Qualitätssicherung in der Medizin

8.0 Einführung eines QS-Systems

Über die Prinzipien des einzurichtenden Qualitätsmanagements sollte in der Krankenhausleitung Klarheit herrschen. Es müssen dafür folgende Gesichtspunkte akzeptiert werden:

- Qualität ist der Erfüllungsgrad von Kundenanforderungen. Hierbei muß unterschieden werden in

a) externe Kunden (Patienten)

b) interne Kunden (andere Abteilungen, Verwaltung)

- Anforderungen müssen sich in kundenkritische Qualitätsmerkmale umformulieren lassen

- Qualitätsfähige, robuste Prozesse sind Grundlage für die Erfüllung

- Qualität muß zu Wertschöpfung führen

- Prozesse umfassen alle Geschäftsabläufe

- Alle Mitarbeiter sind zu schulen und zu motivieren

- Das Management trägt die Systemverantwortung

- Managementverfahren sind Qualitätsplanung, Qualitätsprüfung, Qualitätslenkung

- Ziel ist das Erreichen einer Qualitätskultur, die zu laufenden Qualitätsverbesserungen führt

- Ein einmal eingeleiteter Qualitätsprozeß sollte nicht unterbrochen werden *)

- Motivation ist unabdingbar

*)Erfahrungen aus der Industrie zeigen, daß Neuanfänge nach abgebrochener QS-Einführung kurzfristig unmöglich sind. Der sorgfältigen Planung gilt daher ein besonderes Augenmerk. Hierzu zählen auch vorbereitende Maßnahmen für die Mitarbeiter - Informationsveranstaltungen, Qualitätsförderkreise, Fortbildungen, denn ohne Motivation und Interesse ist eine Qualitätssicherung nicht realisierbar.

Der zeitliche Ablauf der Entwicklung eines QS-Systems 'ex novo'läßt sich in vier Phasen gliedern: Vorphase, Exploration, Definition und Durchführung.

a) Vorphase

Die Vorphase ist gekennzeichnet durch erste Fragestellungen, in wieweit ein Qualitätsmanagement für die entsprechende Institution erforderlich ist. An dieser Stelle erfolgt ein vorläufiges Studium von Richtlinien und Gesetzen, um die Erfordernisse eines Qualitätsmanagements abschätzen zu können.

b) Exploration
Informationseinholung, Vorstudien und Beauftragung eines zumeist externen Experten kennzeichnen die zweite Phase - die 'Vorkonkretisierung'. Häufig wird ein erstes Konzept erstellt, woraus sich Hinweise auf die notwendige Implementationstiefe und den voraussichtlichen Kostenanteil eines Qualitätssicherungssystems ergeben.

c) Definition

Konkret erfolgt jetzt eine Definition der Ziele und eine Bezeichnung und Bestellung der Verantwortlichen. Gremien werden einberufen, Geschäftsstellen angelegt. Als Ergebnis entsteht ein Apparat, mit dem Qualitätssicherung durchführbar ist. Teil des Apparates sind explizite Handlungsrichtlinien für die Beschäftigten in Form eines Handbuches. Vor der definitiven Einführung des Qualitätsmanagements muß sich die Krankenhausleitung vergegenwärtigen, daß besonders im Anfangsstadium nicht unerhebliche finanzielle und zeitliche Aufwendungen für Beratung und Grundlagenerarbeitung erforderlich sind. Mittel- bis langfristig ist eine deutliche Reduzierung der Qualitätskosten zu erwarten, dies sollte bei der Kalkulation berücksichtigt werden. Im Idealfalle sollten externe Berater zumindest zeitlich begrenzt eingestellt werden. Weiterhin sind in den ersten Anfängen nach Möglichkeit genügend Mitarbeiter freizustellen und gegebenenfalls neue Stellen zu schaffen.

4) Durchführung

In der letzten Phase wird Qualitätssicherung im Unternehmen publik gemacht, Weiterbildungsmaßnahmen gefördert und erste - erfolgversprechende - Projekte realisiert. Wie sich anhand von Beispielen aus der Industrie belegen läßt, vergehen von der Idee bis zur Etablierung eines routinemäßigen Qualitätsmanagements ungefähr fünf Jahre, wobei die Zeitdauer weniger durch die Unternehmensgröße, als vielmehr durch die Vielzahl an Produkten oder Dienstleistungen bestimmt wird.


1.0 Einleitung 2.0 Qualität 3.0 Qualitätssicherung
4.0 Ursachen und Gründe 5.0 Systemaufbau 6.0 Europäische Ansätze
7.0 Perspektiven 8.0 Einführung eines QS-Systems 9.0 Historischer Abriß
10.0 Literatur
 

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