Seelische Prozesse wirken sich auf das Bewusstsein und das
Unterbewusstsein aus.
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Psychodynamik ist ein Begriff, der verwendet wird, um die Auswirkungen
innerseelischer Prozesse auf das Erleben und Verhalten des Menschen zu beschreiben. Man
könnte auch sagen, Psychodynamik beschreibt die Auswirkungen seelischer Prozesse auf das
Bewusstsein und das Unterbewusstsein. Essbrechsucht (Bulimia nervosa) ist eine
psychosomatische Störung. In der Regel sind es seelische Spannungen oder Konflikte, die
die Betroffenen zu Essanfällen mit anschließendem selbst herbei geführtem Erbrechen
treibt. |
Jeder Betroffene hat einen eigenen Hintergrund.
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Es ist nicht immer ganz einfach, die Ursachen, psychologischen Aspekte und
persönlichen Hintergründe aufzuspüren, die letztendlich beim Einzelnen zur Ausbildung
einer Bulimia nervosa führen. Pauschale Urteile wirken dem Heilungsprozess entgegen.
Dennoch lassen sich im Nachhinein bei vielen Betroffenen Aspekte der nachfolgend
beschriebenen psychodynamischen Hintergründe finden. |
Schönheitsideale und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper sind oft
Ursache.
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Als auslösende Bedingungen kommen häufig Gewichtsprobleme und eine
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper infrage. Hier spielt das Schönheitsideal eine
sehr wichtige Rolle, auf das die Betroffenen häufig unbewusst fixiert sind. Vielfach
erfahren sie dann über Freunde, Freundinnen oder über die Medien von der Möglichkeit
der Gewichtsregulation durch Erbrechen. |
Krisen, Konflikte oder auch Erfolgserlebnisse können Auslöser sein.
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Bei vielen Betroffenen lässt sich rückblickend feststellen, dass
unmittelbar vor Ausbruch der Erkrankung Krisen oder Konflikte bestanden, z.B.
Ablösungskonflikte vom Elternhaus, Partnerschaftsprobleme oder Trennungen. Aber auch
persönliche Erfolge, wie z.B. ein bestandenes Examen, können ein Auslöser sein. |
Durch Übertragung werden Probleme über das Essen ausgelebt.
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Im Verlauf der Erkrankung verselbstständigt sich die Bulimie und ist
nicht mehr von den ursprünglichen Auslösern abhängig. Von außen betrachtet genügen
häufig geringste Anlässe, um einen Anfall auszulösen, wie beispielsweise dass etwas
nicht auf Anhieb klappt oder dass sich die Betroffene kritisiert oder auch nur schräg
angeguckt fühlt. Dieser (vermeintliche oder tatsächliche) innere oder
zwischenmenschliche Konflikt wird dann auf die Nahrungsaufnahme übertragen und auf diese
Weise ausgelebt. Dabei werden durch die Nahrungsaufnahme Gefühle von Beruhigung, Trost
und Belohnung herbeigeführt. |
Die äußere Angepasstheit wird durchbrochen.
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Die Nahrungszufuhr während eines Essanfalls kann auch als Möglichkeit
verstanden werden, Triebimpulsen folgen zu dürfen. Während die Betroffenen nach außen
hin oft übermäßig angepasst sind, bietet sich während des Anfalls die Möglichkeit,
den eigenen Impulsen zu folgen und "sich gehen zu lassen". Allerdings wird der
dabei stattfindende Kontrollverlust häufig als bedrohlich erlebt, was den
"Genuss" des Essanfalls mindert.
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