-Technik |
Debridement, Schnittführung,
Fremdkörperelimination, Befeuchtung, Wundnaht, Wärmeschäden |
Druck |
~ 8 kPa granulationsfördernd,
teilweise Keloidabbau |
Kälte |
Wundheilungsverzögerung |
Op.-Feld-Abdeckung |
erreger-, ggf. auch
flüssigkeitsdicht |
Wundabdeckung |
erregerdicht, phasengerecht
wundheilungsfördernd, biokompatibel |
Keimeinsaat |
bei bestehender Infektion keine
Wundheilung |
präoperative Rasur |
direkt vor dem Eingriff |
präoperative Hospitaliserung |
so kurz wie möglich |
Wundantiseptik |
bei richtiger Auswahl und richtigem
Einsatz Wundheilungsförderung |
lokale Antibiotika |
Wundheilungsverzögerung |
Mehr zu Hygiene und
Infektionsschutz hier. |
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erschienen in
Pflegekolleg 1/2001, S. 61-65: Heilberufe, Urban&Vogel, Berlin |
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