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Myoepitheliale Speicheldrüsenentzündung und Sjögren-Syndrom
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Fehlregulation des Immunsystem ist die Ursache
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Bei der myoepithelialen Speicheldrüsenentzündung ist die Entzündung des
Speicheldrüsengewebes auf eine Fehlregulation des Immunsystems
zurückzuführen – die Immunzellen bilden Eiweißkörper (Antikörper), welche
die Deckzellen (Epithelzellen) der Speichelgänge angreifen und dort eine
Entzündungsreaktion auslösen. Die Folge ist eine Gewebeverminderung des
Speicheldrüsengewebes mit allmählichem Versiegen der Speichelproduktion und
daraus resultierender Mundtrockenheit. |
Verminderte Tränenbildung als zusätzliche Komplikation
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Bestehen neben der myoepithelialen Speicheldrüsenentzündung eine Horn-
und eine Bindehautentzündung der Augen mit verminderter Tränenbildung,
spricht man von einem primären Sjögren-Syndrom. Bei zusätzlich bestehender
rheumatischer Erkrankung liegt definitionsgemäß ein
sekundäres Sjögren-Syndrom vor. Infrage kommende rheumatische Erkrankungen
sind:
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Frauen häufiger betroffen als Männer
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Von einer myoepithelialen Speicheldrüsenentzündung beziehungsweise von
einem Sjögren-Syndrom sind überwiegend Frauen nach Durchlaufen der
Wechseljahre betroffen. Bei Männern kommt diese Erkrankung neunfach seltener
vor. |
Symptome
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Als hervorstechendes Krankheitszeichen ist eine beidseitige, teigige
Schwellung der Ohrspeicheldrüsen zu beobachten. Schmerzen in diesem Bereich
sind nur geringfügig ausgeprägt. Im Endstadium ist das Volumen der
betroffenen Speicheldrüsen durch die Gewebeverminderung eher verringert.
Durch die Mundtrockenheit werden Infektionen der Mundschleimhaut,
beispielsweise mit Hefepilzen (Candidose, Soor), und ein Kariesbefall der
Zähne begünstigt. Dies ist auf die Verminderung der reinigenden und
desinfizierenden Funktion des Speichels zurückzuführen. |
Mögliche Langzeitfolgen
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Als Folge einer myoepithelialen Speicheldrüsenentzündung kann sich eine
chronisch rezidivierende
Entzündung der Ohrspeicheldrüse entwickeln. Am Auge sind
austrocknungsbedingte Gewebeschäden und Infektionen mögliche Folgen der
verminderten Tränenbildung bei primärem Sjögren-Syndrom. Zudem besteht bei
Patienten mit myoepithelialer Speicheldrüsenentzündung ein im Vergleich zu
Gesunden vierundvierzigfach erhöhtes Risiko, an einem
Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken. |
Diagnostische Maßnahmen
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Der Verdacht auf eine myoepitheliale Speicheldrüsenentzündung ergibt sich
durch die typischen Beschwerden, beispielsweise Mundtrockenheit und
Schwellung beider Ohrspeicheldrüsen bei einer Frau nach Durchlaufen der
Wechseljahre. Eine begleitende rheumatische Erkrankung, die zur Diagnose
eines Sjögren-Syndroms führt, ist entweder bereits bekannt oder macht durch
entsprechende Beschwerden auf sich aufmerksam. Bei der Untersuchung einer Blutprobe fallen erhöhte Entzündungswerte auf,
beispielsweise eine erhöhte
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. Außerdem lassen sich bei den meisten Patienten
im Blut die vom Immunsystem gebildeten Antikörper nachweisen. Die Diagnose wird durch die feingewebliche Untersuchung einer Gewebeprobe
aus einer betroffenen Speicheldrüse gestellt. Bei der feingeweblichen
Untersuchung sind die entzündlichen Gewebeveränderungen gut zu erkennen. Eine Röntgendarstellung der Speicheldrüsenausführungsgänge ist nur selten
erforderlich. Dabei zeigt sich dann, dass diese in ihren Verzweigungen
eingeschränkt sind. |
Therapie
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Die Therapie der myoepithelialen Speicheldrüsenentzündung erfolgt
symptomatisch und besteht in der Gabe von künstlichem Speichel. Außerdem
kann die Einnahme von Medikamenten erwogen werden, welche die
Speichelproduktion anregen. Bei primärem Sjögren-Syndrom kommt zusätzlich
künstliche Tränenflüssigkeit zum Einsatz. Beim sekundären Sjögren-Syndrom
wird zudem die parallel bestehende rheumatische Erkrankung therapiert.
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