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Psychodynamik der Magersucht

Seelische Spannungen führen zur Nahrungsverweigerung.

Psychodynamik ist ein Begriff, der verwendet wird, um die Auswirkungen innerseelischer Prozesse auf das Erleben und Verhalten des Menschen zu beschreiben. Man könnte auch sagen, Psychodynamik beschreibt die Auswirkungen seelischer Prozesse auf das Bewusstsein und das Unterbewusstsein. Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine psychosomatische Störung. In der Regel sind es seelische Spannungen oder Konflikte, die die Betroffenen trotz großen Hungers dazu treibt, das Essen zu verweigern.

 

Veränderungen in den Lebensumständen oder am eigenen Körper können Auslöser sein.

Es ist nicht immer ganz einfach, die Ursachen, psychologischen Aspekte und persönlichen Hintergründe aufzuspüren, die letztendlich beim Einzelnen zur Ausbildung einer Anorexia nervosa führen. Pauschale Urteile wirken dem Heilungsprozess entgegen. Dennoch lassen sich im Nachhinein bei vielen Betroffenen Aspekte der nachfolgend beschriebenen psychodynamischen Hintergründe finden. Ein Auslöser kann z. B. eine entwicklungsbedingte Anforderung bzw. Veränderungen sein. Das kann ein Schulwechsel sein, oder der Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums. Körperliche Veränderungen (Entwicklung eines Busens, Schambehaarung etc.) können genau so Auslöser sein, wie z. B. veränderte Rollenanforderungen als Jugendlicher mit der damit verbunden Ablösung von den Eltern. Die Magersucht dient dabei als eine Art "goldener Käfig", den die Betroffenen nicht verlassen wollen, um sich nicht mit den Veränderungen ihres Lebens auseinandersetzen zu müssen.

 

Weiblichkeit und Sexualität werden abgelehnt.

Das Abmagern kann auch Ausdruck der Ablehnung des weiblichen Körpers und der weiblichen Rolle(n) sein. Die Entwicklung zu einer erwachsenen Frau führt zwangsläufig zu einer Ablösung von den Eltern. Dadurch glauben die Betroffenen, deren Schutz zu verlieren. Davor haben sie Angst und lehnen deshalb das Erwachsenwerden ab. Die körperliche Reifung führt außerdem dazu, dass junge Mädchen ihrer Mutter immer ähnlicher werden. Die Weiblichkeit der Mutter wird aber unter Umständen im Unterbewusstsein abgelehnt. Die betroffenen Mädchen wollen keine Annäherung daran und versuchen durch hungern den Körper an der Ausbildung typischer weiblicher Formen zu hindern. Eine weitere Interpretation besagt, dass die Betroffenen ihre sich entwickelnde Sexualität unbewusst ablehnen. Sie übertragen diese auf den oralen Bereich - den Bereich des Mundes und der Nahrungsaufnahme - und versuchen diese natürliche Entwicklung durch Nahrungsverweigerung zu bekämpfen.

 

Enthaltsamkeit wird als Stärke empfunden.

Um sich den sich verändernden Anforderungen und Bedürfnissen ihres Lebens nicht stellen zu müssen bilden die Betroffenen ein Ideal der Enthaltsamkeit (Askese) aus. Zugrunde liegt die Angst, veränderten Anforderungen nicht gerecht zu werden bzw. eigene Bedürfnisse nicht erfüllt zu gekommen. Diese Angst empfinden sie selbst als Schwäche. Ihre Reaktion darauf ist, sich selbst zur Askese zu zwingen, denn dann nehmen sie sich selbst als stark wahr ("Ich brauche nichts und niemanden."). So wirken sie einem Verlust des Selbstwertgefühls sowie einem Kontrollverlust entgegen. Im Zuge dieser selbst auferlegten Askese werden eigene Bedürfnisse und Ansprüche abgelehnt und bekämpft.

 

Der Körper als "Objekt".

Ein weiterer psychologischer Aspekt der Anorexia nervosa ist die Verwendung des eigenen Körpers als Objekt: Der magere Körper wird als Objekt empfunden, dessen Besitz Wohlbefinden und Macht mit sich bringt. Eine Gewichtszunahme würde eine Zerstörung dieses wertvollen Objekts bedeuten und wird daher vermieden. Außerdem fördert die Macht über das Objekt "Körper" Gefühle von Selbstbestimmung und Autonomie.

 

Natürliche kommen diese verschiedenen Aspekte der Psychodynamik längst nicht bei allen Betroffenen vor. Umgekehrt können aber auch bei Einzelnen mehrere Aspekte oder Teilaspekte gleichzeitig vorhanden sein.

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